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Vulkan Tour durch Italien: VFR zu den Feuerbergen

Vesuv, Ätna und Vulcano – das sind die Ziele zweier Freunde, die sich von Donauwörth mit der Vereinsmaschine auf den Weg nach Italien machen. Dazwischen lassen sie sich wichtige Sehenswürdigkeiten nicht entgehen.

Von Redaktion
Aschewolke
Glück gehabt: In der Nacht ist es am Ätna zu einer Eruption gekommen. Die Aschewolke zieht aber nach Osten, während die DA40 Sizilien nach Nordwesten verlässt. Foto: Dennis Köhler

Der Text in der italienischen AIP liest sich bedrohlich: „Due to the impossibility to determinate altitude, direction and/ or density of volcanic ash cloud due to variability of the meteorological conditions, all flights within Catania CTR must be conducted with maximum attention.“ Als wir dann am Morgen des 21. September 2021 am Flughafen Comiso im Süden Siziliens ankommen, werden wir im OPS-Büro persönlich gewarnt: In der Nacht sei es am Ätna zu einer der größten Eruptionen seit langem gekommen, die Aschewolke reiche bis auf etwa 30 000 Fuß und ziehe in Richtung Osten.

Glück gehabt: Unser Tagesziel Ajaccio auf Korsika liegt in nordwestlicher Richtung, zudem gewährt uns der Flug einen Blick auf das faszinierende Naturereignis. Und nur drei Tage zuvor standen wir noch auf dem höchsten aktiven Vulkan Europas.

Vulkan Tour: Aschewolke über dem Ätna

Mit meinem langjährigen Reisebegleiter Stephan Strobel war ich vom Bayerischen Donauwörth-Genderkingen in Richtung Süden aufgebrochen. Nach anderthalbjähriger Corona-bedingter Zwangspause ist das Fernweh groß, aber die Reisemöglichkeiten sind noch limitiert. Für Italien braucht man lediglich einen Impfoder Testnachweis und eine Online-Anmeldung. Als Fluggerät steht uns die IFR-zugelassene Diamond DA40TDI unserer Motorflugsportgruppe zur Verfügung – diesmal allerdings mit einer Einschränkung: Der Autopilot ist seit Wochen defekt, und das erforderliche Ersatzteil lässt auf sich warten. Präzisionsfliegen von Hand ist also angesagt.

CrewCrew
Eingespieltes Team: Stephan Strobel und Autor Dennis Köhler (r.) haben gemeinsam schon etliche Reisen mit der Vereinsmaschine unternommen.

Am Abflugtag könnte das Wetter schöner nicht sein. Das Tagesziel lautet Neapel, denn dort wartet der Vesuv als erster Vulkan auf uns. Als Destination steuern wir aber den rund zwei Autostunden östlich gelegenen Gino Lisa Airport in Foggia an. Der Flughafen in Neapel erlaubt kein längeres Abstellen, und der meist von der Allgemeinen Luftfahrt in der Region genutzte Platz, Salerno, ist seit Monaten wegen Baumaßnahmen geschlossen. Per NOTAM haben wir erfahren, dass in Foggia verpflichtendes Handling des einzigen Anbieters Fly Service in Anspruch zu nehmen sei. Der E-Mail-Kontakt verläuft schnell und freundlich, der Preis lässt uns jedoch schlucken – rund 300 Euro!

Erstes Ziel, Vesuv: Die Piloten steuern den Gino Lisa Airport an

Bei bestem Wetter überqueren wir in Flugfläche 160 die Alpen. Nach knapp vier Stunden Flugzeit taucht im Dunst der Vesuv auf. Amendola Approach übernimmt uns für den letzten Teil des Flugs, und 4:10 Stunden nach dem Start setzt Stephan die DA40 auf die Piste 33 des Gino Lisa Airports.

FoggiaFoggia
Erstes Tagesziel erreicht: In Foggia erhält die Diamond Jet Fuel.

