Jodel-Restaurierung: Sägen für die Perfektion
Bei der Restaurierung der Jodel D 113 »Baguette« sind Teresa und Chris auch mit grobem Werkzeug zugange. Dank tatkräftiger Unterstützung von Freunden und Familie gelingt es, das Projekt in großen Schritten voranzubringen.

Wer die Möglichkeit hat, vor der Restaurierung eines Flugzeugs noch ausgiebig Zeit in der Luft zu verbringen, kann genügend Ideen für spätere Verbesserungen sammeln. Zu Beginn dachten mein Freund Chris und ich keinesfalls, dass wir mit unserer Jodel D-113 noch über 35 Flugstunden sammeln würden. Der Flieger aus Schweden hat 10 000 Euro gekostet – was sollte man bei so einem Preis erwarten? Die erste Baustelle war jedenfalls schnell gefunden: die Rückenlehne. Eine Kleinigkeit, die jedoch bei langen Flügen keine Freude bereitet. Es kostete etwas Überwindung, die Säge anzusetzen und die Rückenlehne herauszuschneiden – ein Fall für den Gehörschutz.
Der Knackpunkt: Ich bin 15 Zentimeter kleiner als Chris, und so hat jeder seine eigenen Vorstellungen von bequem. Mit einer provisorischen Sitzgelegenheit wurden alle Möglichkeiten durchprobiert und schließlich war die endgültige Markierung für die Lehne gezogen. Die letzten Anpassungen begannen: neue Leisten für die Befestigung der Rückenlehne zuschneiden. Das Jodel-Projekt setzen wir natürlich nicht alleine um. Marvin, ein guter Freund von uns, unterstützt uns immer wieder. Er ist selbst Besitzer einer außergewöhnlich schönen Piper Cub und bringt eine Menge Erfahrung mit.
An diesem Tag bereiteten wir gemeinsam die Tragflächen-Rippen für die Aufleimer des Oratex-Bespannmaterials an der linken Tragflächen-Unterseite vor. Nach einem intensiven Arbeitstag wurden die Aufleimer verklebt und anschließend fixiert. Auch die Befestigungsleisten der Rückenlehne waren schnell eingepasst und verleimt. Es ist erstaunlich, wie Teamwork den Fortschritt eines Projekts beschleunigen kann. Dass nicht nur Chris und ich, sondern auch Freunde und Helfer zu einem Teil dieser Restaurierung werden, zeigt, wie wertvoll die Flieger-Gemeinschaft ist.
Stolz auf das neue Panel für die Jodel
Da »Baguette« bisher keine Beleuchtung verbaut hatte, haben wir bereits Strobe-Lights nachgerüstet. Um auch von vorne gut sichtbar zu sein, haben wir uns für zwei Landelichter an der Vorderkante der Tragfläche entschieden. Hierzu konstruierten wir zuerst mit einem computergestützten Designprogramm eine Halterung für die Lampe und bauten eine Art Box für den Einbau in die Tragfläche. Damit wir diese Konstruktion einsetzen konnten, fehlte natürlich noch etwas Entscheidendes: ein Loch!
»Nimm die Säge«, erklärte Chris entschlossen. Mit einer kleinen Säge in der Hand begann ich, zwei rechteckige Ausschnitte in die Nasenleiste der Tragfläche zu schneiden. Die Wahl der Position war nicht zufällig: Genau an dieser Stelle befanden sich früher Wartungsdeckel. Jetzt kann man zum Zugang einfach die Landelichter ausbauen. Auch wenn die Holzarbeiten weiterhin andauern, gibt es auch abgeschlossene Teilprojekte wie den Bauch. Der war komplett mit Öl und Bremsflüssigkeit durchtränkt; wir mussten das Holz komplett ersetzen. Besonders stolz sind wir auf das neue Panel.
Wir haben uns entschieden, eine moderne Jodel aus »Baguette« zu machen. Ein digitales Rundinstrument Garmin G5 zeigt Speed, Höhe und Horizont. Funk, Transponder und Verkehrssensor inklusive ADS-B und FLARM kommen von Air Avionics. Dazu bauen wir eine Motorüberwachung MGL Blaze 2 ein. Im Zentrum sitzt ein iPad mini 6 in einer Halterung von Guardian. Es sind noch kleinere Anpassungen an den Ausschnitten für Schalter und Sicherungen zu machen. Die Schritte werden immer kleinteiliger und wir merken: Es geht voran! Wer bei einer Flugzeugrestaurierung nur an Schraubenschlüssel und Sägen denkt, wird überrascht sein, wo es uns als Nächstes hinführt: »Baguette« bekommt eine maßgeschneiderte Innenausstattung. Sie dürfen gespannt sein, wie es weitergeht!
Serie „Jodel-Restaurierung“
- Der Traum vom eigenen Flugzeug: Restaurierung einer Jodel D113-3
- Jodel-Restaurierung: Ein Flieger steht jetzt in der Garage
- Jodel restaurieren: Mehr Sprint als Marathon
Text: Teresa Staudinger
- Jodel D113
- Restaurierung
- Oratex-Bespannung