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Welche Lizenz brauche ich für UL-Hubschrauber oder UL-Tragschrauber?
Selbst Abheben im Drehflügler ist für viele ein Traum. Die UL-Lizenz macht das recht unkompliziert möglich. Wie aufwändig ist die Ausbildung?

Ultraleichte Fluggeräte mit Rotor sind leider selten. Die Verbände DAeC und DULV, zuständig für Ausbildung und Zulassung, melden in 2024 einen Bestand von 531 Hub- und Tragschraubern. Zum Vergleich: 4645 Flächenflugzeuge sind als ULs zugelassen.
Trotzdem ist der Reiz groß, selbst im Drehflügler abzuheben. Denn das Fluggefühl und der Mini-Platzbedarf beim Landen sind reizvoll. Doch wie komme ich zur passenden Lizenz für UL-Hub?
Was ist der Unterschied zwischen UL-Hubschrauber und UL-Tragschrauber?
Obwohl sich die Luftfahrzeuge äußerlich ähneln, gibt es bei Drehflüglern zwei unterschiedliche Typen: Hubschrauber und Tragschrauber. Während die Rotoren von Hubschraubern ständig durch den Motor angetrieben werden, haben die von Tragschraubern nur in der Startphase eine Verbindung zum Motor. Danach wird der Rotor vom Fahrtwind in Rotation gehalten. Deshalb haben Tragschrauber eine zusätzlichen Schubpropeller. Der große Unterschied: Hubschrauber können in der Luft stehen und senkrecht starten und landen. Tragschrauber benötigen immer eine Seitwärtsbewegung. In Deutschland sind UL-Tragschrauber deutlich stärker vertreten als UL-Hubschrauber.
Deshalb gibt es die für UL-Hubschrauber und UL-Tragschrauber eigene Lizenzen. Das maximal zulässige Abfluggewicht mit zwei Personen, Gepäck und Treibstoff liegt bei 600 Kilogramm. Vorsicht: Ältere Drehflügler haben oft noch ein niedrigeres Gewichtslimit. Das gilt natürlich auch für einsitziges Gerät.
Der Theorieunterricht für die Lizenz
Bei beiden Lizenzen sind die gleichen Inhalte vorgeschrieben. Der Unterricht umfasst 60 Stunden und kann auch als Fernlehrgang absolviert werden. Diese Fächer gehören dazu:
- Luftrecht
- Flugfunk
- Navigation
- Meterologie
- Verhalten in besonderen Fällen
- Menschliches Leistungsvermögen
- allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse, Technik und ggf. pyrotechnische Einweisung
Am Ende steht eine Theorieprüfung, abgenommen vom Prüfungsrat (Multiple-Choice-Verfahren). Zusätzlich muss für das Rettungsgerät am Luftfahrzeug noch eine pyrotechnische Einweisung absolviert werden. Diese darf durch die Ausbildungsleitung der Flugschule erfolgen. Der Erwerb eines Funksprechzeugnis ist nicht vorgeschrieben, aber sinnvoll. Denn das ermöglicht den Einflug in kontrollierte Lufträume – zum Beispiel um größere Flugplätze herum.
Praxisausbildung für UL-Helikopter
Die Mindeststundenzahl liegt bei 40 Stunden auf UL-Helikoptern. Im Flugtraining müssen folgende Inhalte enthalten sein:
- mindestens zehn Flugstunden im Alleinflug mit 20 Alleinstarts
- Starts und Landungen auf verschiedenen Flugplätzen
- mindestens 10 Außenlandeübungen mit Fluglehrer
- mindestens ein Überlandflug mit Fluglehrer über eine Gesamtstrecke von 150 Kilometer mit Zwischenlandung
- mindestens drei Allein-Überlandflüge über jeweils 50 km
- theoretische und praktische Einweisung in besondere Flugzustände sowie in das Verhalten bei Notfällen
Zum Abschluss gibt es einen Prüfungsflug mit Prüfungsrat an Bord.