Wofür man an diesem in die Jahre gekommenen verschlafenen kleinen Platz Handling benötigt, außer zur Bereicherung von Fly Service, erschließt sich uns nicht. Kurz nach uns landet noch eine SR22. Wir erfahren, dass dies heute die beiden einzigen Flugbe wegungen waren. Ein Taxi bringt uns zum Bahnhof, wo wir unser reserviertes Auto entgegennehmen und uns auf den Weg nach Neapel machen. Im Herzen der Stadt haben wir ein B & B gebucht. Für deutsche Autofahrer ist der Verkehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin froh, als wir am Ende dieses anstrengenden und langen Tages vor einer typischen Pizza Napoli sitzen – schließlich soll sie hier erfunden worden sein.

Zu Besuch auf dem Vesuv, in Pompeji und der Almafiküste

Drei Attraktionen haben wir uns für diese Gegend und die beiden kommenden Tage vorgenommen: Neapels „Hausvulkan“ Vesuv, die damit untrennbar verbundenen historischen Stätten von Pompeji sowie die landschaftlich spektakuläre Amalfiküste. Letztere kommt zuerst dran.

Rund 50 Kilometer und eine Stunde Fahrzeit sind es bis zum Städtchen Sorrent auf der gleichnamigen Halbinsel, von deren Westspitze die Insel Capri gut zu sehen ist. Im Süden der Halbinsel schlängelt sich die Strada Statale 163 Amalfitana über dem Golf von Salerno die steil abfallenden Küste entlang. Die Straße bietet zwar tolle Perspektiven auf die Küste und bekannte Orte wie Positano, Praiano und Amalfi selbst. Aber sie ist sehr eng, kurvenreich und völlig überlastet. Nach etwa drei Stunden ergreifen wir die Flucht über eine steile Serpentinenstraße nach Norden, zurück auf die andere Seite der Halbinsel. Von hier aus bietet sich ein toller Blick auf den Vesuv. Der ist anderntags dran.

Kein Mobilfunknetz: Tickets für den Vesuv sollten vorab gebucht werden

Von einem großen Parkplatz, etwa zwei Kilometer vor dem Zutrittstor zum finalen Aufstieg, kann man den Berg entweder zu Fuß erklimmen oder für zwei Euro einen Shuttlebus nehmen. Wichtig: Sowohl Parkplatz (www.parkingsuvio.it) als auch Zugang zum Krater (www.vivaticket.com) müssen vorab online mit Termin gebucht und bezahlt werden – vor Ort gibt es kein stabiles Mobilfunknetz oder gar WLAN. Die letzten anderthalb Kilometer bis zum Kraterrand sind dann Fußmarsch, und zwar ein ziemlich steiler. Für die Anstrengung belohnt uns ein Panoramablick auf Neapel und das dicht besiedelte Umland. Zwar liegt der letzte Ausbruch des Vesuv rund 77 Jahre zurück – dennoch: Rund 600 000 Menschen leben in der unmittelbaren Gefahrenzone. Im Jahr 79 n. Chr. begrub der Vulkan unter anderem die Städte Herculaneum und Pompeji mit einem Ascheregen.

PompejiPompeji
Überreste: Im Jahr 79 n. Chr. wurde Pompeji ein Opfer des Vesuvs, hier und in Herculaneum starben Tausende Menschen.

Pompeji – in den unzähligen Gassen und Gebäuden der historischen Stadt, die inzwischen weitgehende ausgegraben wurde, könnte man einen ganzen Tag verbringen. Für einen Gesamteindruck reichen aber auch zwei Stunden. Immer präsent aus der Perspektive der Stadt ist der Berg, der sie zerstörte.

Security Gebühr: Die Rechnung für den Aufenthalt beträgt deutlich über 600€

Nahe einer Eruption sind auch wir, als wir tags darauf an den Flughafen von Foggia zurückkehren. Als der Drucker im Büro von Fly Service die Rechnung für unseren Aufenthalt ausspuckt, beläuft sie sich nicht auf die schriftlich genannten gut 300 Euro, sondern auf deutlich über 600! Die Differenz entspringe einer Security-Gebühr – Fly Service müsse sie an den Flughafenbetreiber weiterleiten. Ich verweigere die Zahlung und bestehe auf die vereinbarte Summe, die mir ausdrücklich als Komplettpreis genannt worden war. Es wird wild telefoniert und diskutiert.

