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Flugplatz Borkum: Lohnt sich ein Ausflug?
Für viele Piloten sind die Ostfriesischen Inseln ein beliebtes Ziel für den Wochenendausflug. Doch welche ansteuern? Die westlichste vor der niederländischen Grenze ist Borkum – und eine gute Wahl!
Borkum gilt – von Helgoland mal abgesehen – als einzige deutsche Insel mit Hochseeklima. Tatsächlich sorgt die Lage vor der Emsmündung dafür, dass das Festland etwas weiter weg ist: Von Emden braucht die Fähre gut zwei Stunden, und im Flugzeug lohnt sich allemal das Anlegen der Rettungswesten. Das, so wurde im Sommer 2020 bei uns am Küchentisch gewitzelt, wäre doch die Art Urlaub in Übersee, der unter Corona-Bedingungen noch geht. So beschlossen wir, einen schon länger geplanten Kurzurlaub auf Borkum in die Tat umzusetzen.
Der Flug übers Wattenmeer – in unserem Fall von Osten kommend an sämtlichen Ostfriesischen Inseln entlang – ist eine herrliche Einstimmung. Wer dabei keine Feriengefühle kriegt, dem ist nicht zu helfen. Sieht Borkum aus der Luft nicht aus wie eine Krabbe, das kulinarische Symbol der Nordseeküste?
Schrilles Vogelkonzert am Flugplatz Borkum
Am Boden stehen drei unterschiedlich ausgerichtete Landebahnen zur Verfügung: beruhigend in einer Gegend, wo oft starke Winde herrschen. Platzrunden sind nicht ausgewiesen, es wird aber erwartet, dass man den Ort nicht unter 2000 Fuß überfliegt. Beim Ausrollen überrascht uns das Vogelkonzert: Sobald die Propeller- und Fahrwerksgeräusche abklingen, werden sie vom schrillen Pfeifen der rotäugigen und rotschnäbeligen Austernfischer übertönt. Erstaunlich, welchen Schallpegel die Tiere erreichen! Tür auf, Seeluft rein: breites Grinsen auf den Gesichtern.
Das Städtchen liegt nur einen Kilometer westlich des Flugplatzes Borkum und ist schnell erreicht. Es herrscht beschauliche Seebadatmosphäre: ein paar Einkaufsstraßen, Hotels und Pensionen im Villenstil, die quietschbunte, zwischen Hafen und Stadt verkehrende Inselbahn, viele Gärten.
Blick auf die niederländische Küste
»Schauseite« ist die Seepromenade mit Grandhotels, Musikpavillon und einer langen verglasten Wandelhalle mit Geschäften und Lokalen, damit auch bei Schlechtwetter keine schlechte Laune aufkommt. Von hier hat man die Niederlande stets im Blick, deren Küste nicht so weit entfernt ist wie die deutsche. Wie andernorts im westlichen Ostfriesland wurde auch auf Borkum früher Holländisch gesprochen.
Die »Skyline« der Stadt wird durch die bei- den Leuchttürme geprägt: den auf quadratischem Grundriss errichteten alten und den runden »neuen«, der nun auch schon über 140 Jahre auf dem Buckel hat, aber weiter in Betrieb ist. Am Alten Leuchtturm zeugt ein Gartenzaun aus verwitterten Wal-Kinnladen von der Zeit, als Borkum vom Walfang lebte.
Sehenswertes: Walknochen und Neuer Leuchtturm
Im 18. Jahrhundert verbrachten viele Männer das halbe Jahr auf hoher See vor Grönland, um die riesigen Tiere zu fangen, die restlos verwertet wurden. Die bis zu mannshohen Knochen ersetzten das knappe Holz und galten zudem als Statussymbol vor Kapitänshäusern. Mehr darüber ließe sich wohl im Museum Dykhus erfahren.
Vom Neuen Leuchtturm aus hat man eine schöne Aussicht. Mich fasziniert aber etwas ganz anderes noch mehr: Die Düne, auf der er steht, scheint ein einziger riesiger Kaninchenbau zu sein. Überall Löcher, hunderte der kleinen Nager grasen die Halme ab. Bei näherem Hinsehen entdecken wir sie auf der ganzen Insel. Am Friedhof warnt sogar ein Schild vor der Verletzungsgefahr durch Kaninchenbaue.
Lokale Tradition: Milchbuden und Strandzelte
26 Kilometer Sandstrand umgeben das Eiland, gleich vor der Promenade wimmelt es von Strandkörben und den für Borkum typischeren Strandzelten, die in einer Manufaktur vor Ort hergestellt werden. Eine andere lokale Tradition sind die teils auf Stelzen stehenden Milchbuden, in denen die Badegäste früher von Bauern unter anderem mit Milchreis und Dickmilch bewirtet wurden.
Heute ist das Angebot reichhaltiger und umfasst neben Speisen auch den einen oder anderen Cocktail. Am Ende der Saison werden die meisten Buden abgebaut, damit die Winterstürme sie nicht zerlegen.
