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LSG Hanns Klemm: Zu Besuch im Flugzeughangar

Die Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm restauriert seit mehreren Monaten eine Klemm 107 C in ihrer Werkstatt. Im dritten Teil der Serie sprechen wir mit den Vereinsmitgliedern über das Projekt, das Vereinsleben und ihre Flugzeuge.

Von Isabella Sauer
Zum Fliegen ist das Wetter zu schlecht, aber L. Jansen und I. Sauer (v. l.) vom fliegermagazin setzen sich dennoch in die kostbare Klemm L 25.

Seit mehr als fünf Monaten begleitet das fliegermagazin nun schon die Restaurierung einer Klemm 107 C der Luftsportgemeinschaft LSG Hanns Klemm. Dabei berichten wir immer wieder über den Stand der Dinge. Wir blicken aber auch zurück in die Vergangenheit: Was macht Klemm-Flugzeuge so besonders und wer war Hanns Klemm eigentlich?

Was uns noch fehlte: Ein Besuch bei der LSG Hanns Klemm. Jetzt haben wir in Böblingen bei Stuttgart diejenigen kennengelernt, die all ihre Energie und viel Herzblut in die Restaurierung stecken. Denn noch immer gibt es ein großes Ziel. Die Klemm 107 C mit der Kennung D-ECIH bis zur AERO in Friedrichshafen wieder flugfähig zu machen. Also bis zum 19. April 2023!

Der Rumpf wurde bereits von der alten Bespannung befreit.

Im Hangar: ULs, Einmots, Oldtimer und Segelflieger

Es ist ein nasskalter Donnerstagnachmittag, als sich die Tore des Hangars öffnen. Wir bekommen Zutritt zu den »Heiligen Hallen« der LSG Hanns Klemm. Der erste Eindruck: »Wow, hier stehen und hängen ganz schön viele Flugzeuge«. Vereinsmitglied Claudius Banani (53) bemerkt unser Staunen und erklärt rasch: »Ja, wir haben hier so einige Flugzeuge untergebracht. Wir haben ULs, Einmots, Oldtimer und im anderen Hallenteil sogar Segelflieger.«

Wir lassen uns kurz die Vereinsgeschichte von Claudius Banani erklären, als wir auf Manfred Schade treffen. Er begrüßt uns freundlich und berichtet, dass er schon ein alter Hase im Verein sei. Er habe schon bei drei Klemm-Kl107-Restaurationen mitgemacht.

In der Halle der Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm geht es eng zu. An der Decke hängt die Klemm L 25, vorne rechts im Bild steht die bereits restaurierte 107 C.

Sowohl moderne als auch alte Flugzeuge: LSG Hanns Klemm

Und das glauben wir ihm sofort. Manfred entschuldigt sich und macht sich umgehend wieder an die Arbeit. Er geht zu einer Klemm Kl 107, setzt sich neben das linke Hauptfahrwerk und schraubt daran herum. »Die Bremse scheint undicht zu sein. Die will ich abmontieren und dann heute Abend mit in die Werkstatt nehmen«, erklärt der 80-Jährige. Wir lassen ihn weiter in Ruhe werkeln.

Für uns geht es nun vorbei an einer topmodernen und ultraleichten Dynamic WT 9 mit der Kennung D-MECX. Außerdem befindet sich eine Robin DR 400-180 Regent in der Halle. Diese nutzt der Verein hauptsächlich als Reiseflugzeug für längere Strecken. »Die Robin ist superleicht, Holzbau und ebenfalls bespannt«, erklärt Banani.

Drittältestes zugelassenes, flugfähiges Flugzeug: Klemm L 25

Dann stoßen wir auf die wahren Schätze des Vereins. So zieht sofort eine von der Decke hängende Klemm L 25 die Aufmerksamkeit auf sich. »Diese L 25 d VII R war eine Weiterentwicklung der Daimler L 20«, kommt es plötzlich hinter unserem Rücken hervor. Manfred hat sich wieder dazugesellt. Er hat zunächst mit der Segelfliegerei angefangen und machte Anfang der achtziger Jahre seine Motorfluglizenz. Ebenso schließt sich Vereinskollege Edgar an. Letzterer fügt hinzu: »Wie die L 20 ist dieses Flugzeug ein freitragender Tiefdecker in Holzbauweise. Er wurde 1927 unter der Verantwortung von Robert Lusser entwickelt. Dieses Exemplar ist Baujahr 1934. Seit 2006 ist sie im Besitz des Vereins«.

Mehr als drei Jahre haben Vereinsmitglieder an der Restaurierung der Maschine gearbeitet. Darunter auch Stefan Saile, den wir später in der Werkstatt kennenlernen. Heute fliegt die LSG Hanns Klemm die L 25 nur zu besonderen Anlässen. »Schließlich ist die D-EJOL das drittälteste in Deutschland zugelassene und flugfähige Flugzeug«, ergänzt Manfred stolz. Für das fliegermagazin lassen die Männer das Flugzeug herunter, ein Rundflug ist aufgrund des schlechten Wetters nicht möglich. In fliegermagazin #12.2013 gab es ein großes Porträt der Maschine.

