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Mit einer Cirrus SR20 von Florida auf die Bahamas: Ein Hüpfer ins Paradies

Drei Deutsche chartern in Florida eine Cirrus und machen sich auf den überraschend kurzen Weg, die faszinierenden Inseln der Bahamas zu entdecken. Auf der Reise begegnen ihnen schwimmende Schweine im kristallklaren Wasser und zauberhafte Korallenriffe.

Von Redaktion
Türkise Endlosigkeit: Vielfalt und Schönheit der Bahamas erschließen sich aus der Luft. So sind die verstreuten Inseln schnell zu erreichen.
Türkise Endlosigkeit: Vielfalt und Schönheit der Bahamas erschließen sich aus der Luft. So sind die verstreuten Inseln schnell zu erreichen.

Hoch oben zwischen den Wolken wird der Himmel über den Bahamas zu einem Tor zu außergewöhnlichen Abenteuern, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Mein Freund Philipp wollte uns als Familie mit Mama Lydia und mir als angehender Pilotin ein unvergessliches Erlebnis schenken – und wir entschieden uns für eine Reise auf die Bahamas.

Für Privatpiloten beginnt die meist in Florida. Dort gibt es Charterflugzeuge. Und von der Ostküste des US-Bundesstaats sind die ersten der mehr als 700 Eilande und Korallenriffe des Inselstaats nach nur etwa 70 Nautischen Meilen erreicht. Die Bahamas liegen im Atlantik, zählen aber geografisch zur Karibik.

Das Trio in Marsh Harbour auf Great Abaco (v.l.): Mutter Lydia Forsbach,  Autorin Anne Eberhard, Pilot Philipp Forsbach. 

Ein geeignetes Flugzeug für die Reise auf die Bahamas finden

Die erste große Herausforderung ist, ein geeignetes Flugzeug zu finden. Philipp hatte noch von früher Kontakt zu einer Flugschule in Naples. Dort wird er fündig. Nicht jeder Vercharterer erlaubt Flüge auf die Bahamas. Das Flugzeug muss dafür versichert sein und benötigt eine Zollplakette und eine Lizenz für das Funkgerät. Beides organisiert der Vercharterer.

Das von uns gewählte Flugzeug ist eine Cirrus SR20 – der Vercharterer hat nur seine Cirrus-Flugzeuge für die Bahamas versichert. Für die sind die Ansprüche an Flugerfahrung und Vorkenntnisse in den USA hoch. Zwar hat Philipp bereits seine amerikanische VFR- und IFR-Lizenz, aber er muss vorab das offizielle Einweisungsprogramm für Cirrus-SR-Flugzeuge absolvieren. Dafür kalkulieren wir eine Woche, denn es ist sehr aufwendig.

Cirrus mit Mindestabnahme von zwei Stunden pro Tag

Für uns neu: Das Flugzeug ist nur mit einer Mindestabnahme von zwei Stunden pro Tag verfügbar – die sind zu zahlen, auch wenn man sie nicht fliegt. Von unseren Europa-Ausflügen mit Maschinen des Fliegervereins München kennen wir das nicht. Und es soll sich als großer Nachteil erweisen. Inzwischen haben wir von einem Vercharterer in Orlando gehört, bei dem es anders geht.

Einreise in Marsh Harbour: Auf den Bahamas ist nicht jeder Flugplatz für den Anflug aus den USA zugelassen. Die Zollformalitäten auf beiden Seiten sollten genau beachtet werden.

Leider stoßen wir bei der Cirrus SR20 auch schnell an die Grenzen der Zuladung. Wir wollen in Napels volltanken, um Geld zu sparen: Dort kostet Avgas fünf US-Dollar pro Gallone (das sind 3,8 Liter) statt neun auf den Bahamas. Also müssen wir uns beim Gepäck einschränken.

Bahamas: Wo finde ich Infos für Privatpiloten?

Erst knapp zwei Wochen vor der Abreise finde ich Zeit, mich um die notwendigen Genehmigungen und die Planung der Flugroute zu kümmern. Unglaublich, dass ich noch vor ein paar Wochen meinen ersten Solo-Flug in Augsburg gemacht habe – und jetzt plane ich die Bahamas! Bei der Routenplanung stoße ich online auf den Bahamas Pilot’s Guide, der für die Planung dank der ausführlichen Flugplatzbeschreibungen und Kontaktdaten pures Gold wert ist.