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Schließlich einigt man sich zähneknirschend etwa in der Mitte. Eine spätere schriftliche Beschwerde in der Zentrale von Fly Service sollte ins Leere laufen. Über Nacht hat sich die bisher ruhige Wetterlage geändert. Der Wind weht stramm aus Westen, in unserer geplanten Flugfläche 100 mit bis zu 60 Knoten schräg von vorn, zeitweise befinden wir uns in IMC. Die DA40 kommt kaum voran, und ohne Autopilot wird es bei diesen Bedingungen auch zur Herausforderung, auf Dauer die unter IFR erwartete Präzision zu halten.

Starker Wind: Die DA40 kommt kaum voran

Auf der Route nach Sizilien taucht über dem offenen Meer zunächst Alicudi unter uns auf, die westlichste der Liparischen Inseln, kurze Zeit später im Dunst die Nordküste Siziliens. Der Aeroporto di Comiso liegt allerdings ganz im Süden der Insel. Er beweist, dass es in Italien auch anders geht. Es gibt keinerlei PPR-Regelung, dafür jedoch mit rund 100 Euro für italienische Verhältnisse faire Gebühren, die komplette Infrastruktur eines größeren Flughafens und sehr zuvorkommendes Personal. Obwohl es sich um einen inneritalienischen Flug handelt, werden Impfund Testnachweise samt Personalien streng kontrolliert.

Für die Nacht haben wir ein Hotel im nahen Ragusa gebucht. Erst vor Ort stellen wir fest, dass die Stadt zum UNESCO-Welterbe gehört und einen wunderschönen historischen Kern hat, der bei Nacht eine ganz besondere Atmosphäre verbreitet.

Übernachtung im UNESCO-Welterbe Ragusa

Vulkan Nummer zwei erwartet uns bei sonnigem, aber nach wie vor stürmischem Wetter. Rund zweieinhalb Stunden Fahrt sind es von Ragusa bis zum Rifugio Giovanni Sapienza, das auf etwa 1900 Metern am Ätna liegt. Von dort bringt eine Seil bahn die Besucher zur Bergstation La Montagnola auf etwa 2500 Meter Höhe. Bereits die Straße von Catania zur Talstation führt durch eine beeindruckende Mondlandschaft aus tiefschwarzem Vulkangestein. Eine Tour bis in die Nähe des gut 800 Meter oberhalb der Bergstation gelegenen, stetig rauchenden Hauptkraters ist wegen des starken Winds heute nicht möglich – schon die Seilbahn musste mehrmals anhalten, weil die Böen zu stark waren. Doch ein Vulkanbesuch ohne Krater? Eine willkommene Alternative bietet der 2001 entstandene Cratere del Laghetto nebenan. Der Aufstieg ist steil, der feine Vulkanstaub dringt durch jede Ritze und erinnert an Wanderungen auf Sanddünen. Der Ausblick von oben entschädigt jedoch für alles. Wenn nur der Wind nicht wäre.

TaorminaTaormina
Traumhaft gelegen: Taormina an der Ostküste Siziliens, auf dem Gipfel die normannische Burgruine von Castelmola.

Einer unserer Tagesausflüge führt uns nach Taormina, an der Küste zwischen Catania und Messina. Der 10000 Einwohner zählende Ort ist malerisch an den Hang gebaut und hat eine schöne Altstadt. Hoch über Taormina liegt auf einem Gipfel in 550 Metern das Örtchen Castelmola. Die Aussicht auf Taormina und den rauchenden Ätna ist von hier oben spektakulär.