LSG Hanns Klemm: Versammlung in der Werkstatt

Der Verein hat diese Klemm 107 C bereits erfolgreich restauriert. Online-Chefredakteurin Isabella Sauer will sich das Cockpit anschauen.

Weiter geht es zu einer bereits vollständig restaurierten Klemm 107 C, die die Vereinsmitglieder für uns aus dem Hangar schieben. Mit der D-ECEH fliegen die Mitglieder zu vielen Gelegenheiten. Sowohl als Reiseflugzeug, als auch für Spornradeinweisungen. Bei dieser Restauration hat Manfred mitgeholfen. Er sagt: »Die Restauration und Reparatur von alten Flugzeugen ist immer wieder eine besondere Aufgabe«. Oft gebe es viele Teile nicht mehr oder sie seien mit nur viel Aufwand in einem verwendbaren Zustand zu beschaffen.

Ortswechsel: Wie jeden Donnerstagabend gegen 17 Uhr haben sich etwa zwölf Vereinsmitglieder in der Werkstatt in Böblingen versammelt. Als wir ankommen, wird hier bereits fleißig gearbeitet. Ein Team schleppt vorsichtig Flugzeugteile umher. Zwei Kollegen befinden sich an der Werkbank und wieder andere befassen sich mit Abschleifarbeiten. Manfred, der jetzt seinen blauen Arbeitskittel übergeworfen hat, sagt: »Es gibt noch richtig viel zu tun«. Die Klemm 107 ist mittlerweile komplett in ihre Einzelteile zerlegt.

Das fliegermagazin– Team lässt sich von Manfred Schade die nächsten Arbeitsschritte
der Restaurierung erklären.

Alle Flugzeugteile sind Original oder originalgetreu

Der Rumpf steht aufgebockt in einer Ecke der Werkstatt. Die Fenster wurden ausgebaut, Tragflächen abmontiert, ebenfalls Seiten- und Höhenruder. Auch die gesamte Avionik fehlt, denn die muss neu gemacht werden, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden. Der Motor und der Propeller sind auch schon abmontiert. Paul-Matthias Schlecht ist Vorsitzender des Fördervereins, der maßgeblich die Restaurierung der Klemm finanziert. Er sagt: »Die werden gerade geprüft und überholt. Fahrwerk und Bremsen seien bereits überholt. Die Grundierung wurde auf den Rumpf aufgetragen. Bis auf die Avionik sind alle Teile an der Klemm Original oder originalgetreu,« sagt er.

Matthias Fell packt ordentlich mit an. Viele Einzelteile müssen noch grundiert werden, wie hier das Seitenruder.

Eine Ecke weiter treffen wir auf Stefan Saile, einen absoluten Klemm-Fan. Er kannte sogar den Sohn von Hanns Klemm. »Dieses Flugzeug hier ist wohl durchdacht. Das ist nicht einfach von der Stange. Schaut euch an, wie filigran alles gearbeitet wurde«, sagt er. Stefan fasst vorsichtig den Rundholm aus Holz an. »Das ist ein Meisterwerk der Holzverarbeitung«, lobt er weiter. Dann kommt Manfred daher und setzt seine Schleifmaschine an.

Im Inneren des Rumpfs lässt sich die Halbschalenbauweise gut erkennen.

Wissen an jüngere Generationen weitergeben: LSG Hanns Klemm

Auch Claudius Banani ist mit in die Werkstatt gekommen und hilft. Gemeinsam mit Patrick Lacarak und weiteren Vereinsmitgliedern heben sie die Landeklappen samt Anbauten hoch. Vorsichtig binden sie Nylondraht herum und hängen es an eine eigens konstruierte Holzaufhängung. Patrick erklärt: »So können wir die Einzelteile besser für die nächsten Schritte vorbereiten«. Denn bevor das Flugzeug bespannt werden kann, müssen die Teile mit einem bestimmten Primer zur besseren Haftung des Klebers bestrichen werden.

Apropos Bespannung: Die soll Mitte März bei Lanitz Aviation in Leipzig stattfinden – mit dem innovativen Oratex-Gewebe. Doch bis dahin stehen noch viele Arbeiten an. Doch auch wenn die Zeit drängt, ist sich die LSG Hanns Klemm sicher: Sie schafft es bis zur AERO 2023! Ein starkes Team steckt auf jeden Fall dahinter. Hier herrscht ein gutes Arbeitsklima und die älteren Vereinsmitglieder geben ihr Wissen an die jüngere Generation weiter. Es kann also klappen.

Noch lässt sich das Instrumentenbrett nur erahnen, doch schon bald soll es wieder voll funktionsfähig sein.
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Wer war eigentlich Hanns Klemm?

Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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