Auch bei der US-amerikanischen AOPA gibt es online einen Reiseführer und viele Ratgeber-Seiten. Innerhalb kürzester Zeit steht so unsere Flugroute. Lydia recherchiert noch nach möglichen Hotels und packt am Tag vor der Abreise ausreichend Wasser und Essen ein, da es nur begrenzte und teils teure Einkaufsmöglichkeiten auf den Bahamas gibt.

In der Nähe von Miami: VOR anstatt Flugplan

Endlich ist es so weit und wir starten mit Flugplan in Richtung unseres Port of Entry: Marsh Harbour auf Great Abaco, einer größeren Insel nördlich von Nassau. Auf 7000 Fuß geht es in Richtung Osten über die geheimnisvollen und wilden Sümpfe der Everglades. Allerdings werden wir nicht nach unserem Flugplan gelotst, sondern bekommen ein VOR in der Nähe von Miami als Wegpunkt.

Nicht nur flach: Wenigstens kleine Hügel sind auf den Inseln ab und zu erkennbar – und immer wieder Segeljachten.

Kaum haben wir die Skyline der Riesenstadt hinter uns gelassen, fliegen wir in die von vielen Piloten gefürchtete Air Defense & Identification Zone (ADIZ) entlang der US-Staatsgrenze ein. Hier gilt es, sorgfältig auf den Funk zu achten und mit dem zugewiesenen Squawk-Code einzufliegen. Andernfalls könnten uns Jets der Border Protection abfangen – ein Adrenalinschub, der uns noch wachsamer macht.

Die ganze Pracht der Inselchen

Als wir die ADIZ verlassen, sind wir auch schon da: Unter uns breitet sich die ganze Pracht türkisfarbenen Wassers und unzähliger Details faszinierender Unterwasserwelt zwischen den Inselchen aus. Wir sind zutiefst beeindruckt vom Zauber der Bahamas und verstehen augenblicklich, warum diese Inseln eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Reisende aus aller Welt ausüben.

Dennoch bleibt der Fokus von Philipp fest auf den beinahe unverständlichen Funkverkehr gerichtet. Selbst für einen erfahrenen Fluglehrer wie ihn stellt die Kommunikation eine Herausforderung dar, wie er mir gesteht. Ich selbst fühle mich diesbezüglich ziemlich überfordert. Ein vorheriges Funktraining lohnt auf jeden Fall.

Piste von Marsh Harbour nicht leicht zu sehen

Als wir uns Marsh Harbour nähern, ist uns zunächst nicht klar, wo wir lan- den sollen. Die Piste verbirgt sich im Schatten einer großen Cumuluswolke, nur der neue, hell leuchtende Rollweg strahlt uns verlockend entgegen. Dank der Aufnahmen aus dem Bahamas Pilot‘s Guide ordnen wir die Landebahn richtig zu, Philipp landet souverän. In dem Moment, als unsere Räder den Boden berühren, durchströmt mich ein Gefühl der Erleichterung. Die Zollbeamten erweisen sich, wie in allen Reiseführern versprochen, als unkompliziert und freundlich.

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Wir machen uns gleich auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Great Har- bour Cay. Cay – dieses Wort für »kleine Insel« spricht sich übrigens »kie«, eben- so wie das englische Wort für Schlüssel, also »key«. Der weiße Sandstrand, der dort gleich in der Nähe des Flugplatzes liegt, breitet sich endlos vor uns aus – ein Anblick, der mich sprachlos macht. Die Sonne scheint angenehm warm auf unsere Haut, das klare Wasser des Meeres umspült unsere Füße. Ich kann spüren, wie die Anspannung von mir abfällt und ich mich in vollkommener Harmonie mit der Natur verbunden fühle. Hätte es die Zeit erlaubt, hätte ich in Great Harbour Cay noch Tage verweilen können!

