PPL

/

Privatpilot werden: Wie aufwendig ist die Ausbildung?

Wer einen Flugschein macht, steht vor großen Herausforderungen. Wir haben Flugschüler und Jungpiloten nach Erfahrungen während ihrer Ausbildung gefragt.

Von Isabella Sauer
Sebastian Richter
Hochmotiviert: Sebastian Richter steckt noch mitten in seiner UL-Aus- bildung. Sein Schulflugzeug ist eine Tecnam P92 Echo, mit der er schon viele schöne Momente erlebt hat. Foto: Privat

Puh! Privatpilot zu werden ist gar nicht so einfach, oder zumindest mit viel Lernen und Geduld verbunden. Doch der Traum, schon bald ganz allein von A nach B fliegen zu können, ist für viele Flugschüler Motivation genug.

Höhen und Tiefen während der Ausbildung gibt es aber trotzdem! DDas fliegermagazin hat einen Flugschüler und zwei Jungpiloten um ihre Meinung gebeten und sie einen „Steckbrief“ ausfüllen lassen.

Flugschüler Sebastian

  • Name und Alter: Sebastian Richter, 40 Jahre
  • Flugschule oder Verein: Flugschule Sky Motion in Gera-Leumnitz (EDAJ)
  • Fluglizenz: Luftsportgeräteführer (Dreiachs-UL)
  • Schulflugzeug: Tecnam P92 Echo
  • Schönster/anstrengendster Moment in der Ausbildung: Mein schönster Moment war der erste Flug über Wolken bei strahlendem Sonnenschein. Besonders anstrengend war die BZF II-Prüfung.
  • So lief es mit dem Theorielernen: Recht gut, da durch das Modellfliegen einige Grundlagen schon da waren. Jeder muss für sich sein „System“ zum Lernen finden. Ich habe alles Wichtige auf Papier und zusätzlich in Apps, und nutze fast jeden Tag Leerlaufzeiten im Job und in der Freizeit, um mir die Theorie anzusehen und zu verinnerlichen.
  • Diese Fächer haben die meisten Nerven gekostet: Meteorologie und Luftrecht.
  • Gab es einen Punkt, an dem Du dachtest „Das lerne ich nie“? Streckenplanung VFR auf Papier mit Zirkel, Kursdreieck und Windberechnung haben einige kurze Nächte bei mir verursacht.
  • Tipps fürs Theorielernen: Jede freie Minute im Alltag nutzen, egal ob im Wartezimmer, im Stau, in Pausen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, um die Inhalte zu lesen und zu verstehen. Dabei Apps für Mobilgeräte nutzen, aber auch gedrucktes Papier kann man mal mit Textmarker anstreichen, damit es sofort ins Auge sticht. Instagram und Youtube sind hervorragend geeignet, um Themen noch einmal in Ruhe anzusehen.
  • Lieblingsflugplatz oder Reiseziel: Mein Wunsch für einen längeren Streckenflug wäre Strausberg (EDAY), ansonsten irgendwann einmal Rügen (EDCG).
LESEN SIE AUCH
Um in Ruhe die Theorie für die PPL-Prüfung lernen zu können, geht Flugschülerin Isabella gern in die Uni-Bibliothek Hamburg.
News

Theorielernen macht dick – Navigation heißt der Endgegner!