Flugplatz Borkum: flach und hindernisarm
Den ersten – mörderisch heißen – Tag nach unserer Ankunft verbringen wir am Strand, am zweiten, kühleren leihen wir Fahrräder, um nach Ostland zu fahren. So heißt jener Inselteil, der einst durch Sturmfluten abgetrennt wurde und bis zur Eindeichung im 19. Jahrhundert nur per Boot oder mit etwas Glück bei Ebbe auch durchs Watt erreicht werden konnte.
Auf Höhe des Flugplatzes Borkum überrascht uns ein kräftiger Schauer, und wir retten uns ins Restaurant auf der Düne gegenüber. Bei Ostfriesentee mit Kluntjes haben wir Gelegenheit, das Gelände genauer zu betrachten: Die flache und hindernisarme Umgebung von EDWR hat damit zu tun, dass der Platz im »Tüskendör« (Zwischendurch) liegt, wo früher ein Priel die bei- den Hälften trennte.
Flugplatz Baltrum – EDWZ
Aufschüttung von 50 000 Kubikmeter Sand jährlich
Noch immer ändert sich die Form der Insel, nach geologischen Maßstäben sogar rasant: Vor 250 Jahren ähnelte sie einem schiefen Trapez, dann wurde die Westspitze stumpf, an der vormals glatten Nordflanke bildete sich eine Art Buckel, der immer weiter nach Osten wanderte, wo eine schnabelähnliche Landzunge entstand. Auch der Südzipfel, an dem der Hafen liegt, ist in dieser Form noch keine siebzig Jahre alt.
Die Sandbank »Hohes Riff« lag Anfang des 20. Jahrhunderts weit vor Borkum, in den achtziger Jahren verschmolz sie mit der Insel. Ursache für all das sind enorme Abtragungen durch Stürme und Gezeiten. Um den Prozess zu verlangsamen, werden in der Vorsaison jährlich bis zu 50 000 Kubikmeter Sand aufgeschüttet. Verhindern lässt er sich aber nicht, weshalb auch der Hauptbadestrand immer mal wieder ein Stück versetzt wird.
Rückzugsgebiet für Vögel: Flugplatz Borkum
Der Regen ist vorbei. Wir radeln weiter durch die mit Strandhafer und wilden Rosen bewachsenen Dünen. Nach Osten wird es immer menschenleerer, die Landschaft ist weit und offen. Plötzlich stehen zwei der seltenen fasanenähnlichen Wachtelkönige – Henne und Jungtier – auf dem Radweg, beäugen uns misstrauisch, lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen.
Andere Vögel zeigen noch mehr Selbstbewusstsein: Auf der Deichkrone kann es vorkommen, dass man sich den Weg freiklingeln muss, weil Scharen von Wildgänsen in ihrer Bequemlichkeit nicht einsehen, warum sie beiseite gehen sollten. Es ist eben ein Paradies für Vögel – und Vogelbeobachter. An Salzwiesen vorbei gelangen wir zum Sumpfwald Greune Stee (Grüne Stelle) mit seinen Moorbirken, Schwarzerlen und Weiden – und schließlich zurück in die Stadt.
Sonnenuntergangsspektakel und Kegelrobben
Es wird Abend, und wir beeilen uns, zum Strand zu kommen. An der Promenade hat sich schon eine ansehnliche Menge versammelt, um dem Sonnenuntergangsspektakel beizuwohnen. Zunächst scheint es, als fiele die Show heute aus: Die orangefarbene Scheibe wird von einer Wolkenbank verschluckt, wir bleiben in gespenstisch fahlem Zwielicht zurück.
Die ersten Besucher drehen sich schon um und gehen. Plötzlich aber – man kann es nicht anders sagen – fällt die Sonne unten wieder heraus und entzündet zwischen den Rädern des Offshore-Windparks Riffgatt ein Feuerwerk der Farben: Purpurrot, Gold, Violett. Ganz große Oper! Man möchte Beifall klatschen.
Erst zwei, drei Minuten später, als alles vorbei ist und nur ein matter Widerschein in Rosa und Grau auf den Wellen liegt, bemerke ich die Kegelrobben, die sich auf der Sandbank gegenüber aalen. Noch eine Tierart, die sich auf Borkum sichtlich wohl fühlt.
Der Flugplatz Borkum:
- Kennung: EDWR
- Frequenz: 121,210 MHz
- Höhe: 3 ft
- Koordinaten: N 53° 35ˈ 44ˈˈ, O 6° 42ˈ 33ˈˈ
- Pisten: 13/31, 1000 x 20 m Asphalt; 05/23, 810 x 40m Gras; 12/30, 870 x 40m Gras
- Treibstoff: Avgas, Jet A-1
- Landegebühren: 9 Euro (UL), 11 Euro (bis 1 t MTOM)
- Parken: ab 5 Euro (UL)
- Adresse: Flugplatz Borkum, Ostfriesenstraße 108, 26575 Borkum
- Telefon: 04922/38 48
- E-Mail: flugplatz@borkum.de
- Internet: https://stadtwerke-borkum.de/ flugplatz/
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