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Chartern in Andalusien: Spanien mit dem Falke SF 25 Motorsegler

In fernen Landen fliegen – davon träumen viele Piloten. Wer am Ferienort chartert, erspart 
sich die aufwändige und meist anstrengende Anreise

Von Redaktion

Gegen eine längere Fliegerreise lassen sich einige Argumente ins Feld führen: Zeitmangel, Wetterrisiko, kaum Flugbegeisterung in der Familie oder schlicht die hohen Kosten. Also doch am Heimatplatz bleiben und sich mit den Reiseberichten anderer Piloten begnügen? 


Mit Freude lese ich Geschichten erfahrener Flieger, die sich über Wochen oder Monate auf die Reise in ferne Länder gemacht haben. Doch dazu fehlt mir einfach die Zeit. Warum also nicht ein ganz normales Ziel aussuchen, wo man vor Ort ohne großartige Vorbereitungen chartern kann? Ich möchte ja einfach nur ein paar Tage meines Urlaubs in der Luft verbringen.

Angenehme Fliegerreise: Flugzeug im Zielland chartern

Nach einigen Recherchen stoße ich auf Andalusien. Für eine Woche im Herbst genau das Richtige. Ob Motorflug, Segelflug oder Motorsegler – hier gibt es alles, JAR-FCL-Scheine werden anerkannt, und der Rest stimmt auch: Die Wetterbedingungen sind optimal, VFR-Flüge fast immer möglich.Und doch begrüßt uns das sonnenverwöhnte Südspanien mit strömendem Regen. Der erste seit Monaten, freuen sich die Einheimischen. Super. Die Prognosen sagen allerdings für den übernächsten Tag schon wieder bestes Wetter voraus.

Mediterranes Farbenspiel: Tiefblaues Wasser zwischen orange-rot leuchtenden Hügeln mit spärlicher Vegetation (Foto: Daniel Keller)

Also nutzen wir die Zeit und erkunden Sevilla erstmal zu Fuß. Schmale Gassen führen durch die Altstadt, vorbei an einer der ältesten Universitäten Europas, dann zum Königspalast Reales Alcázarez. Gewaltig und doch filigran baut er sich vor uns auf. Die Baumeister waren Mauren. Wir tauchen ein in eine orientalische Märchenwelt. Nach einem Kaffee in dem historischen Gemäuer geht es zur Kathedrale – die drittgrößte der Welt. Abends lässt sich das bunte Treiben im Viertel Barrio Santa Cruz am Palast bei Wein und Meeresfrüchten beobachten.

Perfektes Flugwetter: Motorsegler über Andalusien

Übermorgen ist da, und tatsächlich: perfektes Flugwetter. In Villamartin bei Cadiz, etwa eine Autostunde südlich von Sevilla, erwartet uns Pedro. Bei dem sympathischen Schweizer, der in Andalusien lebt, kann man Motorsegler oder Flugzeuge ohne Antrieb chartern. Zur Wahl stehen Falke SF 25, Blanik, Astir CS und eine DG 300. Ich will ein paar Kreise mit dem sehr gepflegten Falken drehen. Villamartin hat eine 500-Meter-Asphaltpiste, die gleichzeitig als Rollweg dient. Der Anflug über eine Vertiefung vor der Schwelle und das bewegliche Spornrad des Falken sind etwas gewöhnungsbedürftig.

Ein paar Platzrunden zum Einfühlen, dann fliegen wir in die Sierra de Cadiz über türkisfarbene Stauseen und Dörfer, deren Häuser schon aus der Ferne strahlend weiß leuchten. Die Thermik brummt. Ich will aber mit Motor noch etwas Strecke machen. Auf dem Rückweg, so nehme ich mir vor, fliege ich dann ohne Antrieb, nur mit der Kraft der Thermik. Leider ist dazu später keine Zeit mehr. Trotzdem wird es ein wunderbarer Flug. Die Weite der Landschaft an der Mündung des Guadalquivir, die andalusischen Berge, der Atlantik und die Mittelmeerküste – alles ganz nah zusammen.

