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Heimat von oben: Rapsblüte in Norddeutschland – Fotos aus dem Kleinflugzeug
Piloten erleben ein einmaliges Naturschauspiel, wenn im Mai die Felder an der Ostsee erblühen und ihre Farbe mit dem Grün anderer Pflanzen und dem Blau des Wassers kontrastiert
Bei allem Lokalpatriotismus bleibt wohl auch einem Hamburger keine Wahl: Man muss zugeben, dass die Aussicht bei einem Flug über die platte norddeutsche Tiefebene langweilig sein kann im Vergleich zum Blick auf hoch ragende Alpenkämme oder durchs Mittelgebirge mäandrierenden Flüsse. Doch Ende April, Anfang Mai werden Flüge im Norden Deutschlands für einige Wochen konkurrenzlos wundervoll: während der Rapsblüte.
Zwar gibt es dann auch in anderen Regionen der Republik blühende Landschaften. Doch nirgendwo knallt das Gelb der Rapsfelder so wie in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Nur dort kombiniert die Landschaft das Rapsgelb mit dem satten Grün der Wiesen und dem tiefen Blau des Meers.
Aus der Luft ist der Norden Deutschlands für einige Wochen konkurrenzlos wundervoll
Einer dieser typisch norddeutschen Tage mit glasklarem Rückseitenwetter ist wie gemacht für einen Rapsflug. Dort wo sich das Wasser in Buchten, Förden und Bodden zwischen das Land drängelt, ist die gelbe Wucht am beeindruckendsten. So windet sich fast ganz im Norden die blau schimmernde Schlei durch die Felder, übersät von weißen Segel-Tupfern. Einige Flugminuten südöstlich erstreckt sich das, was die Flachländer stolz „Holsteinische Schweiz“ nennen: sanft geschwungene Hügelchen (der höchste erreicht 186 Meter), über die sich das Gelb in faszinierendem Lichtspiel wellt, dazwischen einige Seen.
Wer genau hinsieht, entdeckt prächtige Gutshäuser und Schlösser zwischen Feldern und Wäldchen.An Travemünde vorbei geht es nach Mecklenburg-Vorpommern. Der Unterschied wird sofort offensichtlich: In Ostdeutschland sind die Felder viel größer. Durch die Spuren der Trecker ergeben sich in der gelben Fläche geometrische Muster, die von Außerirdischen oder einer längst vergangenen Kultur stammen könnten.
Aus dem Privatflugzeug blicken wir auf endlose, gelbe Weiten hinab
Der schwere, süßliche Rapsduft dringt bis nach oben ins geschlossene Cockpit. Kein Wunder, dass da unten viele Bauernhöfe Rapshonig anbieten. Hinter Wismar und Rostock taucht die Boddenlandschaft von Fischland, Darß und Zingst auf. Auch hier bietet die Natur eine perfekte Melange aus Gelb, Grün und Blau. Das Wasser der flachen Ostsee ist so klar, dass man bis zum Grund sehen kann: Sand wechselt ab mit Unterwasserbewuchs und großen Steinen. Fast karibisch sehen die Buchten aus – erst recht noch weiter im Osten bei Hiddensee und Rügen, wo die kurvige Küste weit ins Land schneidet und die Farbenpracht wild durchmischt.
Wenn die Rapsblüte – meist Ende Mai – vorüber ist, sehen die Felder aus der Luft auch nicht mehr viel anders aus als Weizen oder Gerste. Für Lokalpatrioten kann die Aussicht entlang der Ostseeküste aber auch dann immer noch mit jedem Hochgebirge mithalten – und nach der Landung ist das Wasser warm genug zum Baden.
Fotos: Jörg Bodenbender, fliegermagazin 4/2010
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