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Touch & Go Altenrhein: Fliegen im Dreiländereck
Auf der einen Seite die Alpen, auf der anderen der Bodensee – schon der Anflug auf Altenrhein ist spektakulär. Der Flugplatz im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz ist aber auch eine ideale Basis, um die Ostschweiz zu erkunden.
Schweiz? Da denkt man sofort ans Gebirge. Doch es muss nicht immer die geballte Ladung Alpenfeeling sein. Altenrhein ist anders: ein Flughafen direkt am Bodensee zwischen St. Gallen und Bregenz, eingebettet in eine wunderbare Kulisse aus Wasser, Wäldern und Bergen.
Diese Szenerie genießen Piloten schon seit fast hundert Jahren; bereits in den Zwanzigern wurde in Altenrhein geflogen. Die erste Piste entstand auf Initiative von Claude Dornier, der nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland keine Flugzeuge mehr produzieren durfte und deshalb eine 600 Meter lange Grasbahn am Schweizer Ufer des Bodensees einrichten ließ: Altenrhein liegt schräg gegenüber von Friedrichshafen-Manzell.
Flugplatz Altenrhein: Direkt am Bodensee
Durch die Lage am See kann man getrost von Deutschland her anreisen, ohne eine Alpeneinweisung absolvieren oder sich den Kopf über die Dichtehöhe zerbrechen zu müssen. Wer möchte, kann vor der Landung noch an einem der großen Gipfel vorbeischauen. Der Säntis zum Beispiel liegt nur ein paar Flugminuten südlich. Doch Vorsicht: Eine Runde um seinen Gipfel finden auch andere Piloten ganz toll. Deshalb immer gut rausschauen und idealerweise mit Zürich Information auf 124,700 MHz Kontakt halten, bevor es dann definitiv nach Altenrhein geht.
Genannt wird der Flughafen People’s Airport: Die einzige Fluggesellschaft am Platz heißt People’s. Das Konzept ist interessant, alles kommt aus einer Hand: Airline und Flughafenbetreiber gehören derselben Firma (People’s Air Group) und müssen sich nicht um Gebühren und Standplätze streiten, wie das mancherorts der Fall ist. Apropos Gebühren: Mit einer Cessna 172 bezahlt man 25 Franken für die Landung und dazu noch 8 Franken für ATC. Eine Nacht auf dem Gras kostet weitere 20 Franken. Für die Schweiz ist das gar nicht so teuer, vor allem wenn man bedenkt, dass wir hier auf einem – wenn auch kleinen – Linienflughafen mit der dazugehörenden Infrastruktur sind.
Badeplätze in Gehweite
Davon profitieren auch Privatpiloten, zum Beispiel dadurch, dass die 1455 Meter lange Asphaltspiste 10 nach Instrumentenregeln anfliegbar ist und ein ILS hat. Besonderheit: Der Flughafen macht Mittagspause – knallhart. Ab 12 Uhr geht nichts mehr. ETA sollte man also nicht auf 11.59 Uhr legen – wer wegen Gegenwinds um 12.01 Uhr den Turm anruft, kann die Karte für den Alternate bereitlegen. Landen darf man dann erst wieder ab 13.30 Uhr.
Aber von den Landegebühren und der Mittagspause mal abgesehen macht der Platz richtig Spass. Der Gegenanflug führt für beide Pisten über den See. Meistens ist die „28“ in Betrieb. Da geht’s dann beim Eindrehen in den Endanflug tief über ein Naturschutzgebiet. Gerade bei Abendstimmung wirkt diese Gegend wie in einem anderen Kontinent.
Aufsetzpunkt in Pistenmitte: Das PAPI ist auf Pistenanfang ausgelegt
Die Landung für Einmots ist etwas speziell. Der Aufsetzpunkt liegt nämlich in Pistenmitte, schön markiert mit einem Fadenkreuz. Das ergibt im Final ein ungewohntes Bild: Weil das PAPI vier weiße Lichter anzeigt, hat man ständig das Gefühl, zu steil reinzukommen. Klar, es ist auf den Pistenanfang ausgelegt. Also einfach ausklammern und die „Schwelle“ aufs Fadenkreuz verlagern, dann passt’s.
Am Boden ist alles angenehm unkompliziert. Tankstelle, Abstellplatz sowie C-Büro liegen dicht beieinander, und das Personal ist hilfsbereit und freundlich. Wer erst mal ankommen möchte, muss nach dem Bezahlen der Landung nur einmal stolpern und steht schon im Restaurant mit Blick auf Vorfeld und Piste.
Reise in die Vergangenheit
Bei einem Tagesausflug nach Altenrhein kann man sich die Zeit problemlos am Flughafen vertreiben. Dort gibt es das Flieger- und Fahrzeugmuseum Altenrhein (FFA Museum, siehe https://ffa-museum.ch), das Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Zum Beispiel mit einem Rolls Royce Phantom von 1932. Oder lieber eine 48er Boeing Stearman? Auch eine 64 Jahre alte Pilatus P-3 kann man bewundern.