Praxisausbildung für UL-Tragschrauber
Die Mindeststundenzahl liegt bei 30 Stunden auf UL-Tragschraubern. Im Flugtraining müssen folgende Inhalte enthalten sein:
- mindestens 5 Flugstunden im Alleinflug mit 20 Alleinstarts
- mindestens 150 Starts und Landungen
- mindestens 10 Flugstunden mit Fluglehrer vor dem ersten Alleinflug
- Starts und Landungen auf verschiedenen Flugplätzen
- Außenlandeübungen mit Fluglehrer
- Mindestens zwei Überlandflüge mit Fluglehrer über jeweils eine Gesamtstrecke von 200 Kilometern mit Zwischenlandung
- Mindestens drei Überlandflüge alleine über jeweils 50 Kilometer mit Zwischenlandung auf einem anderen Flugplatz
- Theoretische und praktische Einweisung in besondere Flugzustände sowie das Verhalten bei Notfällen gemäß Flughandbuch
Zum Abschluss gibt es einen Prüfungsflug mit Prüfungsrat an Bord.
Für Flugzeugpiloten: So funktioniert die Umschulung
Pilotinnen und Piloten, die schon eine Lizenz für Flächenflugzeuge, Segelflugzeuge, Hängegleiter/Gleitsegler oder Motorschirme/Motorschirm-Trikes besitzen, müssen in der Theorie nur die Hub- beziehungsweise Tragschrauber-spezifischen Inhalte nachholen. Die Prüfung in diesen Fächern darf die Ausbildungsleitung der Flugschule abnehmen.
Bei der Praxisausbildung müssen alle Inhalte für UL-Hubschrauber oder UL-Tragschrauber abgeflogen werden. Je nach Talent des Flächenpiloten lassen sich aber Flugstunden anrechnen, sodass die Mindeststundenzahl sinkt. Die Anrechnung der praktischen Flugzeiten ist von der bestehenden Lizenz abhängig.
Eine gute Übersicht zu den diversen Umschulungswegen bietet der DAeC auf seiner Website. Abgeschlossen wir die Umschulung mit einem Prüfungsflug mit Prüfungsrat.
Was kostet die Lizenz?
Die Schulungskosten und Landegebühren variieren stark vom Fluggerät und dem gewählten Flugplatz. Wir setzen hier Mittelwerte aus der Recherche bei mehreren Anbietern an.
Kosten für UL-Tragschrauber: Für den Verwaltungsaufwand nehmen Flugschulen eine Grundgebühr von um die 800 Euro. Die Theoriekosten liegen bei rund 750 Euro, die Flugstunde mit Lehrer liegt zwischen 165 bis 220 Euro. Pro Landung sind 3 bis 5 Euro zu kalkulieren. Dazu kommen Lehrmaterialen und Karten mit ca. 140 Euro. Für die Prüfung in Theorie und Praxis werden rund 180 Euro fällig – plus die Charterkosten für den Prüfungsflug. Eine komplette UL-Tragschrauberausbildung kostet Fußgänger damit zwischen 10300 bis 12000 Euro.
Kosten für UL-Helikopter: Bei Verwaltungs-, Theorie- und Prüfungskosten gibt es keine Unterschiede zum UL-Tragschrauber. Allerdings sind UL-Helikopter im Betrieb deutlich teurer. Eine Schulungsstunde schlägt mit um die 500 Euro zu Buche. Eine komplette UL-Helikopterausbildung als Fußgänger kostete ab circa 18000 Euro aufwärts.
Das Medical: Die Kosten für die Gesundheitsuntersuchung beim Flugmediziner und Augenarzt (Erstuntersuchung bzw. bei starken Veränderung der Sehstärke auch bei Verlängerungsuntersuchungen) kommen bei beiden Ausbildungen noch hinzu. Beim Fliegerarzt werden ca. 200 bis 250 Euro fällig, der Augenarzt ist mit 130 bis 160 Euro meist etwas günstiger.
Vielleicht stellen die Verbände ja in dieser Saison mehr neue Hub- und Tragschrauber-Lizenzen für ULs aus als 2024 – da waren es nur 44.
Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.
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