Manuel Höferlin: Pilot und Politiker
Manuel Höferlin (FDP) ist nicht nur Mitglied im Deutschen Bundestag, sondern auch begeisterter Privatpilot. Wie er zur Lizenz kam und was er politisch für Privatpiloten tun möchte, hat er im Gespräch erzählt.
Normalerweise sitzt Manuel Höferlin (FDP) im Deutschen Bundestag in Berlin , doch auf der AERO in Friedrichshafen hat sich der Innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Zeit für Online-Chefredakteurin und Flugschülerin Isabella Sauer genommen. Sie haben sich schnell aufs Flieger-Du geeinigt und über das Thema Flugausbildung sowie die Bedeutung der Allgemeinen Luftfahrt in der politischen Diskussion gesprochen.
fliegermagazin: Im Internet steht zwar, dass Du Privatpilot bist, aber es gibt keine Information darüber, wie lange Du schon fliegst. Seit wann hast Du Deine PPL-Lizenz und wie lange dauerte die Ausbildung?
Manuel Höferlin: Meinen ersten Ausbildungsflug hatte ich im August 2011 in Mainz. Fertig war ich dann im Januar 2014, also habe ich zweieinhalb Jahre gebraucht. Meine größte Herausforderung war, dass ich nur wenig Zeit fürs Fliegen hatte. Der Abstand zwischen meinen Flugstunden war immer sehr groß. Dann meinte mein Fluglehrer irgendwann zu mir: »Wenn du jetzt nicht langsam die Theorie machst, fliege ich nicht mehr mit dir.« Es war kein Weiterkommen mehr möglich. Und dann habe ich mich hingesetzt und richtig gelernt. Man muss die Prüfungen für die Fächer ja nicht alle am Stück ablegen; es ist auch nicht schlimm, wenn man eines mal nicht besteht. Kein Mensch hat mich bisher gefragt, wie ich die Theorie bestanden habe. Also einfach loslegen und zur Prüfung anmelden! Auch wenn Meteorologie und Navigation nicht zu 100 Prozent sitzen.
Wie bist Du überhaupt zum Fliegen gekommen?
Ich wollte als Kind immer beruflich Pilot werden. Im Grundschulalter soll ich schon die Flugzeuge am Himmel identifiziert haben. Wie wir heute wissen, hat sich dieser Berufswunsch nicht ergeben. Kurz bevor ich 40 Jahre alt wurde, hatte ich mir dann aber gesagt: Wenn ich jetzt nicht fliegen lerne, wird das nichts mehr. Und dann bin ich durch einen Termin als Abgeordneter beim Luftsportverband Rheinland-Pfalz mit Fluglehrern ins Gespräch gekommen und habe schließlich meine Ausbildung begonnen.
Welcher Moment in Deiner Ausbildung hat Dir am meisten Gänsehaut bereitet?
Auf jeden Fall mein Soloflug! Aber auch das erste Mal auf einem fremden Flugplatz ohne Fluglehrer zu landen, bleibt unvergessen. Man geht alleine los, bezahlt seine Gebühr und lässt sich die Landung bestätigen. Das ist ein total erhabenes Gefühl, aber auch das Landen am fremden Flugplatz ist der Hammer!
Und wie oft schaffst Du es jetzt, ins Flugzeug zu steigen?
Viel zu selten (lacht), also, wirklich! Ich bin ein sogenannter Klumpenflieger. Wenn, dann öfter am Stück, und dann monatelang teilweise gar nicht. Das ist ganz furchtbar für mich. Ich fliege generell viel über den Sommer. Nicht wegen des Wetters, aber da kann ich mir meine Zeit anders einteilen. Am Wochenende schaffe ich es so gut wie nie, deswegen habe ich oft damit zu kämpfen, dass viele Flugplätze montags geschlossen sind.
Kommen wir zu politischen Themen. Wie wichtig ist die Allgemeine Luftfahrt in der politischen Diskussion. Findest Du da überhaupt Gehör oder ist das eher schwierig?
Das sind zwei verschiedene Fragen. Gehör findet man als Pilot immer, auch in der Politik, weil alle das spannend finden. In der politischen Diskussion findet die Allgemeine Luftfahrt hingegen viel zu wenig statt. Das ist meines Erachtens dramatisch. Ich bin ja auch stellvertretender Vorsitzender einer Parlamentsgruppe Luft und Raumfahrt. Die meisten Kollegen sind da nicht wegen der Allgemeinen Luftfahrt, sondern weil sie Raumfahrt interessiert. Bei mir ist das anders, deswegen kümmere ich mich darum. Bei mir in der Fraktion bin ich auch derjenige, der sich um die Allgemeine Luftfahrt kümmert, obwohl ich fachlich Innenpolitik mache. Doch Luftsicherheit und ZÜP sind meine Themen, da mische ich mich dann gern ein, das können meine Kollegen auch gut ertragen.