Motorflug über der Sierra de Cadiz – noch etwas Strecke mit Motor machen

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Leihwagen Richtung Küste. Unser Startplatz ist heute Jerez de la Frontera. Zum beschaulichen Villamartin ein krasser Gegensatz: Auf dem internationalen Flughafen landen regelmäßig Charterjets. Bei Fly-in-Spain haben wir für zwei Tage eine Cessna 172 gemietet. Eigentlich sollte es ein UL werden, die Maschine ist aber nicht mehr verfügbar. Ich erhalte zur Vorbereitung unter anderem Infos zum Flugfunk, damit ich eine Chance habe, den Tower zu verstehen. Die Procedures sind eigentlich bekannt, denke ich optimistisch. Doch als ich im Cockpit sitze und den Funk anschalte, weiß ich, dass mir hier auch bestes Englisch nicht weiterhilft. Das nette Briefing hilft da auch nicht weiter.

Entspannt Chartern: Mit dem Falke SF 25 sind stressfreie Flugstunden über Andalusien garantiert (Foto: Daniel Keller)

Man hört zwar eine Menge übers Headset, aber verstehen – Blechbüchsen-Kauderwelsch. Harald, der als Fluglehrer mit uns fliegt, nimmt mir den Funk ab. Für Kurztrips wie unseren und ist die Mitnahme eines Fluglehrers übrigens eine gute Methode, auch in der Fremde Sicherheit zu schaffen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich versuche mich langsam in diese Sprache einzufinden. Kleiner Trost für alle, die wie ich kein Spanisch sprechen: Am zweiten Tag versteht man schon deutlich mehr. Wir rollen zur Piste 20. Einige Maschinen, darunter sogar Airliner, sind vor uns dran. Dann gehört die 2300 Meter lange Startbahn uns. Wir wollen an die Südspitze Europas fliegen und dann entlang der Atlantikküste wieder zurück.

Jerez: Bei Fly-in-Spain haben wir für zwei Tage eine Cessna 172 gemietet.

In 1000 Fuß über dem Meer folgen wir mit etwas Abstand der Küstenlinie. Unter uns glasklares Wasser und etwas versetzt das Festland, von der spanischen Sonne in warmes Licht getaucht. Vorbei an den Bettenburgen von Novo Sancti Petri und einem der Nationalparks, einer weitläufigen Sumpflandschaft, geht es Richtung Cadiz, einer Hafenstadt auf der schmalen Landzunge zwischen San Fernando und El Puerto. Inmitten der Hochhäuser sind die historische Altstadt und der Naturhafen zu sehen – von hier aus segelte Christoph Columbus in Richtung Neue Welt.

Wir erreichen die Kontrollzone von Rota. In der Bucht können wir der Küstenlinie nicht direkt folgen. Hier liegt ein Militärstützpunkt, und man sieht es nicht gern, wenn Privatflieger dem sensiblen Bereich zu nahe kommen. Kurzer Blick auf die Instrumente, und dann über dem Wasser nach Norden. Nach wenigen Minuten sind wir wieder über der Küste und bald darauf auch schon am Pflichtmeldepunkt Whiskey bei Jerez. Es ist reger Betrieb, und wir werden ins Holding geschickt. Damit muss man in Jerez rechnen – und sollte bei der Flugvorbreitung entsprechend Zeit einplanen. Endlich kommt die Landefreigabe.

Kontrollzone Rota: Privatflieger müssen hier einem Militärstützpunkt ausweichen

Unser Plan für den nächsten Tag: in die Berge fliegen, Ronda, eines der hübschen weißen Dörfer, erkunden und dann weiter nördlich in Cordoba landen. Aber Pläne sind schließlich dazu da, dass man sie über den Haufen wirft: Am Morgen macht uns ein diesiger Himmel mit schlechten Sichten einen Strich durch die Rechnung. Bauern haben in der Gegend ihre Felder abgebrannt. Wir hoffen auf bessere Bedingungen in den Bergen. Fliegbar ist das Wetter allemal. Wir warten wieder am Rollhalt 20 auf eine Freigabe.

Weiße Dörfer auf blankem Fels: Uralte Siedlungen bilden eine harmonische Einheit mit der kargen Gebirgslandschaft (Foto: Stephanie Keller)

Über Funk wird uns mitgeteilt, dass in Cordoba zwischen 13 und 15 Uhr Starts und Landungen nicht möglich sind – genau unser Zeitfenster für den Ausflug. Wenigstens erreicht uns die Nachricht rechtzeitig, sodass wir nicht vergebens Richtung Norden fliegen. Kurzfristige Planänderung: Wir wollen weiterhin nach Ronda, dann aber nordwestlich von Sevilla auf dem beschaulichen Platz La Juliana runter gehen. Der Flugplan wird geändert. In Jerez muss, wie an allen kontrollierten Plätzen in Spanien, immer ein Flugplan aufgegeben werden. Sogar für Platzrunden. Gleiches gilt für VFR-Flüge im Luftraum E.

