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Fliegen mit Safety Pilot: Lotse an Bord

Eine Pilotin ist oft auf Reisen, auch im Ausland. Um Zeit zu sparen, verzichtet sie auf Lizenz-Validierung und andere Formalitäten – und fliegt mit einem Safety Pilot.

Von Redaktion
Fliegen mit Safety Pilot
Fliegen mit Safety Pilot: Flora Späth mit Fluglehrer Thomas. Foto: Flora Späth

Als ich vor einigen Jahren endlich meinen PPL in den Händen hielt, freute ich mich auf regelmäßige  Runden um den Kirchturm nach Feierabend, Clubleben und gemeinsame Wochenendausflüge mit Fliegerfreunden. Wöchentliche Geschäftsreisen machen mich zwar seit Jahren zur Vielfliegerin – doch leider nur per Airline. Die nüchterne Realität: Arbeitsdruck und Fliegen am Feierabend widersprechen sich, am Wochenende sind die Flugzeuge oft ausgebucht, das Wetter ist schlecht oder im Freundeskreis fehlt schlicht die Zeit für schöne Trips. Ein eigener Flieger wäre die Lösung – allerdings ist das finanziell auch in Haltergemeinschaft für mich nicht wirklich realistisch und bleibt ein regelmäßig diskutierter Traum an Clubabenden.

Als ich das zweite Mal in kurzer Zeit an die 90-Tage-Grenze komme, wird mir klar, dass etwas geschehen muss. Warum nicht die Not des Reisens zur Tugend machen? Bereits in der PPL-Ausbildung habe ich einen Geschäftstermin genutzt, um zusammen mit meiner Fliegerfreundin Kasja und unserem Ausbilder einen Auslandsflug zu absolvieren. Das machte Spaß, war lehrreich, und durch den geteilten Flug hatte ich trotzdem Zeit, mich auf den Job vorzubereiten. Doch ist der Flug zum Geschäftstermin realistisch? Für mich eher nicht, denn ich müsste mich gleichzeitig auf Beruf und das Fliegen konzentrieren, und viele Strecken wären einfach zu lang.

Flug zum Geschäftstermin? Mit Safety Pilot und Charterflugzeug!

Sehnsüchtig gucke ich weiter aus den Airlinerfenstern über Europa und ärgere mich ein wenig, als mir endlich die Lösung einfällt. Darauf hätte ich längst kommen können: Warum nicht einfach mit Safety Pilot und Charterflugzeug fliegen? Lizenz, Medical und Logbuch sind rasch eingepackt, sogar fürs eigene Headset ist immer Platz, und dank iPad und Skydemon kann man sich bereits im Vorfeld überlegen, welche Gegend man erkunden will. 

Start your enginge! Von Goodwood (EGHR) führt die anschließende Tour an der englischen Südküste entlang. Gut zu erkennen: die Rennstrecke, die den Flugplatz umgibt.

Der erste Versuch startet in England: Man muss nicht nach Goodwood fliegen, um in Goodwood zu fliegen! Kontakt ist die örtliche Flugschule, die Maschine eine Cessna 172 mit Glascockpit. 172 kenne ich, Glas ist neu und wird geduldig von Safety Pilot Joe erklärt. Schwierig, mich nicht ablenken zu lassen vom fliegenden Museum hier: den startenden Spitfires, der ganz besonderen Atmosphäre. Und dann geht’s los: Alte Herrenhäuser, Rennstrecke und die Pisten in der Mitte bleiben hinter uns, wir entdecken die Kreidelandschaft der South Downs, genießen den Blick auf Portsmouth und die Isle of Wight. Nach einer Ehrenrunde über dem historischen Schloss von Arundel geht es wieder zurück. Leider verstecken sich die berühmten Kreidefelsen, die Needles, unter der tiefen Bewölkung: Ich muss also wohl noch einmal wiederkommen.

Fliegen mit Safety Pilot: Der Fluglehrer übernimmt das Funken

Wenig später steht ein Besuch in Hamburg an. Hier fällt die Qual der Wahl schon deutlich schwerer: In Uetersen/Heist (EDHE) gibt es gleich vier Chartermöglichkeiten. Ich entscheide mich für eine davon und starte mit Fritz, einem pensionierten Militärflieger, der am Platz als Fluglehrer arbeitet. Wieder ist es eine Cessna 172, diesmal  allerdings mit Dieseltriebwerk und FADEC – sehr entspannt, diese Einhebel-Bedienung. Über Hamburg gibt es viel zu sehen, und der Funkverkehr mit dem Airport Fuhlsbüttel in herrlichem Norddeutsch kostet mich einiges an Konzentration, auch wenn ich nur mithöre und Fritz das Funken überlasse. Schnell fällt mir dabei auf: Auf längeren Strecken würde mir bei diesem Setting die Herausforderung des »echten« Fliegens dann doch fehlen.

Für die einen Wirtschaftsfaktor, für andere das schönste Industriegebiet der Welt – der Hamburger Hafen.

Vom deutschen Norden geht es einige Wochen später Richtung Italien. Bereits vor sechs Jahren hatte ich das Vergnügen, von Villanova d’Albenga fliegen zu dürfen, damals allerdings nur auf der Rückbank. Der An- und Abflug durch die Berge auf das Meer hinaus blieben mir aber in bester in Erinnerung. Der Flugplatz liegt nicht nur interessant, er ist auch historisch bedeutsam: 1922 wurde LIMG als Grasbahn eröffnet, ab 1929 nutzte die Firma Piaggio (damals vor allem als Hersteller von Flugzeugen bekannt, die Vespa-Roller kamen erst viel später) das Areal als Werksflugplatz. 1937 enstand hier die erste Hartbelag-Piste Italiens. Doch mein Plan geht nicht auf: Für volle drei Tage hängen tiefe Wolken im Tal, und an fliegen ist nicht zu denken. 

