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Flug der Karibik: Puerto Rico und Dominikanische Republik mit Cessna 172

Während Europa vor Kälte zittert, machen sich zwölf Piloten aus Deutschland 
auf den Weg in die USA. 15 Tage lang erleben sie ihren persönlichen 
Urlaubstraum auf dem Flug von Florida über die Bahamas bis nach Puerto Rico

Von Redaktion

Der Start in Florida braucht zwei Tage Vorlauf: Die deutschen Lizenzen müssen validiert werden. Zudem sind Zollfragen zu klären, und alle Teilnehmer diskutieren über diverse Abflugrouten. Unsere Cessna brauchte noch Luft im Bugrad. Doch dann werden die Flugpläne aufgegeben. Und zum Tagesausklang gibt es ein gemeinsames Abendessen im „Red Lobster“.

Acht Uhr am nächsten Morgen: Gepäck ausladen, Mietwagen zurückgeben, Wetter und Notams checken und die Vorflugkontrolle machen. Alles läuft wie am Schnürchen – bei den anderen Crews. Unser Zigarettenanzünder hat keinen Strom, und damit fehlt dem GPS eine zuverlässige Energiequelle. Ein Mechaniker zieht eine neue Leitung, und mit zwei Stunden Verspätung, die anderen drei Maschinen sind schon lange fort, können auch wir mit der C 172 RG abheben: Ludwig Seefelder, Egolf Betz und Erwin Pitzer.

Foto: Egolf Betz

Unter uns breitet sich die Küste Floridas aus: Wir werden von Daytona zu Orlando Approach und Miami Center weitergeleitet. Nach zweieinhalb Stunden tanken wir in Freeport auf den Bahamas und erreichen mit neuem Flugplan nach weiteren eineinhalb Stunden Nassau. Trotz Vorplanung: Unser Hotel ist voll, wir müssen in ein anderes umziehen, nur fünf Minuten per Taxi entfernt. Das wird allerdings von dem Hotel organisiert und bezahlt. Das exzellente Frühstück entschädigt für den gestrigen Ärger, die anschließende Stadtrundfahrt endet am GAT.

Wir brechen nach Stella Maris auf: Wie schön sind die vielen kleinen Inseln im türkisfarbenen Meer sind. Wir fliegen so tief wie möglich. Stella Maris ist ein Platz mit Zollabfertigung und Sprit. Kaum sind die Flieger versorgt, stehen schon Taxen bereit – ob hier der Funk vom Resort abgehört wird? Der Tag endet mit Landungsbier und -wein, je nach Geschmack, es wird ein wunderbarer Grillabend bei 25 Grad – Urlaub eben. Morgens lockt das Meer: Mit Schnorcheln ausgerüstet entdecken wir die Unterwasserwelt der Bahamas. Nachmittags machen wir noch einen Rundflug über die Inseln Rum Cay und San Salvador – erst als eine Front anrückt, kehren wir um.

Ob Pilot, Copilot oder Passagier, alle zahlen 20 US-Dollar cash

Regen und böiger Wind sind über Nacht und in den Morgenstunden durchgezogen. Nun steht nichts dem Weiterflug in die Dominikanische Republik im Weg. Beim Zoll wird die Ausreisegebühr fällig: Ob Pilot, Copilot oder Passagier, alle zahlen 20 US-Dollar cash. Santo Domingo Information, Puerto Plata Approach und Tower – mit 15 bis 20 Knoten Rückenwind geht es fast zu schnell voran. Wir können uns kaum sattsehen an den Stränden von Crooked Island, Mayaguana Island, Turks und Caicos Islands – wie Perlen liegen sie hintereinander im Ozean. Nach 300 Nautischen Meilen landen wir bei Sonne in Puerto Plata. Gut, dass Leonor, eine Mitfliegerin, Spanisch spricht: Das vereinfacht die Einreiseformalitäten in die „Domrep“.

Schwierig wird es beim Weiterflug am nächsten Tag: Unser Ziel Puerto Rico ist assoziiertes Mitglied der Vereinigten Staaten und daher gelten deren Einreisebestimmungen. Das übliche ESTA-Verfahren für Gäste ist nicht anwendbar, denn es gestattet nur Einreisen mit gewerblichen Linienmaschinen. Wir müssen uns mit dem Electronic Advanced Passenger Information System (eAPIS) auseinandersetzen. Es fordert Details über alle: Crew oder Passagier, Flugzeugdaten, Ort, Tag und Stunde der Ankunft – das alles muss spätestens eine Stunde vor Abflug per Internet vorliegen. Theoretisch kein Problem. Der Teufel steckt in der Technik: Der Internetzugang streikt, wir kommen ins Schwitzen. Doch schließlich rufen wir beim Immigration-Officer an, ob auch alles passt. Das Ganze dauerte mehr als vier Stunden! Entlang der dominikanischen Küste geht es Richtung San Juan auf Puerto Rico.