Spanien: An kontrollierten Flugplätzen muss sogar für Platzrunden ein Flugplan aufgegeben werden

Endlich die Freigabe. Und tatsächlich, im Gebirge wird die Sicht besser. Türkisfarbene Stauseen liegen wie Perlen zwischen den Bergen. Schwindelerregend schmiegen sich Dörfer und Städte an Felsen oder scheinen aus ihnen herauszuwachsen. Wir schlängeln uns zwischen den Bergen und Graten hindurch. Das fantastische Farbenspiel der Sonnenstrahlen verzaubert uns. Dann breitet sich am Fuß einer schroffen Klippe die weiße Stadt Ronda vor uns aus. Unverkennbar: die berühmte Stierkampfarena. Ein Anblick, der im Gedächtnis bleibt. Leider gibt es keinen Flugplatz. Also saugen wir die großartige Atmosphäre aus der Luft in uns auf.

Wir drehen ab, lassen die Gipfel hinter uns und fliegen über flacher werdendem Gelände. Um uns herum tauchen Vogelschwärme auf. Wir halten sicheren Abstand und landen in La Juliana. Fallschirmspringer schweben auf den Platz zu. Wir sitzen in der Sonne und schlürfen einen Café con leche. Wie gut es uns geht! Nach einer ausgedehnten Siesta geben wir den Flugplan auf. Entlang dem Guadalquivir – einer willkommenen Navigationshilfe – geht es zurück nach Jerez. Diesmal ist ein direkter Anflug ohne Warteschleife möglich.

Von La Juliana nach Jerez: direkter Anflug möglich

Am letzten Urlaubstag wollen wir den Süden Andalusiens zu Fuß erkunden. Unser Ziel: Tarifa, die südlichste Stadt Europas. Von hier aus ist es ein Katzensprung nach Afrika, nur 14 Kilometer. Der Wind – typisch für diese Gegend – pfeift uns um die Ohren. Was wir als eher unangenehm empfinden, zieht Surfer magisch an. Der Strand ist außerdem von bunten Kitebuggys übersät. Ein imposantes Schauspiel.

Von Menschenhand geformt: Zahlreiche Stauseen füllen die Täler zwischen den kargen Bergwäldern der Sierra de Cadiz (Foto: Daniel Keller)

Ebenso beeindruckend: Whalewatching-Touren. Immerhin 13 Walarten kommen regelmäßig an die Küsten Andalusiens. Am spektakulärsten sind die Orkas, auch Schwert- oder Killerwale genannt. Uns zieht es aber noch einmal in die Berge, wir wollen klettern gehen. Fernab der ausgebauten Landstraße betreten wir eine andere Welt. Über uns kreisen dutzende Greifvögel im Hangaufwind. Jetzt wäre es mit einem Segelflugzeug großartig dort oben: Fabelhafte Felsformationen und Gipfelgrate, über uns stahlblauer Himmel. Wildnis und Freiheit. Die gefiederten Segler lassen unsere Gedanken abschweifen – in Andalusien möchte man gerne einer von ihnen sein.

Fliegen in Andalusien: Tipps und Infos

Flugvorbereitung: Karten sind vor Ort erhältlich. Wer vorher schon mal reinschauen will: Jeppesen VFR+GPS-Charts Spanien LE-5, gegebenenfalls LE-4 und LE 2. Auch Anflugkarten werden vor Ort (bei Fly-in-spain) zur Verfügung gestellt. Eine Einweisung in Funk und lokale Verfahren gibt es bei den Charter-Unternehmen.

Landegebühren: Villamartin: 10 Euro pro Landung oder 25 Euro Tagespauschale (Motorsegler). Jerez de la Frontera: 11 Euro pro Landung (Echo-Klasse)

Chartergebühren: Jerez de la Frontera: Cessna 172: 138 Euro, Cessna 150: 115 Euro, Piper PA 28: 158 Euro (jeweils pro Stunde, inklusive Avgas).
Es lohnt sich auch, nach Blockangeboten zu fragen. www.fly-in-spain.com.
Villamartin: Falke FS 25: 108 Euro pro Stunde. www.fly-pedro.com

Text: Stephanie Keller, Fotos: Daniel und Stephanie Keller, fliegermagazin 6/2009

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