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Mit der Breezer B400 eine Ein-Tages-Runde durch drei Länder

Viele Piloten schaffen es kaum über die Platzrunde hinaus – und tun sich schwer, die Mindeststunden zu erreichen. Wie es anders geht, zeigt eine Breezer-Crew, die an einem Tag nach Österreich, in die Slowakei und nach Tschechien fliegt.

Von Ralf Plechinger
Pitstop in Stockerau Der charmante Flugplatz in Niederösterreich erfreut mit gutem Service, günstigem Mogas und netten Menschen.
Pitstop in Stockerau Der charmante Flugplatz in Niederösterreich erfreut mit gutem Service, günstigem Mogas und netten Menschen. Bild: Ralf Plechinger

Das kennen viele Piloten: Irgendwann wird’s knapp mit den berühmten zwölf Stunden Flugerfahrung in den vergangenen zwölf Monaten. Oft trifft  es Piloten, die sich gerne aufs »Löcher in die Luft bohren« in der Umgebung des Heimatplatzes beschränkten oder nur die vertrauten Pisten der näheren Umgebung nutzen. Man muss es sich klar machen: Der Tag ist rum – egal, ob man nur eine Stunde in die Luft kommt oder gleich ein wenig mehr macht. Warum also nicht letzteres, so wie der Autor dieses Artikels? 

Olaf und ich wollen mit der Breezer B400 von Ampfing gen Osten. Im blauen Himmel steigen wir auf die Halbkreisflughöhe FL055. Doch im Donatal hält sich dicht über Grund der Nebel bis Linz. Darüber bilden sich Cumuli. Über den Bergen von Mühl- und Waldviertel nördlich des Flusses reichen sie bereits bis FL080. Keine Chance, dort entlang die geplante Route zu fliegen. Wien Information schickt uns also zu Linz Radar, damit wir dort durch den Luftraum D nach Süden ausweichen können 

Die Stadt Linz sehen wir durch ein Loch im Nebel. Wir nehmen Kurs auf St. Pölten, denn unser FLARM-Verkehrssensor zeigt VFR-Verkehr in der Nähe von Krems. So schlecht kann das Wetter dort also nicht sein. 

Stockerau ist erster Pitstop mit der Breezer

Tatsächlich hebt sich die Untergrenze bei St. Pölten auf 2000 Fuß AGL an, das Gelände fällt leicht ab.  Jetzt können wir unter die Wolkenbasis sinken und haben dort wieder gute Rundumsicht. 

Tulln Tower (LOXT) ist entspannt und genehmigt uns einen Low Approach auf dem Fliegerhorst Brumowski. Über der 1400 Meter langen Piste haben wir besten Blick aufs Vorfeld mit Hubschraubern vom Typ Alouette III und Bell OH-58 sowie Flächenflugzeuge vom Typ Pilatus PC-6 des Bundesheeres. Nach dem Low Approach drehen wir scharf rechts in Richtung Stockerau ab und wechseln auf die dortige Frequenz.  

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Fliegen ohne Flugleiter – jetzt geht es los!

Stockerau (LOAU) ist unser erster Pitstop. Nach knapp zwei Stunden setzen wir auf und brauchen Sprit. Der Preis von Mogas liegt bei 2,80 Euro. Hier sind die Menschen nett, der Flugplatz ist toll. 

Landschaft in der Slowakei hat Ähnlichkeit mit der in Tschechien

Nach nur einer halben Stunde sind wir zurück in der Luft. Der Flugplan ist geöffnet, Wien Information weiß also schon, was wir vorhaben. Der Lotse will nur wissen, auf welcher Flughöhe wir die Grenze zur Slowakei passieren wollen. Die Landschaft hier ist flach, und so reichen 2000 Fuß, um auch sicher über vielen die Windrädern zu kommen.  

Die Wetterkapriolen haben sich mittlerweile gut aufgeklart, die Wolken lösen sich auf. Kurz vor Wegpunkt REKLU wechsle ich zu Bratislava Information. Der Lotse spricht sehr gut Englisch und erlaubt uns, auf 2000 Fuß zu bleiben. Hier gibt es etliche Sperrgebiete, auf die man aufpassen muss. 

Irgendwie ähnelt die Landschaft Tschechien. Die Restricted Area LZ-R 131B  reicht vom Boden bis in FL520. Wir passieren nördlich, lassen vom Lotsen schon mal den Flugplan schliessen und wechseln auf die Frequenz von Senica (LZSE).  

Geparkte Maschinen: An-2 und L-410

Per WhatsApp hatte ich mir dort vor Tagen bereits die Genehmigung zur Landung eingeholt. Ist hier jemand? Am Funk meldet sich jedenfalls keiner. Unsere Positionen im Anflug sende ich also blind,  wie es sich ohne Flugleiter gehört. Nach 40 Minuten Flugzeit aus Österreich landen wir auf der Piste 30R – der Wind machte die Entscheidung ganz leicht. Schon im Endteil sehen wir: Der Belag der 1000 Meter langen Asphaltbahn hat schon bessere Zeiten gesehen. Über Schlaglöcher rollen wir zum Vorfeld und stellen auf dem Taxiway ab. Ist ja eh keiner da. Niemand will etwas von uns, schon gar keine Landegebühr.  Auch recht. 