Unterkunft über Airbnb gebucht

Doch unser Abenteuer ruft, und aufgrund der Mindestabnahme müssen wir ordentlich Flugzeit machen. Also geht es los zu unserem letzten Stopp für den ersten Tag: North Eleuthera. Auf einer solchen Reise ist es ratsam, flexibel zu bleiben und erst eine Unterkunft zu buchen, wenn man sicher gelandet ist. Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet und haben sogar ein Zelt dabei, falls wir keine Bleibe finden. Meine Aufregung ist groß, doch glücklicherweise kann ich beim Dienstleister Airbnb genau die Unterkunft buchen, die ich im Vorfeld ins Auge gefasst hatte.

Typisch karibisch: Pastellfarbene Cottages säumen den Strand auf der Insel Great Exuma.

Angelangt bei unserem magischen Cottage an einem entlegenen Zipfel der Insel scheint uns die Natur mit offenen Armen zum Sonnenuntergang zu empfangen. Der direkte Zugang zum Strand ist ein Traum. Während wir unsere Sachen auspacken, beginnen wir, die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten. Wie Amelia Earhart einst sagte: »Abenteuer ist die Mühe wert.«

Wir fliegen über die Inselkette der Exumas

Mit diesem Geist im Herzen freue ich mich darauf, die Geheimnisse dieser wunderbaren Inseln zu entdecken. Am zweiten Tag  fliegen wir über die hinreißende Inselkette der Exumas. Die Zeit scheint stillzustehen, als wir mit dem Flugzeug die faszinierende 

Farbenspiel  Aus der Luft sind sogar Rochen und Haie zu erkennen, die an den Riffen ihre Runden ziehen.

Landschaft erkunden, die sich vor unseren Augen erstreckt. Die Schattierungen reichen von türkis, blau und grün bis hin zu opalfarben. Die Farben scheinen von Insel zu Insel zu variieren, von tiefen, satten Tönen bis hin zu sanftem Pastell. Ab und zu erblicken wir die Schatten von Meeresbewohnern wie Rochen oder Haien, die unter der Wasseroberfläche ihre Runden ziehen. 

Staniel Cay: Schweine werden von Touristen gestresst

Unsere Reise führt uns schließlich zu Staniel Cay, das für seine schwimmenden Schweine berühmt ist. Dort gibt Philipp eine Meldung zur Landung ab. Die anderen Piloten reagieren erst leicht verwirrt, da sämtliche Inseln die gleiche Frequenz verwenden. Man soll daher am Anfang und am Ende jeden Funkspruchs die zugehörige Insel nennen, damit der restliche Verkehr Bescheid weiß. 

Herkunft unklar: Ob nach einem Schiffsunglück gestrandet oder von Seeleuten zurückgelassen – Schweine auf Exuma.

Ich kann nur raten, einen großen Bogen um diesen Ort zu machen, da er mittlerweile sehr kommerzialisiert ist, und die Schweine offensichtlich von den vielen  Touristen gestresst werden. Es gibt noch genügend andere Strände mit glücklichen Tieren. Wir beschließen, schnell unseren Weg fortzusetzen und nach Little Farmer’s Cay zu fliegen – mehr Idylle in Sachen Flugplatz mit Strand kann es nicht geben! An der Parkposition sehe ich noch aus dem Flugzeug, wie das leuchtend blaue Wasser sanft an den nur ein paar Meter entfernten schneeweißen Sandstrand schwappt. 

Charterbedingungen holen uns ein: Pilot Philipp wird krank

Bei so einem Anblick wird Umweltschutz zu einem noch wichtigeren Anliegen. Wir achten darauf, uns an Regeln zu halten, korallenfreundlichen Sonnenschutz zu verwenden und nur in ausgewiesenen Gebieten zu fliegen und zu landen. Auch entscheiden wir uns bewusst für Aktivitäten wie Kajakfahren und Schnorcheln und genießen dabei das tiefe Gefühl der Verbundenheit mit dieser paradiesischen Natur.

Wir wollten eigentlich  über  die geschichtsträchtige Insel San Salvador fliegen, auf der Christoph Kolumbus einst an Land gegangen sein soll. Doch Philipp wird krank. Er entscheidet, erstmal nicht mehr zu fliegen. Wir bleiben auf der Hauptinsel der Exumas, damit er sich erholen kann – wohl wissend, dass uns nun die Charterbedingung der Mindestabnahme einholt. Auf der anderen Seite: Die Entscheidung, Unterkünfte nur spontan zu buchen, zahlt sich jetzt aus. Allerdings gehen unsere Vorräte zu Ende, es gibt kaum Einkaufsmöglichkeiten im schönen, aber entlegenen Inselort Rolleville. 