Pilotin Julia

  • Name und Alter: Julia Reinefeld, 29 Jahre
  • Flugschule oder Verein: Flugschule Hamburg
  • Schulflugzeug Cessna 150, 152 und 172
  • Schönster/anstengendster Moment in der Ausbildung: Mein schönster Moment war unter anderem mein erster längerer Solo-Überlandflug nach St. Peter-Ording (EDXO). Ich war nervös, fragte mich, ob alles genau so funktionieren würde wie mit einem Fluglehrer. Ich hatte zum Glück einen unglaublich freundlichen Service bei Langen Information. Der hat sich total gefreut, mich zu begleiten und hat mir immer mal wieder ermutigend zugesprochen. Und als ich dann auch noch alle Wegpunkte gefunden habe und die Route wie geplant verlief, wurde ich auch noch mit meinem ersten Flug an der malerischen Nordseeküste belohnt. Besonders anstrengend war das erste Mal Platzrundentraining und der Eindruck, auf einmal so vieles gleichzeitig machen zu müssen, was man vorher nur beobachtet hatte.
  • So lief es mit dem Theorielernen: Anfangs lief es eher schleppend, da ich erst zum Winter beginnen konnte und mir daher die Praxisnähe fehlte. Je mehr ich aber flog, desto mehr reizte mich auch die Theorie dahinter. Ich baute mir eine Routine in den Alltag ein und lernte im Schnitt jeden Tag eine Stunde. Besonders in einigen Fächern wie Meteorologie und Flugzeugkunde brauchte es schon viel Zeit zum Lernen und Verstehen. Zum Glück hatten meine Fluglehrer viel Geduld und Motivation und haben mir vieles anschaulicher erklärt als im Lehrbuch.
  • Dieses Fach hat die meisten Nerven gekostet: Definitiv Meteorologie.
  • Gab es einen Punkt, an dem Du dachtest „Das lerne ich nie“? Für mich war das im Platzrundentraining vor dem ersten Solo. Der Abfangbogen wollte einfach nicht werden. Ein anderer war die Technik im Motorraum, bei der ich mir jedes Mal richtig doof vorkam, wenn ich wieder nicht wusste, was nochmal dieser Venturi-Effekt ist, und wie das mit der Vergaservorwärmung funktioniert. Aber hat man es einmal verstanden, dann macht es umso mehr Spaß!
  • Tipps fürs Theorielernen: Wenn möglich einen Lernpartner suchen. Durch das BZF-Seminar in der Flugschule habe ich einen sehr guten Freund gewonnen, der auch in der Ausbildung war. Wir haben uns immer mal wieder zum Feierabend getroffen und uns abgefragt. Und dann noch die App „iPilot“. Da ich beruflich viel unterwegs bin, habe ich mir die App auf Handy und iPad geladen. So konnte ich mich immer von unterwegs durch die Fragen klicken. Außerdem wichtig: keine Scheu vor doofen Fragen. An mir selbst habe ich beobachtet, dass man gerade als Frau in dieser Männerdomäne gern etwas zurückhaltender ist, wenn es darum geht, dass man technische Details nicht versteht. Viele Frauen neigen dazu, die technischen Hintergründe nur auswendig zu lernen. Ich habe bislang niemanden erlebt, der mir nicht gern geholfen hat oder mich für blöd erklärt hat. Ganz im Gegenteil: Die meisten Menschen am Flugplatz freuen sich, wenn man sich wirklich dafür interessiert und sie einem etwas erklären können.
  • Lieblingsflugplatz: Mein „Heimathafen“, also Uetersen (EDHE). Außerdem Hamburg (EDDH) und Kiel (EDHK). Der An- und Abflug über die Kieler Förde ist im Sommer einfach atemberaubend.
Julia ReinefeldJulia Reinefeld
Lang ersehnter Traum: Julia Reinefeld liebt den Blick von Oben auf die Landschaft. Seit Herbst 2023 hat sie ihre PPL-Lizenz.

Privatpilot Michael

  • Name und Alter: Michael Prutsch, 32 Jahre
  • Flugschule oder Verein: Jetzt bin ich Mitglied des Aero Club Hamburg. Meine Lizenz habe ich in Warschau bei der Flugschule „Runway“ gemacht.
  • Fluglizenz: PPL(A) mit Nachtflugberechtigung
  • Schulflugzeug: Piper PA-28 mit klassischem „Sixpack“ und Cessna 172 mit Glascockpit.
  • Schönster/anstrengendster Moment in der Ausbildung: Der schönste Moment war eindeutig der erste Soloflug. Mein Fluglehrer meinte: „Beim nächsten Take-off hat das Flugzeug etwas mehr Leistung“, und auf meinen verwunderten Blick sagt er dann noch, dass ich meinen ersten Soloflug genießen solle und stieg aus. Die anstrengendsten Moment waren die Sessions im Simulator, in dem wir drillmäßig Notfälle durchgespielt haben. Und das auch mal zwischen 22 Uhr und Mitternacht nach einem Arbeitstag, um den Effekt von Ermüdung zu demonstrieren.
  • So lief es mit dem Theorielernen: Sehr selbstständig. Ich hatte mich primär im Selbststudium vorbereitet. Ergänzend gab es zu jedem Fach ein paar Präsenzstunden, die allerdings mehr als Q & A gedacht waren, um Unklarheiten mit dem Fluglehrer zu klären und sich ein paar praktische Tipps abzuholen.
  • Diese Fächer haben die meisten Nerven gekostet: Ganz klar Meteorologie. Aber primär, weil ich die Materie ihrer Wichtigkeit wirklich verstehen wollte und vorher, mal abgesehen vom Wetterbericht in der Tagesschau, keine wirklichen Kenntnisse hatte.
  • Gab es einen Punkt, an dem Du dachtest „Das lerne ich nie“? Ja klar, an den Punkt kommt jeder mal. Bei mir war das, als ich das erste Mal den Fragenkatalog gesehen habe – da war ich dann doch etwas erschlagen. Aber mit der „Salamitaktik“, sich das Ganze in kleine Scheiben aufzuteilen, hat es dann gut funktioniert.
  • Tipp fürs Theorielernen: Die Theorie mit der Praxis verbinden. Wenn du ein theoretisches Konzept nicht ganz verstehst oder vertiefen möchtest, frag einfach den Fluglehrer, ob er das Thema in die Praxis einbauen kann. Jemanden finden, mit dem man gemeinsam lernt, macht das Ganze auch um ein Eck einfacher. Die Videos von Embry Riddle (Youtube ERAU Special VFR) waren zu einigen technischen Themen sehr hilfreich.
  • Lieblingsziel: Zell am See (LOWZ). Fantastischer Anflug mitten in den Bergen, sehr freundliche Flugleitung und hervorragendes Restaurant.
Michael PrutschMichael Prutsch
Gutes Gefühl: Michael Prutsch ist seit Sommer 2022 Privatpilot und genießt es, in der Luft zu sein.

Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

Schlagwörter
  • Lizenzerwerb
  • PPL
  • PPL-Ausbildung
  • Flugschüler
  • Meteorologie