Das Spezielle am Museum: Es lebt. Die meisten Fahrzeuge und Flugzeuge sind betriebsbereit. Gerade am Wochenende kann es passieren, dass man hinter einem Pilatus P-3 oder PC-7-Militärtrainer zur Startbahn rollt. Mitfliegen ist übrigens möglich und einfach online buchbar.
St. Gallen: Das Kloster prägt das Stadtbild
Vor allem wegen des Klosters. Die sakrale Anlage prägt das Stadtbild. Um sie herum ist St. Gallen gewachsen, entsprechend alt sind die Gebäude im Zentrum. Die Riegelhäuser mit ihren kleinen Geschäften und Kaffees laden zum Schlendern und Verweilen ein. Die Attraktion der Stadt aber ist aber die Stiftsbibliothek des Klosters mit ihrem imposanten Hauptsaal. Sie stammt aus dem frühen 8. Jahrhundert und zählt zu den ältesten Bibliotheken der Welt. Unter anderem hütet sie das älteste deutsche Buch.
Hat der kurze Umweg beim Anflug auf Altenrhein Lust nach Bergluft geweckt? Kein Problem: Von St. Gallen sind es nur 30 Minuten Autofahrt oder eine Stunde mit dem öffentlichen Verkehr bis Brülisau im Kanton Appenzell. Von dort führt eine Gondel auf den Hohen Kasten: Bei gutem Wetter genießt man vom Gipfel einen sagenhaften Panoramablick auf das Rheintal, den Bodensee und die Alpenkette von Österreich über die Schweiz bis nach Italien. Ein Mittagessen im Drehrestaurant stellt sicher, dass man ein Mal in jede Richtung geschaut hat.
Drehrestaurant: Einmal in jede Richtung
Die Aussicht erinnert Piloten an den Blick aus dem Cockpit. Was zu der Überlegung führt, ob man nach dem Start in Altenrhein vielleicht noch eine Runde um den Hohen Kasten drehen sollte. Natürlich sollte man! Wer lieber die Umgebung erkunden möchte, muss nicht weit gehen. Gleich hinter dem Flughafen beginnt das Naturschutzgebiet, das man vom Anflug auf die Piste 28 kennt. Ein Spaziergang führt durch die friedlich anmutende Moorlandschaft bis zum Alten Rhein, dem der Ort seinen Namen verdankt.
Ebenfalls in Gehdistanz des Flughafens findet man mehrere Badeplätze entlang des Bodenseeufers. Im Sommer ist das toll! Ein zusammengefaltetes Stand-up Paddle passt problemlos in eine Cessna 172. Gleich nach der Landung neben dem Flughafen aufs Wasser – das hat was.
Gipfelrunde beim Abflug
Schon bei der Flugvorbereitung dürfte den meisten Piloten aufgefallen sein, dass auf den Anflugkarten nicht „Altenrhein“ oder „People’s“ steht, sondern „St. Gallen-Altenrhein“. Das ist etwas trügerisch, denn St. Gallen ist zwar die nächste größere Stadt, liegt aber 14 Kilometer weiter südwestlich. Das Taxi braucht 20 Minuten, der Kunde die Bereitschaft, etwas tiefer in die Geldbörse zu greifen. Aber ein Abstecher in die Kantonshauptstadt lohnt sich Vor allem wegen des Klosters. Die sakrale Anlage prägt das Stadtbild. Um sie herum ist St. Gallen gewachsen, entsprechend alt sind die Gebäude im Zentrum. Die Riegelhäuser mit ihren kleinen Geschäften und Kaffees laden zum Schlendern und Verweilen ein. Die Attraktion der Stadt aber ist aber die Stiftsbibliothek des Klosters mit ihrem imposanten Hauptsaal. Sie stammt aus dem frühen 8. Jahrhundert und zählt zu den ältesten Bibliotheken der Welt. Unter anderem hütet sie das älteste deutsche Buch.
Hat der kurze Umweg beim Anflug auf Altenrhein Lust nach Bergluft geweckt? Kein Problem: Von St. Gallen sind es nur 30 Minuten Autofahrt oder eine Stunde mit dem öffentlichen Verkehr bis Brülisau im Kanton Appenzell. Von dort führt eine Gondel auf den Hohen Kasten: Bei gutem Wetter genießt man vom Gipfel einen sagenhaften Panoramablick auf das Rheintal, den Bodensee und die Alpenkette von Österreich über die Schweiz bis nach Italien. Ein Mittagessen im Drehrestaurant stellt sicher, dass man ein Mal in jede Richtung geschaut hat.
Die Aussicht erinnert Piloten an den Blick aus dem Cockpit. Was zu der Überlegung führt, ob man nach dem Start in Altenrhein vielleicht noch eine Runde um den Hohen Kasten drehen sollte. Natürlich sollte man!
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