Unfallakte

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Doppeldecker CASA 1.131 bei der Landung: Kollision mit Fahrradfahrer

Sicherheitsstreifen tragen ihren Name zurecht: Sie bleiben Luftfahrzeugen vorbehalten, die bei der Landung von der Piste abkommen. Wer rechnet dort schon mit Passanten?

Von Redaktion

Nein, so hat sich der Pilot am Steuer einer CASA 1.131 die Landung nicht vorgestellt. Um kurz vor elf war der Mann von der Piste 14 des Flugplatzes Schärding/Suben in Oberösterreich zu einem Lokalflug gestartet. Nach 20 Minuten meldet er sich bereits wieder im Endanflug und erfragte den Wind. Taildragger wie die Jungmann landen bedeutet fast „blind“ aufzusetzen: Vom hinteren Sitz des Tandemsitzers hat der Pilot nur eine eingeschränkte Sicht nach vorn. Und beim Rollen versperrt ihm die Flugzeugnase den Blick auf den Taxiweg.

Der Touch down des Bücker-Lizenzbaus verläuft zwar noch normal, doch kaum berühren die Räder den Asphalt, läuft der Doppeldecker nach rechts aus der Spur und rauscht in den Sicherheitsstreifen neben der Bahn. Was der Pilot nicht sehen kann: Beim Ausbrechen ins Gras steuert er direkt auf einen Mann zu, der neben der Piste auf einem Rad zur Schleppwinde fährt, die vor der „14“ steht. Er wird beim Zusammenstoß tödlich verletzt, das Flugzeug kommt schwerbeschädigt zum Stehen. Erst jetzt realisiert der Pilot den schrecklichen Unfall.

Direkt nach dem Touch-Down läuft der Doppeldecker nach rechts aus der Spur

An den Bremsen des Doppeldeckers entdeckten die österreichischen Unfalluntersucher keine Mängel, sie funktionierten einwandfrei. Anders das Tailwheel: Man fand die linke Seilführung für die Spornradsteuerung gerissen vor. Das Teil ist mit einer 1,5 Zentimeter langen Schweißnaht am Seitenruderbeschlag angebracht. Die Bruchstelle wurde von einem Institut für Raster-Elektronenmikroskopie untersucht. Ergenbis: „schlagartiger, zäher Schubgewaltbruch“.

Vermutlich ist das beim Aufsetzen oder während der ersten Rollmeter passiert. Somit konnte der Pilot nur noch über die Bremsen versuchen, den Weg der Einmot zu beeinflussen. Um nicht nach rechts abzudriften, drückte er die linke Fußspitzenbremse, vom linken Reifen stammen auch die Spuren, die deutlich auf der Runway zu erkennen waren. Der Flugleiter hatte den Fahrradfahrer erst bemerkt, als er die Windwerte an den Piloten übermittelte. Für eine Warnung war es zu spät. Das hat der Unfall gezeigt: Im Sicherheitsstreifen einer Piste, die in Betrieb ist, hat niemand etwas zu suchen. Dies, so die Sicherheitsempfehlung der Unfallexperten, soll bei den regelmäßigen Schulungen noch stärker ins Bewusstsein der Flugleiter gerückt werden.

Text: Markus Wunderlich, fliegermagazin 12/2006

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