PPL

»Manchmal ist ein Tritt in den Hintern nötig«

Nach einer längeren Flugpause gelingt mir die Praxis nicht sehr gut. Da kommt passenderweise ein neuer Fluglehrer daher, der viel fordert – mit Erfolg! Doch mich beschäftigen noch weitere Fragen: Wie soll ich irgendwann mal an fremden Flugplätzen landen? Und soll ich meinen ersten Soloflug filmen?

Von Isabella Sauer
Daumen runter! Nach einer längeren Flugpause war die erste Flugstunde gar nicht gut. Flugschülerin Isabella ist enttäuscht und sauer auf sich.
Daumen runter! Nach einer längeren Flugpause war die erste Flugstunde gar nicht gut. Flugschülerin Isabella ist enttäuscht und sauer auf sich. Bild: Isabella Sauer

Es ist so viel passiert in den vergangenen vier Wochen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen. Gleich vorweg: Ich habe schon jetzt als Flugschülerin sämtliche Emotionen durchlebt, die es so gibt. Das hatte ich in dieser Form schon lange nicht mehr; es kann sehr anstrengend sein – und manchmal auch sehr hilfreich. So bin ich mehrmals Laufen gegangen, um mich abzureagieren. Bisher war ich eher ein Lauf-Muffel.  An dieser Stelle also ein großes Dankeschön an Sie, liebe Leser, denn Sie sind immer an meiner Seite. Mit netten und aufmunternden Worten per E-Mail, Kommentaren bei Instagram oder unter unseren »Isabella lernt fliegen«-Videos auf unserem Youtube-Kanal fliegermagazinTV.

Nach meinem ersten EAA AirVenture in Oshkosh musste ich die ganzen Eindrücke erst einmal sacken lassen. Ich hatte Flugzeuge gesehen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, unfassbar viele nette Menschen getroffen und kennengelernt und natürlich ganz, ganz viel gearbeitet. Da blieb ehrlich gesagt keine Zeit, um für die Theorieprüfung zu lernen. Zumindest nicht in Form von »Ich setze mich an den Schreibtisch, schlage meine Unterlagen auf und lerne das ein oder andere auswendig«. Hinzu kamen viele private Termine: eine Hochzeit jagte die nächste, hier der 80. Geburtstag der Schwiegeroma, da ein lange geplanter Besuch von Freunden. 

Ich erlebe eine Achterbahn der Gefühle

Dass ich bisher kaum Zeit für das Theorielernen gefunden hatte, fiel mir dann nach einer dreiwöchigen Flugpause auf die Füße. Endlich! Denn so war ich gezwungen loszulegen und mich hinzusetzen. Ich hatte einen neuen Fluglehrer namens Thies, und der war ganz schön fordernd. So gab er mir nach einer eher schlechten Flugstunde die Hausaufgabe, endlich die verdammte Platzrunde auswendig zu lernen, und ebenso die Briefings. Ich vereinbarte direkt für den nächsten Tag eine weitere Flugstunde mit ihm und setzte mich zu Hause aufs Sofa. Am nächsten Morgen war meine Flugstunde deutlich besser. Manchmal braucht man eben einen Tritt in den Hintern … 

Spaß beim Fliegen: Fluglehrer ThiesSpaß beim Fliegen: Fluglehrer Thies
Spaß beim Fliegen: Fluglehrer Thies Johannsen und Isabella sind bisher drei Mal zusammen geflogen – lehrreich und unterhaltsam zugleich.
Bild: Isabella Sauer

Mittlerweile habe ich mit meiner Flugschule vereinbart, dass ich bis zum Soloflug nur noch zwei Fluglehrer habe: Dennis und Finn. Und ich setze mich jetzt regelmäßig hin und lerne jeden Tag ein wenig Theorie. Auch, wenn es mal nur 20 Minuten sind, aber so bekommt das ganze eine gewisse Routine. Seither läuft es auch mit der Praxis besser und ich muss mich nicht mehr so viel über mich selbst ärgern. Denn das kann ich besonders gut nach oder sogar während einer Flugstunde. 