Nicht immer klappt das Fliegen mit Safety Pilot

Ähnliches passiert einige Wochen später in Valencia: Langfristig geplant, strahlend blauer Himmel, sehr nette Vorbereitungsgespräche mit dem Safety Pilot – aber gegen die verlängerte Maintenance der Chartermaschine kann man nichts machen, und leider gibt es auch auf die Schnelle keine Ersatzmaschine. So ist das eben: Auch Enttäuschungen gehören zum Fliegeralltag.

»Flying high from LOWS« – in Salzburg klappt es dann wieder. Mein Ansprechpartner dort ist der Österreichische Sportfliegerclub (ÖSC) mit angeschlossener Flugschule. Safety Pilot Thomas ist allerdings ein bisschen enttäuscht, dass ich mich »nur« für die Cessna entscheide. Die Katana muss bis zum nächsten Mal warten. Dann wird es auch tiefer in die Berge gehen – dieses Mal reicht es nur fürs Überfliegen von Kindheitserinnerungen in der Region Chiemsee. Mein bester Lerneffekt: Thomas funkt Englisch! Aus Rücksicht auf die internationalen Airliner, die in der Region unterwegs sind. Das nenne ich mal wirklich vorbildlich.

Als Pilotin die Welt aus einem anderen Blickwinkel sehen

Auch wenn ich mal nicht geschäftlich unterwegs bin, ist mein »Fluggepäck« ab sofort dabei. Eine kleine Überraschung für meine schwedische Freundin Eva zum Geburtstag? Wir sehen Malmö aus der Luft; Eslövs Flygklubb (ESME) heißt uns mit seinen gelb-roten Hangars, zwei Asphaltbahnen und einer Graspiste willkommen. Andreas, der uns begleitet, ist leider kein Instructor, darum kommen ausnahmsweise keine PIC-Stunden in mein Logbuch. Doch der Blick über Malmö mit der Sundbrücke nach Kopenhagen und Evas Freude, über den Häusern ihrer Freunde zu kreisen, und das glückliche Winken der Eltern vom Balkon im Malmöer Hafen entschädigen. 

Einer schwedischen Freundin schenkt die Autorin einen Rundflug über Malmö.

Dafür habe ich doch fliegen gelernt, oder? Die Welt aus einem anderen Winkel sehen; Länder, Landschaften und Menschen entdecken. Und einmal mehr sehen, hören und staunen wir: Über die vielen Selbstbauflugzeuge im Hangar, Andreas’ Geschichte als Fluglehrer in den USA, wo er ein paar Jahre Auszeit genommen hat – und dann die US-Lehrerlaubnis nie nach Schweden umtragen ließ.

Fliegen mit Safety Pilot: Erfahrungen mit unterschiedlichen Flugzeugtypen sammeln

Spannend auch die Geschichte von Rob, mit dem ich einige Tage nach meiner US-Lizenzvalidierung in Meriden Airfield, Connecticut, fliegen durfte. Im »normalen Leben« ist Rob Software-Entwickler und Ersatz-Moderator für einen Country-Sender in Hartford.

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Noch sind nicht alle europäischen Länder bereist, aber mein neues Setup bringt mir Spaß und mich selbst zurück zu meinem ursprünglichen Gedanken übers Fliegen: Länder und Leute kennenlernen. Ganz nebenher sammle ich Erfahrungen mit unterschiedlichen Flugzeugtypen und lerne lokale Gegebenheiten und Sehenswürdigkeiten aus der Luft kennen – plötzlich werden sogar schnöde Geschäftsreisen wieder interessant!

Und immer wieder kommt mir der Satz meines Freundes Jon in den Sinn: »Fliegen mit Safety Pilot ist wie fliegen mit KLM nach China!« Dem widerspreche ich aus ganzem Herzen: Fliegen mit Safety Pilot eröffnet mir heute auch nach einigen hundert Flugstunden immer wieder neue Horizonte – man lernt nie aus. 

So genieße ich mein Hobby, voller Respekt für die Clubs und Chartergesellschaften, die diese Freiheit möglich machen.

Fliegen mit Safety Pilot: Die wichtigsten Fakten

Spontan das Urlaubsland oder auch nur eine fremde Region ohne Check-out und oft langwierige Lizenzvalidierung am Steuer eines Flugzeugs erleben – mit »Aufpasser« an Bord scheint das kein Problem zu sein. Doch die wichtigste Frage ist die nach der Haftung, falls etwas schiefgehen sollte. Idealerweise schließt man einen Chartervertrag ab, in dem die Haftungsfrage und der Versicherungsschutz geklärt sind.

Als Safety Pilot (Achtung: Der Begriff bedeutet in der Zivilluftfahrt etwas ganz anderes) sitzt dann in der Regel ein Fluglehrer auf dem rechten Sitz – so lassen sich auch Stunden ins eigene Flugbuch eintragen (Näheres in EASA AMC1 FCL.050). Die Autorin klärt mit den von ihr ausgewählten Clubs und Vercharterern vorab, ob ihr Plan überhaupt möglich ist: Manche Vereine lassen beispielsweise nur Mitglieder auf dem linken Sitz zu.

Text & Fotos: Flora Späth, zuerst erschienen im fliegermagazin 07/2019

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