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Störe nie einen Piloten bei der Vorflugkontrolle!

Man kommt am Platz an und nebenan räumt ein Pilot, den man länger nicht gesehen hat, seine Maschine aus. Gleich mal hin und Neuigkeiten austauschen – nett gemeint, aber womöglich der falsche Moment?

Von Thomas Borchert
Flugschülerin Isabella erledigt die Vorflugkontrolle.
Flugschülerin Isabella erledigt die Vorflugkontrolle. Bild: Lucas Böckler

Begeisterung fürs Fliegen ist schön, geteilte Begeisterung ist noch schöner – aber wir brauchen ein Minimum an Benimmregeln. Eine sollte eisern gelten: Störe nie einen Piloten bei der Vorflugkontrolle!

Jeder kennt die Situation: Man kommt am Platz an und nebenan räumt ein Pilot, den man schon länger nicht gesehen hat, seine Maschine aus. Gleich mal hin, Neuigkeiten austauschen, die Pläne fürs Wochenende vergleichen – nett gemeint, aber womöglich genau der falsche Moment. Denn eine unterbrochene Vorflugkontrolle ist nicht weniger als ein Sicherheitsrisiko. Deshalb sollte für den Unterbrechenden auch gelten: Wer bei der Vorflugkontrolle gestört wird, fängt wieder von vorne an.

Wann sollte ich einen Piloten nie stören?

Entwickeln wir also ein Gespür dafür, Situationen zu erkennen, in denen ein anderer Pilot besser nicht gestört werden sollte. Damit ist nicht nur die Vorflugkontrolle gemeint, es trifft auf Checks aller Art zu, ebenso aufs Tanken.

Und erst recht ist solche Zurückhaltung angebracht, wenn zwei Piloten gemeinsam im Cockpit sind. Ist gerade eine Checkliste dran, verbietet sich die Ablenkung ebenso wie während Start und Landung.

Auch nach dem Parken hat jeder seine eigenen Workflows

Selbst nach dem Parken und Abstellen des Triebwerks gibt es für viele Piloten einen »Flow« der letzten zu erledigenden Aufgaben, bei dem jede Unterbrechung zu Problemen führen kann: Da wird die Landezeit dann doch nicht notiert, der Master Switch bleibt an, das Ladekabel oder ein Headset liegen abends noch im Flugzeug anstatt zu Hause.

Auch gut gemeinte Hilfe kann stören. Bevor man irgendwo am Flugzeug schiebt oder zieht, sollte man fragen: »Wo darf ich denn?« Der Flugzeupropeller zum Beispiel – das war schon mal Thema eines Praxis-Tipps – ist nach einhelliger Meinung aller Hersteller tabu. Ebenso drückt man besser nicht auf Enteisungspaneelen herum.

All das muss auch Passagieren erklärt werden – freundlich, aber bestimmt. Ihre Fragen sind eben nur fast immer willkommen. So kann man verabreden, dass ein Heben der Hand im Cockpit bedeutet: Im Moment passt es grad nicht! Auch bei der Vorflugkontrolle ist keine Zeit für Fragen – die sollte in einem Rutsch absolviert werden. Bitte ohne Störung.

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Über den Autor
Thomas Borchert

Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.

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