Zu Besuch in der Heimat des Windgotts Äolus

An einem anderen Tag fahren wir mit einem Boot von Milazzo an der Nordküste in einer Stunde zu den Liparischen Inseln, bekannt auch als Äolische Inseln – für die Alten Griechen die Heimat ihres Windgotts Äolus. Auch Odysseus schaute auf seiner Irrfahrt vorbei. Die Inseln sind allesamt vulkanischen Ursprungs und einige davon immer noch aktiv. Die bekannteste dürfte Vulcano sein – tatsächlich geht der Begriff Vulkan auf sie zurück. Den Aufstieg zum Kraterrand auf rund 400 Meter Höhe kann man in einer Stunde bewältigen.

VulcanoVulcano
Giftige Dämpfe: Auf Vulcano hält sich am Kraterrand eine übel- riechende Wolke. Da kommt eine Umrundung nicht in Frage.

Die vulkanische Aktivität ist hier allgegenwärtig. Gelbe Schwefelablagerungen bedecken große Flächen, aus zahlreichen Ritzen dringen übelriechende Fumarolen. Eine Umrundung des Kraters bleibt uns verwehrt, denn auf der Ostseite verhüllt gerade eine große Wolke dieser giftigen Dämpfe den Weg. So schaurig faszinierend die Szenerie ist, so toll ist der Blick auf die Nachbarinseln Lipari und Salina. Nur wenige Wochen nach unserem Aufenthalt dort muss Vulcano für Besucher gesperrt und sogar teilweise evakuiert werden, da sich die Hinweise auf einen bevorstehenden größeren Ausbruch verdichten.

Erlebnisreiche Reise: Über Korsika Richtung Heimat

Wir lassen den Nachmittag am Strand ausklingen, bevor uns das Boot zurück nach Milazzo bringt, von wo wir wieder nach Ragusa fahren.

KorsikaKorsika
Große Runde: Die Rückflugroute führt über Korsika. Zum Tanken und Übernachten wird Ajaccio angesteuert.

Die nächste Etappe mit der DA40 führt über Korsika in Richtung Heimat. Mit einem letzten Blick auf den rauchenden Ätna geht es von Comiso über Sizilien und Sardinien nach Ajaccio auf Korsika, wo wir noch einen Urlaubstag dranhängen. Durch diese Kombination von viel Fliegen, aber auch längeren Bodenstopps wurde unsere Reise so erlebnisreich.

Fliegen in Italien

So wie die Überschrift heißt auch die Website (www.fliegen-in-italien.de) von Philipp Tiemann, die als erste Anlaufstelle für fliegerische Fragen rund um den Mittelmeerstaat gelten kann. Die zweite und dritte Empfehlung sind die AIP VFR (www.enav.it) sowie der Flugplatzführer Avioportolano. Was die Luftraumstruktur in Italien angeht, gibt es sehr viele Gegenden, in denen man mit einem Controller reden muss oder sogar eine Freigabe braucht – die oft nicht explizit mit den Worten „cleared …“ gegeben wird. Im Funk viel zu reden

ist in Italien also wichtig. Topografisch ist das Land nicht ohne Herausforderungen: Zunächst sind die Alpen zu überqueren, danach liegt auf der Route in die Toskana der Apennin im Weg – und weiter südlich verhindern die sehr hohen Berge der Abruzzen den einfachen Wechsel zwischen Ost- und Westküste. Flugplätze in Italien bieten drei Herausforderungen: Die größeren sind oft Bürokratiemonster, die PPR- und/oder teure Handling-Pflichten haben. Anfragen per E-Mail werden oft nicht beantwortet, ein Telefonat auf Englisch geht meist schneller. Man sollte sich sehr genau nicht nur über anfallende Gebühren informieren, sondern auch über Öffnungszeiten und vor allem die Verfügbarkeit von Avgas. Die ist in ganz Italien ein Problem; die Einschränkungen stehen oft in NOTAMs. Informationen über kleine Flugplätze finden sich nicht in der AIP, sondern im Avioportolano.

Text: Dennis Köhler, Fotos: Dennis Köhler, Stephan Strobel

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