»Das war doch eine richtig gute Landung« sagte mir kürzlich Finn und insgeheim freute ich mich auch über diesen gelungenen Abfangbogen. Und trotzdem fiel meine Antwort relativ verhalten aus. Ein schlichtes »Gut« kam über meine Lippen. Erst als ich im Auto saß und in den Verlag fuhr, kam mir ein ehrliches Lächeln ins Gesicht. Mit lauter Musik kurvte ich durch die Stadt und dachte: »Ich kann mich echt glücklich schätzen, dass ich Fliegen lernen darf und kann. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn ich in der Luft bin und die Welt von oben betrachte.«

Auf Strecke gehen: Leserreise Schottland

Einen solchen Glücksmoment erlebte ich dann mehrmals noch auf unserer Leserreise nach Schottland im August. Gemeinsam mit meinem Kollegen Thomas und 21 Reisenden waren wir dem Ungeheuer von Loch Ness, Nessie, auf der Spur. Wir flogen den Loch Ness entlang, der größte der drei langgestreckten Süßwasserseen im Great Glen, der die schottischen Highlands von der Schottischen See bis zur Nordsee in gerade verlaufender Linie vollständig durchschneidet. 

Sicherheit geht vor:  Knapp zwei Stunden sind Isabella und fliegermagazin
Chefredakteur über der Nordsee unterwegs, um auf dem Weg von Schottland zurück nach Hamburg zu fliegen. Da war ein Überlebensanzug angesagt.

Was für ein Gefühl, ein Flugzeug nach dem nächsten, tolle Landschaften, eine herrliche Sicht von oben und ich übte ein wenig das VFR-Fliegen. Zumindest fühlte ich »mit«, was Thomas so machte. Der ist übrigens, anders als viele Leser denken, kein Fluglehrer. 

Auch die täglichen Briefings vor jedem neuen Flight Leg lehrten mich viel. Die Gespräche mit den anderen Privatpiloten machten mir Mut, dass auch ich im nächsten Jahr die Privatpilotenlizenz in den Händen halten werde. 

Wie soll das gehen: An fremden Flugplätzen landen?

Was mich aber derzeit noch beschäftigt, ist der Gedanke, dass ich schon bald selbst andere Flugplätze anfliegen soll. Momentan bin ich so auf meine Platzrunde in Uetersen fixiert, dass ich nicht weiß, wie das an fremden Plätzen gehen soll. Vermutlich denke ich da aber schon einen Schritt zu weit, schließlich steht erst einmal mein Soloflug an. Vor wenigen Wochen konnte ich mir das noch so gar nicht vorstellen, aber jetzt macht mir die Vorstellung keine Angst mehr. 

Wir arbeiten gerade noch an ein paar Notfallübungen, und wenn die gut sitzen, kann die nächste Etappe kommen. Wenn ich daran denke, kribbelt es in meinem Bauch … Mir haben schon so viele Piloten von ihrem ersten Soloflug erzählt. Das muss ein unvergesslicher Moment sein, ein Gefühl, das man nie wieder vergisst. Warten wir es ab!

Den ersten Soloflug mit der Kamera festhalten?

Unsicher bin ich mir derzeit noch, ob ich meinen ersten Solo mit der Kamera im Cockpit festhalten soll. Bisher lasse ich mich nicht von der GoPro stören, wenn ich für unseren Youtube-Kanal Videos drehe, aber wer weiß, wie es in dieser Ausnahmesituation ist? Momentan denke ich: Ich will mich dann voll und ganz auf mich und meinen Flug konzentrieren und nicht daran denken müssen, die Kamera einzustellen. Haben Sie ihren Soloflug mit der Kamera festgehalten? Was denken Sie darüber? Schreiben Sie mir doch gern eine E-Mail an isabella.sauer@fliegermagazin.de.

Zum Schluss möchte ich Sie noch auf zwei Dinge hinweisen. Zum einen auf die neue Episode von »Isabella lernt fliegen«, bei der es um meinen ersten Oshkosh-Besuch, meine weiteren Platzrunden und um das Theoriethema Mass & Balance geht. Zum anderen möchte ich Sie dazu animieren, unserem Instagram- oder Facebook-Kanal zu folgen, falls Sie noch nicht zu den Followern gehören. Hier können Sie live mit dabei sein, wenn wir auf unseren Leser- oder Recherchereisen unterwegs sind. Als nächstes geht es ins Baltikum. Die Flugvorbereitung werden Thomas und ich gemeinsam machen. Ganz ohne App –  so, wie ich es in der Schulung und in der Prüfung machen werde. Ich bin sehr gespannt. 

Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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