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Fehlerhafter Ruderanschluss: Motorsegler Nimbus 3T stürzt bei F-Schlepp ab
Sicherungsnadel und Ruderkontrolle sind zwei probate Mittel zum Schutz vor Nachlässigkeiten bei der Montage eines Flugzeugs. Doch hundertprozentigen Schutz bieten selbst sie nicht
Vorbereitung zum Streckenflug: Zusammen mit einem Helfer rüstet ein Pilot seinen Motorsegler mit Klapptriebwerk auf. Nahezu perfekte Wetterbedingungen versprechen ein herrliches Flugerlebnis an diesem Spätsommertag. Es wird nur ein sehr kurzes Vergnügen. Denn wenig später liegen die Reste der zertrümmerten CFK-GFK-Konstruktion unweit des Flugplatzes Fürth-Seckendorf im Hof eines landwirtschaftlichen Anwesens. Was ist geschehen? Um kurz nach zwölf startet der Motorsegler hinter einer Schleppmaschine vom fränkischen Segelfluggelände. Nachdem das Gespann eine nahe gelegene Straße überflogen hat, kurvt es mit etwa 20 Grad Schräglage nach rechts.
Währenddessen bemerkt der Nimbus-Pilot, dass die Querrudersteuerung nur sehr schwer anspricht. Schlimmer noch: Die Rollbewegung seiner Maschine um die Längsachse nach rechts nimmt zu, jetzt bleibt dem Mann nichts anderes übrig, als das Schleppseil auszuklinken. Doch das rettet die Situation nur für den Piloten am vorderen Ende: Der Seglerpilot kann die Querlage nicht mehr kontrollieren, das Flugzeug stürzt ins Dach eines Bauernhofs. Rumpf und Tragflächen zerbrechen mehrmals, der Cockpitbereich wird beim Aufprall völlig zertrümmert. Wie durch ein Wunder kommt der Pilot mit dem Leben davon – wenn auch schwerverletzt.
Schleppseil ausgeklingt: Nimbus lässt sich nicht mehr steuern
Die Analyse des Wracks gestaltet sich schwierig. Die Flugunfalluntersucher nehmen die Steuereinrichtung besonders gründlich unter die Lupe. Die Ruderverbindungen mit den zehn eingebauten L’Hotellier-Verschlüssen (Kugelkopfverschlüsse) wurden alle nach Handbuch mit einer Nadel gesichert. Neun von ihnen waren beim Aufprall gewaltsam geöffnet worden. Die aufgebogenen nasenförmigen Endteile der L’Hotellier-Gehäuse belegen dies. Doch an einem Verschluss fehlte dieser Hinweis. Er war in tadellosem Zustand, die Sicherungsnadel sogar einwandfrei eingesteckt. Doch vermutlich war die Verschlusskugel nur auf oder vor die nasenförmige Aussparung des Gehäuses gesetzt worden.
Das kann passieren – wofür gibt’s die Ruderkontrolle vor dem Start! Doch die Schilderungen der Zeugen offenbarten, dass dabei die Schubstangen zur Anlenkung der Querruder lediglich auf Druck beansprucht wurden – nur ein Druck- und Zugcheck hätte gezeigt, dass beide Querruder nach oben und unten ausschlagen. Dass dem Piloten, mit 567 Stunden recht erfahren und im Flugzeugschlepp gut geübt, diese Nachlässigkeit bei der Flugvorbereitung unterlaufen ist, erscheint nachvollziehbar: Es war sein erster Flug auf dem Nimbus 3T. Er hatte den Motorsegler gerade gekauft.
Text: Markus Wunderlich, fliegermagazin 1/2007
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