Traumdomizil: Hotelanlage in der Bucht von Samana in der Dominikanischen Republik
(Foto: Egolf Betz)

Hier soll man Wale sehen können – leider haben wir kein Glück. Gegen 17 Uhr landen wir auf der Isla Grande. Unser Hotel ist fast schon zu luxuriös. Zum Abendessen entscheiden wir uns für ein einheimisches Restaurant, zwei Gehminuten entfernt – ein Genuss. Am nächsten Tag entdecken wir die Insel: Mit einem Leihwagen geht es in die Kegelkarstberge zum Arecibo, dem größten Radioteleskop der Welt. Sein Spiegel ist einer Talmulde angepasst, hat einen Durchmesser von 305 Metern und war Schauplatz im James-Bond-Film „Golden Eye“. Anschließend besichtigen wir St. Cristobal, die spanische Befestigung aus dem 17. Jahrhundert, gucken den Hafen an und schlendern durch die verwinkelten Gassen des Stadtkerns von Alt-San-Juan. Am nächsten Tag plant jede Crew einen eigenen Rundflug. Egolf, Erwin und ich fliegen einmal rund um die Insel mit Abstechern zu den Virgin Islands, St. Thomas und St. Croix. Dabei blicken wir dann nochmal direkt in das Radioteleskop – auch aus der Vogelperspektive beeindruckend.

Flug über Haiti, ohne Landung, und Rückkehr nach Santo Domingo

Es geht zurück in die Dominikanische Republik: Der Flug führt zunächst nach El Catey als Port of Entry. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir den Riesenflugplatz, der zwar eine Zollabfertigung bietet, aber ansonsten verlassen wirkt. Nur noch ein Zehn-Minuten-Hüpfer, und wir sind am Tagesziel: El Portillo. Der Privatflugplatz gehört zum Resort Gran Bahia Principe. Es liegt direkt am Strand, mit einer tollen Außenanlage und einem riesigen Speiseangebot! Wir bleiben drei Tage lang, relaxen, schnorcheln und unternehmen Segelausflüge auf einem Katamaran. Seit Tagen diskutieren wir: Könnten wir nach Haiti fliegen? Die Auskünfte sind unterschiedlich. Klar, mit Flugplan einfliegen ist kein Problem. Aber was passiert bei der Wiedereinreise in die „Domrep“?

Haiti ist Choleragebiet. Und was passiert, wenn die Vercharterer erfahren, dass wir mit ihren N-registrierten Flugzeugen in Haiti waren? Wir wählen einen Mittelweg: Flug über Haiti, ohne Landung, und Rückkehr nach Santo Domingo. Los geht es von El Portillo nach Santiago als Tankstop. Die veröffentlichte Anflugfrequenz ist unbesetzt. Der Tower gibt uns Landeinformationen: „Report downwind runway 11“. Downwind – Base – Final: keine Antwort! Wir landen – und erwarten von einer Rüge bis zur Verhaftung alles mögliche. Aber es geschieht nichts. Das Tanken ist Routine, die Aufgabe des Flugplans nicht: Erst die vierte Version wird akzeptiert. Zurück in der Maschine bekommen wir eine Rollfreigabe. Doch nach unserem „Ready for departure“ kommt per Funk die Überraschung: Dies sei ein Auslandsflug, und wir müssten zurück zum Zoll.

Bond-Kulisse: Am Arecibo-Observatorium sucht man auch nach Hinweisen auf außerirdische Intelligenz (Foto: Egolf Betz)

Über Funk ändern wir die Route, wir wollen nicht mehr über die Grenze, sondern nur über die Dominikanische Republik fliegen. Das wird akzeptiert, aber ganz nachvollziehbar scheint unsere Rundflugabsicht nicht. Auch auf Santo Domingo Information fordert man eine Estimated Time of Arrival – und zweifelt an, dass wir für eine Strecke von 80 Meilen zwei Stunden unterwegs sein sollen. Dennoch wird es ein toller Flug entlang der Küste bis nach El Portillo. Der Rückflug steht an. Die 182er-Cessna hat genug Sprit und macht den Zoll in El Catey. Wir anderen müssen tanken und fliegen nach Santiago. Gegen Mittag orientieren wir alle uns an der dominikanischen und der haitianischen Küste, um Richtung Norden den Inseln zu folgen: Inagua, Acklins und Crooked Islands bis Stella Maris. Am Abend genießen wir das letzte gemeinsame Dinner. Aus zwölf Fremden ist nach 33 Flugstunden eine vertraute Gemeinschaft geworden.

Tipps und Infos

Literatur & Karten: Zur Vorbereitung nutzten und empfehlen die Organisatoren unter anderem folgende Bücher: K.-J. Schwahn: Fliegen in den USA; H. Strietz-Metzler: USA-Handbuch für Piloten, Band 2: Der Osten inkl. Bahamas; J. Spanitz: Guide to the Flight Review;
sowie weitere Lehrbücher etwa über VFR-Funkverfahren in den USA. Karten für die Bahamas und die Karibik gibt es beispielsweise bei Sporty’s (www.sportys.com); Lieferzeit vier bis sechs Wochen (wegen des Zolls).


Flugplan-Aufgabe: In den USA und Puerto Rico über eAPIS (electronic Advance Passenger Information System, https://eapis.cbp.dhs.gov/) mit Online-Angabe von Crew, Pax, Flugzeugdaten, Boarder-Crossing und weiteren Daten.

Text Ludwig Seefelder, Egolf Betz, Fotos: Egolf Betz, Getty Images, fliegermagazin, 9/2011

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