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Squelch einstellen: Tipps für Ruhe im Cockpit

Eine Rauschsperre gibt es bei Funkgeräten und Intercoms. Für optimale Kommunikation und Ruhe im Cockpit müssen beide richtig bedient werde.

Von Thomas Borchert
An den größeren Drehknöpfen links und rechts wird der Squelch-Level für Pilot und Passagiere eingestellt. Bild: Christina Scheunemann

Das ist wohl vielen Piloten schon passiert. Man hat das beste ANR-Headset auf den Ohren, und trotzdem wird’s im Flug einfach nicht so richtig leise. Oder, ebenso nervig: Ein Mitflieger redet, ist im Intercom aber nur abgehackt zu verstehen. Beides hat häufig die gleiche Ursache. Der Squelch ist falsch eingestellt.

Das merkwürdige englische Wort steht für den sperrigen deutschen Begriff Rauschsperre. Intercom-Anlagen im Flugzeug sind heutzutage häufig ins Audiopanel integriert. Der Squelch hat hier eine wichtige Funktion. Damit möglichst wenig Fluglärm in die angeschlossenen Headsets dringt, sollen deren Mikrofone idealerweise nur dann »offen«, also aktiv sein, wenn jemand hineinspricht. Ansonsten würde die ganze Zeit der Umgebungslärm von allen angeschlossenen Headset-Mikros aufgenommen und in den Ohrmuscheln wiedergegeben werden.

Rauschsperre mit Regler einstellen

Genau für dieses An- und Abschalten sorgt der Squelch. Die Rauschsperre funktioniert eigentlich einfach. Erst wenn am Mikro eine definierte Lautstärkeschwelle überschritten wird, leitet die Intercom-Elektronik das Signal an die Ohrmuscheln der anderen Insassen weiter. Ist nur das Brummen des Motors zu hören, bleibt das Mikro inaktiv; spricht jemand hinein, ändert sich das, und die Stimme ist von allen zu hören.

Die Schwelle, bei der der Squelch, also die Sperre, abgeschaltet wird, muss bei den meisten Intercoms mit einem Regler eingestellt werden. Dieser ist oft mit SQ bezeichnet. Und das geht wie folgt. Wenn gerade niemand etwas sagt, dreht man den Regler auf, bis das Mikro öffnet und der Umgebungslärm hörbar wird. Danach dreht man ihn langsam soweit zurück, dass das Mikro gerade eben abschaltet. Spricht nun jemand hinein, öffnet das Mikro sofort. Das funktioniert am besten, wenn es sehr nah am Mund platziert ist. Dreht man den Regler zu weit zurück, kommt es zum abgehackten Öffnen wie anfangs beschrieben.

Der Druck auf den Lautstärkeregler oben links schaltet die Rauschsperre (englisch Squelch, kurz SQ) am Garmin GNS 430 ein und aus.

Ähnliches Prinzip: Squelch am Funkgerät

Die Squelch-Einstellung wird meist für Pilot, Co-Pilot und Passagiere getrennt vorgenommen. Es kann sein, dass man sie bei Änderungen des Umgebungslärms anpassen muss. Zum Beispiel nach dem Wechsel von »Leerlauf am Boden« zu »volle Startleistung«. Moderne High-End-Audio-Panels stellen den Squelch-Level, also die Öffnungsschwelle der Rauschsperre, automatisch ein. Dazu analysieren sie stets den Umgebungslärm und justieren entsprechend nach.

Aber es gibt noch einen Squelch in der Avionik: am Funkgerät. Das Prinzip ist ähnlich. Wenn auf der eingestellten Frequenz niemand spricht, also kein Signal empfangen wird, schaltet sich das Funkgerät stumm. Kommt dagegen ein Signal an, öffnet die Rauschsperre im COM-Gerät, und die Stimme des Funkenden wird hörbar. Auch die Schwelle des Squelch im Funkgerät ist einstellbar – aber nur für Avioniker bei Einbau oder Wartung.

Aus großer Entfernung Funkkontakt aufnehmen

Der Pilot kann den Squelch lediglich komplett abschalten. Dann nervt zwar ein dauerndes Rauschen aus dem Funkgerät, die Funktion ist aber dennoch wichtig. So kann man nämlich auch weit entfernte Stationen hören, deren Signal zu schwach ist, um die Schwelle der Rauschsperre zu durchbrechen. Auf diese Weise lässt sich in Ausnahmefällen schon aus größerer Entfernung Funkkontakt aufnehmen oder eine ATIS-Ansage abhören.

VOX: Zwar hat sich im Englischen inzwischen der Begriff Squelch für die Rauschsperre durchgesetzt. Ältere Intercoms oder Audiopanels nutzen stattdessen aber auch die Bezeichnung Vox.

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Über den Autor
Thomas Borchert

Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.

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