Ramponierte Piste  In Senica (LSZE) in der Slowakei ist zwar viel Platz, aber die vielen Schäden im Belag sind eine Herausforderung für die Stoßdämpfer der Breezer B400.

Wir vertreten uns die Beine und bestaunen die geparkten Maschinen: direkt neben uns eine rote An-2 und etwas weiter eine L-410 mit der Kennung OM-FUN. Die  Gebäude sind etwas heruntergekommen. In einem Holzgebäude sitzt die Firma Shark Aero und baut hier das schnelle Sport-UL mit gleichem Namen.  

Alter Bau, modernes U: Das hölzerne Gebäude ist Sitz von Shark Aero, Hersteller des gleichnamigen Tandemsitzer-ULs.      

Nach nur 15 Minuten am Boden starten wir wieder und fliegen südöstlich von Senica die Bergkette Malé Karpaty. Dann liegt der Platz Trnava Boleráz (LZTR) vor uns. Hier gab’s die Genehmigung zur Landung vorab per Telefon. Da wir noch eine Menge vorhaben, entscheiden wir uns zum Touch & Go. Nach meinem Funkspruch meldet sich der Pilot einer anderen Maschine in der Platzrunde in perfektem Englisch. Wir reihen uns ein und machen auf der mit 103 Metern unglaublich breiten Grasbahn den Touch & Go. Die Piste ist in perfektem Zustand.  

Wir fliegen mit der Breezer weiter nach Dubová

Nur wenige Minuten südwestlich, am Fuß der Bergkette Malé Karpaty und schon mit Blick auf die Skyline von Bratislava, liegt Dubová (LZDV). Das ist unser nächster Touch & Go, wieder mit Voranmeldung und wieder auf gepflegter Grasbahn und menschenleerem Platz. Die Genehmigungen zur Landung telefonisch oder per E-Mail vorher einzuholen, lohnt sich im Ausland bei Betrieb ohne Flugleiter immer. Allerdings bekommt man nicht immer Kontakt – landen darf man in der Regel trotzdem. 

Als ich am nächsten Tag über WhatsApp den Touch & Go melde, bekomme ich eine Rechnung über 4,80 Euro und ein Dankeschön für meine Ehrlichkeit. Alles nett und unkompliziert. Ein schönes Vorbild für Deutschland.

Schloss Holíč entstand im 18. Jahrhundert durch den Umbau einer Festung und wurde dann zur Sommerresidenz der Habsburger. Seit 1918 ist das Schloss Staatsbesitz.

Nun kehren wir um und fliegen zunächst auf dem gleichen Weg zurück nach Senica und weiter nach Holíč (LZHL), wo wir zum letzten Touch & Go eindrehen. Kurz vor Erreichen der großen Grasbahn liegt Schloss Holíčsky zámok querab. Ein wirklich tolles Bild.  

Nördlich des Platzes haben wir einen schönen Blick auf das pittoreske Städtchen Skalica mit seinen schönen Bauten, dann passieren wir schon die Grenze nach Tschechien. Unten auf Landstraße 426 sehen wir eine Polizeikontrolle. Wir brettern mit 160km/h ohne Kontrolle und Flugplan darüber hinweg. Letzteren braucht es bei einem Flug von der Slowakei nach Tschechien und umgekehrt nicht. 

 Ohne Flugplan über die Grenzen

Dann sind wir auch schon im Anflug auf Kyjov (LKKY). Auch hier ist der Tower nicht besetzt, aber ein Pilot dreht Platzrunden und meldet sich auf Englisch. Über Funk stimmen wir die Positionen ab, ich reihe mich hinter ihm ein. Hier stellen wir den Motor kurz ab, denn mit diesem Full Stop ist der Grenzüberflug offiziell beendet. Weil die nächste Landung in Österreich erfolgt, brauchen wir nun dafür – aus Tschechien kommend – auch keinen Flugplan. 

Zurück über Krems:  Von der Wolkendecke am Morgen ist
auf dem Rückflug nicht mehr sehr viel übrig.

Mit Blick auf die Häuser von Wien in weiter Ferne landen wir zunächst wieder zum Tanken in Stockerau. Auf dem Rückflug nach Ampfing können wir dann endlich die schöne Landschaft genießen – die Wolken sind weg. Also passieren wir Krems und die Region Wachau am schönen Donautal mit ihren vielen Weinbergen. 

Mit 6:19 Stunden geloggter Motorlaufzeit, wunderbar guten Eindrücken und jeder Menge neuer Praxiserfahrung in einem von uns neu angeflogenen Land kehren wir zurück. Alles an einem Tag, kein großer Fliegerurlaub erforderlich.  Und einen ordentlichen Vorgeschmack auf die Vorzüge des Fliegens ohne Flugleiter haben wir auch gleich bekommen. 

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Ralf Plechinger

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