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Heißer Tipp: Touch & Go UL-Flugplatz Büllingen

Kaum einer kennt den Heimatplatz des UL-Fliegerclubs Feuervogel in Büllingen. Der Ort liegt knapp hinter
der deutsch-belgischen Grenze und ist in vielerlei Hinsicht einen Besuch wert.

Von Redaktion
Touch & Go Büllingen
Entspannung: Am Badesee Bütgenbach kann man übernachten und bestens ausspannen. Foto: Martin Nass

Wenn es für Piloten einen Grund gibt, die heimischen Gefilde nicht zu verlassen, dann ist es häufig die Sprachbarriere. Englisch ist nicht jedermanns Sache, und so bleiben Touren in die umliegenden Nachbarländer manchmal ein Traum – was sehr schade ist. Gut, wenn man sich ein bisschen in der Eifel auskennt! Dann weiß man, dass es im Osten Belgiens die Deutschsprachige Gemeinschaft gibt, ehemals »DG« abgekürzt, heute schlicht Ostbelgien genannt. Und ganz im Osten davon: Büllingen, eine Gemeinde mit gut 5000 Einwohnern. Auf einem Plateau, nordöstlich vom Ort, liegt der UL-Grasflugplatz EBBN – dort ist die Heimat des UL-Fliegerclubs Feuervogel.

Wir haben den UL-Flugplatz Büllingen besucht und geben Tipps für einen Flug dorthin.

Flugplatz Büllingen ist ein besonderer Geheimtipp

Woher kommt dieser Name? Spricht man hier tatsächlich Deutsch? Und was ist mit der Einfluggebühr für UL-Piloten, die es wagen sollten, nach Belgien zu kommen? Auf all das gibt es Antworten, und einer, der sie kennt, ist Alfons Velz vom Fliegerclub, selbst Trike-Pilot und von Anbeginn der UL-Fliegerei in Büllingen dabei. 

Von Beginn an dabei: Alfons Velz vom UL-Fliegerclub Feuervogel.

Begonnen hat alles mit den Modellfliegern, die hier auch heute noch ihren Platz haben. »1979 haben ein paar Enthusiasten hier ein freies Feld gepachtet, eine Holzhütte mit drei mal zwei Metern Grundfläche errichtet, und los ging’s!«, erinnert er sich. »1980 kam ich dazu, mit dem festen Vorsatz, Pilot zu werden.« Diese Idee kam ihm in jungen Jahren, als einmal ein Fieseler Storch über Alfons’ Schule Kreise drehte. Und mit dem Flugplatz Dahlemer Binz in der Nähe, kam er auch bald in Kontakt mit »richtigen« Flugzeugen. 

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1989 war die Geburtsstunde des Aero- und Modellclub Feuervogel in Büllingen

1983 gab es von der Verwaltung Ostbelgiens Fördermittel, die der Club zum Bau eines größeren Vereinsheims nutzte. Ab 1986 tauchen die ersten Ultraleichtflugzeuge auf den Modellfliegerfesten  auf – »das waren aber eher so motorisierte Drachen«, erzählt Alfons. Doch die  minimalistischen Fluggeräte stießen auf Interesse bei den Aktiven, und der Zweite Präsident, Rudi Fogen, fasste als erster den Plan, auch so ein UL zu bauen. Der Probeflug hielt den ganzen Club in Atem, als Testpilot Norbert Heinen nach dem Start in einer Talsenke verschwand – dann knatterte es wieder, und er schoss in den Himmel. Erleichterung! 

Die Statuten wurden 1989 geändert: die Geburtsstunde des Aero- und Modellclubs Feuervogel. »Wir waren wild und wollten einen abenteuerlich klingenden Namen: Firebird! Doch unserem Ersten Präsidenten, Pastor Peter »Messerschmitt« Messerich, gefiel das überhaupt nicht, er wollte einen deutschen Namen. Dann eben Feuervogel!«, verrät Alfons die Geschichte.

UL-Idylle: 360 Meter Graspiste plus rollbare Auslauffläche, ein hindernisfreier An- und Abflug – perfekt!

Direkt am UL-Flugplatz Büllingen gibt es schlichte Unterkünfte

Nach und nach vergrößerten die Flieger den Platz, 1996 gab es die erste Halle für vier ULs, weitere Bauten folgten 2003 und 2008. Heute ist hier Platz für zirka 30 Maschinen, die meisten davon im Besitz von Haltergemeinschaften. 40 Mitglieder zählt die UL-Sparte, bei den Modell-
fliegern sind 30 Mitglieder aktiv. 2003 gründete Alfons mit dem heutigen Präsidenten Guido Quetsch die Flugschule des Clubs. »Bis dahin war die einzige Möglichkeit, UL-Fliegen zu lernen, eine Flugschule südlich von Brüssel – 1,5 Stunden Fahrt pro Strecke«, so Alfons. »Auf die Dauer war das kein Zustand.«

Besuch ist gern gesehen beim Feuervogel, nicht nur an den Flugplatz-Festtagen. »Manche schreckt die Regelung ab, dass UL-Piloten für den Einflug nach Belgien eine Gebühr bezahlen müssen. Wir bitten daher, uns vorher anzumailen oder anzurufen, dann werden wir unbegründete Ängste zu zerstreuen wissen.«

Direkt am Platz gibt es schlichte Unterkünfte für bis zu sechs Personen, Fliegerlager sind auch möglich, inklusive Camping. Wer es luxuriöser haben möchte, findet am nahegelegenen Stausee Bütgenbach mit dem Ferienhaus-Areal Worriken (www.worriken.be) vielfältige Möglichkeiten, auch für sportliche Aktivitäten. Nur etwas weiter steht das Resort Beverly Weekend (www.beverlyweekend.com), ein moderner Bau mit bestem Panoramablick über den See. Ist man erst einmal am See gelandet, lassen sich an beiden genannten Adressen Fahrräder mieten, die geradezu ideal sind, um die Gegend weiter zu erkunden: Ein 1300 Kilometer umspannendes Radwandernetz durch Belgien, der Ravel, führt mit der Linie 45a am See entlang und ermöglicht ermüdungsfreies Radeln auf einer ehemaligen Bahntrasse.

Ausflugsziel: Malmedy ist eine der größeren Städte der Region, die Altstadt und die Kathedrale sind sehenswert.

Ins Moor, zur Burg – oder doch zur Formel 1?

Die Möglichkeiten, in Ostbelgien und den angrenzenden Provinzen des Landes etwas zu erleben, sind vielfältig. Ein Besuch in Malmedy lohnt sich wegen der historischen Altstadt samt Kathedrale. Nicht weit davon entfernt: die Rennstrecke von Spa-Francorchamps, auf der Michael Schumacher seinem Ruf als »Regengott« mehr als einmal gerecht wurde. Im Warchetal ist die Burg Reinhardstein ein beliebtes Ausflugsziel. Wanderer schätzen das Hohe Venn, ein Moor im Grenzgebiet zu Deutschland. Vor allem im Sommer herrscht hier oft Brandgefahr, manche Areale sind dann unzugänglich. Hier liegt auch Belgiens höchste Erhebung, die Botrange – eigentlich 694 Meter MSL, dank künstlicher Aufschüttung aber 700 Meter hoch.

Was noch zu erwähnen bliebe? Belgien ist ein Land für Genießer, und das ist auch im Osten nicht anders. Doch keine Angst, der kulinarische Tipp bleibt bodenständig: Belgische Fritten und natürlich ein belgisches Bier, mehr braucht es hier nicht für den perfekten Abend.  Und? Wann kommen Sie hierher?

Text & Fotos: Martin Nass

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