Von Exuma direkt in die USA zurück

Insgesamt ist Philipp vier Tage krank; Lydia und ich pflegen ihn. Als Medizinstudentin habe ich eine gute Reiseapotheke dabei. Wir paddeln im Kajak quer über die Bucht zum nächsten Supermarkt, um frisches Wasser und leichte Kost zu organisieren. Auch paddeln wir zu einigen der bezauberndsten Sandstränden der Welt. Und dann erleben wir sie doch: Per Kajak erreichen wir einen abgelegenen Strand, an dem uns schwimmende Schweine begrüßen. Es ist ein magisches Erlebnis, diese zutraulichen Tiere aus nächster Nähe zu sehen und die Insel doch ganz für uns allein zu haben. Exuma Point, ein verstecktes Paradies, zieht uns mit spektakulärer Landschaft und dem flachen, kristallklaren Wasser in seinen Bann. 

Von Exuma müssen wir nun direkt in die USA zurück. Am Vorabend unserer Rückreise bestätigen wir unser eAPIS-Manifest bei der Grenzschutzbehörde Customs and Border Protection in Naples. Wir fliegen VFR direkt nach Naples zurück. Doch das Wetter dort ist diesig. Philipp entschied sich für einen krönenden Abschluss: einen IFR-Anflug. 

Wie viel hat das Fliegen in den Bahamas gekostet?

Unsere Einreise in die USA verläuft reibungslos, in nur fünf Minuten erledigt. Mit einem Lächeln auf unseren Gesichtern rollen wir entspannt in den Sonnenuntergang zu unserer Parkposition und entladen unser spärliches Gepäck. 

Unsere Flugzeit betrug 7,5 Stunden. In den USA zählt für die Vercharterung die Zeit von Motor an bis Motor aus: Das waren neun Stunden. Pro 100 Kilometer haben wir 15 Liter Sprit verbraucht – für insgesamt 600 US-Dollar. Insgesamt kamen wir auf etwa 200 Dollar Lande- und Handlingkosten sowie Zollgebühren. 

Infos & Tipps: Bahamas

Ein- und Ausreiseverfahren in den USA und auf den Bahamas müssen genau beachtet werden. Die Website der AOPA USA hat viele Infos dazu, die sich allerdings auf US-Staatsbürger beziehen. Hilfreich sind Buch und Website »Fliegen in den USA« (mit Bahamas-Kapitel) von Klaus-Jürgen Schwahn: www.fliegen-usa.de. Dort wird auch die Validierung der EU-Lizenz beschrieben.

Zuerst: Wer mit dem ESTA-Verfahren ohne Visum in die USA einreist, kann auch auf die Bahamas fliegen und von dort zurückkehren. Dazu ist auf US-Seite die Website eapis.cbp.dhs.gov zu nutzen. Der EU-Reisepass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein. Bei der Einreise in die Bahamas ist der Papierkrieg mit mehrfachen Inward Declarations, Cruising Permit Forms (C7A) und Bahamas Immigration Card erheblich. Will man bei der Rückreise nicht an einem grenznahen Flugplatz in den USA landen, sondern weiter entfernt einreisen (etwa in Napels), muss man eine Overflight Permission bei GAsupport@cbp.dhs.gov beantragen.

Piloten mit US-Lizenz brauchen bei Auslandsflügen ein Funk- sprechzeugnis, das auf der Website der Federal Communications Commission gegen Gebühr, aber ohne Prüfung ausgestellt wird. Ab 30 Minuten Flugzeit über offenem Wasser ist in den USA-Regularien die Mitnahme einer Rettungsinsel vorgeschrieben.

VIDEO ZUR REISE BAHAMAS

Die Autorin hat von ihrer Bahamas-Reise auch ein Video mitgebracht. Es findet sich auf Youtube unter https://youtu.be/ 1xSVoD_WQKE.

Text: Anne Eberhard, Fotos: anne Eberhard, Philipp & Lydia Forsbach

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