Isabella lernt fliegen: So war das Jahr 2024!
In den vergangenen zwölf Monaten hat Flugschülerin und Online-Chefredakteurin Isabella viel erlebt: Höhen, Tiefen und viele spannende Leserreaktionen. Ein Rückblick.
Ganz ehrlich: Als wir die erste Ausgabe für das Jahr 2025 geplant haben, war ich leicht schockiert. Ja, es sind schon wieder zwölf Monate vergangen, und nein, meinen Flugschein habe ich noch nicht. Dafür kann ich auf ein aufregendes Flugschüler-Jahr zurückblicken. Dieses Mal möchte ich aber Sie, liebe Leser, mit einbeziehen. Denn es ist unglaublich, wie viele Rückmeldungen ich auf meine Berichte von der Ausbildung erhalte. Ein Grund mehr, ihre Reaktion ins Heft zu bringen. Und vielen Dank an dieser Stelle für Ihre unermüdliche Unterstützung – ich freue mich auf 2025, meinen Flugschein und weiteren Kontakt mit Ihnen!
Die ersten vier Monate des zurückliegenden Jahres 2024 hatte ich kaum Flugstunden. Mein Heimatflugplatz Uetersen (EDHE) war immer mal wieder wegen Nässe gesperrt, oder das Flugwetter passte einfach nicht für weitere Solo-Platzrunden. Wie frustrierend es doch war, wenn man sich die ganze Woche auf eine Flugstunde freute, einen Tag vorher das Wetter perfekt zum Fliegen erschien und dann: kritische Sichten, zu starker Wind, heftige Regenschauer. Wieder keine Flugstunde. Wieder Warten angesagt. Ich nutzte also die Zeit, um mich in das Thema Flugdurchführungsplan einzufuchsen.
Flugplanung: Tipps und Tricks von Rüdiger
Eine sehr hilfreiche E-Mail habe ich im Februar von Rüdiger bekommen. Er schrieb mir, dass wir uns schon in Uetersen begegnet sind, er Fluglehrer in einem Motorflugverein sei und kürzlich in einem anderen Verein Unterricht im Fach Flugplanung gegeben habe: »Ich stand vor der Frage (wie du): Was darf ich in der Prüfung an Mitteln benutzen?« Seine Antwort: Es gibt ein ausführliches Dokument der Norddeutschen Luftfahrtbehörden, das er mir direkt mitschickte. Außerdem hat er mir eine kleine Liste mit sinnvollen Produkten für das Fach Navigation mit Preisangaben geschickt. Die Auswahl ist manchmal einfach zu groß, da hilft die Erfahrung anderer Piloten weiter. Ein weiterer guter Tipp von ihm: »Wichtig ist beim Flight Computer die Rückseite mit der Windfunktion. Schneller kann man den Vorhaltewinkel nicht berechnen.«
Und trotzdem, ich versteifte mich die nächsten Monate darauf, zunächst alles mit Formeln auszurechnen, was mich als »Nicht-Mathematikerin« durchaus forderte. Mein Kollege Dirk Oberländer half mir dann sehr und ging Aufgabentyp für Aufgabentyp mit mir durch, sodass ich einige Rechenaufgaben sogar verstand. Mein Fluglehrer Domenico zeigte mir dann kurz vor der Prüfung im November noch einmal, was der Drehmeier alles kann. Und da erinnerte ich mich wieder an die Mail von Rüdiger … eine Kombination aus Formeln und Drehmeier ist vermutlich eine gute Lösung für die Prüfung!
Wie werden Diesel-Motoren gebaut?