Wie wichtig ist es, dass Magazine, Influencer und Personen des öffentlichen Lebens die Allgemeine Luftfahrt prominenter machen?
Ich finde es toll und wichtig, besonders, dass auch immer mehr Frauen fliegen. Es braucht Transporteure, die eine Leidenschaft vermitteln und ein Thema sichtbar machen. Politiker sind auch nur Menschen, die sich für etwas begeistern lassen. Viele von uns haben einen Flugplatz bei sich im Wahlkreis.
Welche Rolle spielen aus Deiner Sicht die Luftfahrt-
verbände wie DAeC, AOPA oder DULV?
Man kann nur hoffen, dass die Verbände stärker in der Fläche Politiker vor Ort abholen und sagen: »Hey, schau mal, das ist hier bei dir vor Ort ein wichtiger Treffpunkt.« Allgemeine Luftfahrt ist wichtig aus meiner politischen Sicht, weil ohne Luftsportlerinnen und Privatpiloten der geschäftliche Teil der Allgemeinen Luftfahrt gar nicht funktionieren würde.
Und Flugplätze haben auch ihre Aufgaben für die allgemeine Bevölkerung, oder?
Ja, wir haben mit den Flugplätzen in Deutschland eine ganz wichtige Verkehrsinformationsbedeutung, die oft zu wenig beachtet wird. Ich fliege in Mainz, und das Sportstudio des dort ansässigen ZDF freut sich immer, wenn ein bekannter Fußballer nochmal spät starten oder landen kann. Auch sonst gibt es viele Plätze, die eine Funktion erfüllen, die man vielleicht gar nicht auf Anhieb wahrnimmt.
Blicken wir ein wenig zurück: Seit 2009 setzt Du Dich für das Thema Zuverlässigkeitsüberprüfung und die Abschaffung dieser ZÜP ein. Was ist Stand der Dinge?
Die FDP ist die einzig verbleibende Fraktion im Deutschen Bundestag, die gegen die ZÜP agiert. Alle anderen tun es nicht mehr. Deswegen wird es keine Mehrheit geben. Ich habe andere Ideen, wie man die ZÜP verändern kann, und es steht jetzt tatsächlich wieder eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes an. Da geht es vor allem um andere Punkte, aber ich habe schon angemeldet, dass wir nochmal über die ZÜP reden müssen. Meine Wunschvorstellung wäre, und ich halte es für praktikabel, dass man die ZÜP nur ein Mal macht. Beim Lizenzerwerb oder bei der Umschreibung in eine deutsche Lizenz. Mehr sehe ich im Moment nicht. Es gibt viele sachliche Argumente, warum die ZÜP überhaupt keinen Sinn macht, aber für deren Abschaffung gibt es zur Zeit keine Mehrheit.
Stichwort Nachhaltigkeit: Passt das mit der Allgemeinen Luftfahrt zusammen?
Ich finde schon, dass der Status Quo bei modernen Flugzeugen mit Kolbenverbrennungsmotoren gar nicht so schlecht ist. Kürzlich bin ich die Velis Electro mit Fluglehrer geflogen. Die Maschine ist perfekt geeignet für Flugschulen, besonders bis zum ersten Soloflug. Ich habe dann gefragt, warum machen das nicht mehr Flugschulen? Als Grund kam heraus, dass die Infrastruktur noch nicht darauf abgestimmt ist. So gibt es noch keine Ladepunkte an Flugplätzen. Und warum nicht? Weil der Flugplatz noch nicht mit der notwendigen Ladeleistung am Stromnetz angebunden ist. Ich habe aber den Eindruck, dass die Allgemeine Luftfahrt beim Thema Nachhaltigkeit eher ein Treiber ist. Ich hoffe, dass es da weiter vorangeht.
Biografie
Manuel Höferlin ist seit 2005 Mitglied der FDP. Von 2009 bis 2013 und seit 2017 ist er Mitglied des Deutschen Bundestags. Der dreifache Familienvater sitzt im Ausschuss für Inneres und Heimat und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Digitales.
Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.
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