Mein Job beim fliegermagazin hält mich zwar oft von der Flugausbildung ab. Aber er ermöglicht mir manches, was anderen Privatpiloten verwehrt bleibt. So hatte ich die Gelegenheit mir anzuschauen, wie ein Diesel Flugmotor hergestellt wird. Ich habe Continental Aerospace Technologies in St. Egidien in Sachsen besucht und darüber auch auf unserem Youtube- Kanal fliegermagazinTV sowie auf Social Media berichtet. So schreibt ein Zuschauer zu dieser Folge: »Es ist toll, dass wir als Leser auch einen Blick hinter die Kulissen bekommen. Nicht nur das Fliegen an sich ist wichtig, sondern auch der gesamte Kontext.«
Und was macht man sonst so im Frühjahr? Na klar – das Flugzeug putzen und polieren! Viel Spaß und einen interessanten Tag hatte ich gemeinsam mit Björn Tretow von Aero Polishing. Gemeinsam haben wir eine Vereinsmaschine aufbereitet und ich habe gelernt, wie viel Arbeit das macht. Ein Leser schreibt auf Youtube: »Ich würde mich nicht wundern, wenn die tolle Oberfläche den Airflow optimiert und man Treibstoff spart oder ein paar Knoten schneller fliegt. Es macht sich sicherlich bei moderneren und schnelleren Flugzeugen deutlicher bemerkbar als bei dem gutmütigen Oldtimer. Isabella, viel Erfolg mit der Theorie.«
Meine erste Podiumsdiskussion auf der AERO 2024
Auf die AERO 2024 in Friedrichshafen hatte ich mich in diesem Jahr besonders gefreut. Schließlich wusste ich, dass ich einige bekannte Gesichter wieder treffen würde. So auch Hans aus der Schweiz, der schon etwas älter ist, aber ein treuer fliegermagazin-Leser. Er hatte mir schon 2023 erzählt, dass er meine Ausbildung verfolgt. Und so schrieb er mir auch nach unserem Wiedersehen auf der AERO eine E-Mail: »Was mich und auch meine Tochter Marion besonders gefreut hat, war die Begegnung mit Ihnen, wie schon vor einem Jahr! Es war schön, mit Ihnen wieder ein paar Worte zu wechseln. Ich werde Sie weiterhin in Gedanken begleiten bei ›Isabella lernt fliegen‹.« Neben Hans gab es aber noch viele weitere Leser, die mich während der Messe besuchten. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus oder ich bekam Tipps von Fluglehrern.
Ein persönliches Highlight war für mich auch die Podiumsdiskussion zu meinem Projekt. Ich war total aufgeregt und fragte mich, ob ich all das beantworten konnte, was die Besucher wissen wollten. Und eine weitere Sorge: Kommt überhaupt jemand zur Veranstaltung? Letztlich hatte ich mir umsonst Sorgen gemacht und der Auftritt verlief super! Es gab einen sachlichen Austausch über meine und natürlich auch allgemein über die PPL-Ausbildung in Deutschland. Wenn Sie möchten, können Sie die Diskussionsrunde hier anhören.
Vorbereitung ist alles
Im Juni hatte ich mir Wochenenden fürs Theorielernen freigehalten und ein paar Tage Urlaub eingereicht. So langsam wollte ich endlich mit der Theorie durch sein. Was geschah? Die Luft war raus! Aufgrund einer Magen-Darm-Grippe lag ich nur im Bett, es ging nichts mehr. Die Urlaubstage waren also ein totaler Reinfall mit Blick auf das Lernen. Während ich in meinem Bett lag und mich über mich selbst ärgerte, schaute ich auf den strahlend blauen Himmel und hörte, wie Flugzeuge über unser Wohnhaus flogen.
Aufgemuntert wurde ich beispielsweise durch eine E Mail von Martin aus der Schweiz. Er ist seit September 2021 im Besitz der PPL für SEP und TMG. Er schrieb: »Viele Dinge in der fliegerischen Ausbildung sind mir noch sehr präsent und Deine Beiträge wecken viele Erinnerungen – auch an jene Situationen, die mich damals ebenfalls verunsichert haben.« Dann gab er mir wertvolle Ratschläge zu den Themen Wechsel von Fluglehrern, Qualität von Fluglehrer und Schulflugzeug sowie Umgang mit »schlechten Tagen«. Was mich aufbaute: »Bei Deinem Blog Eintrag konnte ich wirklich mitfühlen, aber bitte mach Dir nicht zu viel Stress. Es ist ein Hobby und es geht bei der Ausbildung nicht darum, die Schnellste und Beste zu sein.
»Während der Ausbildung lernst du viel über dich selbst«
Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist und nach jedem Flug ein selbstkritisches Debriefing machst, wirst Du feststellen, dass es Tage gibt, an denen von Losrollen bis Motor abstellen alles top lief, und Du fährst mit einem Glücksgefühl nach Hause. Und es gibt eben Tage, wo man die Erdung beim Tanken vergisst, oder einen Check, oder der Gleitpfad nicht passt, oder man nicht auf der Centerline landet, oder im Funk kompletten Quatsch erzählt oder gar nicht erst verstehst, was dir Tower oder FIS erzählen. Am Ende sind es aber genau diese Tage, bei denen man am meisten lernt! Viele der Fehler, die Dich nerven, wirst Du meist beim nächsten Mal nicht wieder machen. So gesehen entwickelst Du Dich an diesen Tagen am meisten weiter.«
Und dann gab er mir noch einen wichtigen Tipp, den ich mir gut für meine Zeit nach der praktischen Prüfung vorstellen kann: »Ich selbst führe seit meiner Ausbildung eine Debriefing-Liste. Dort vermerke ich nach jedem Flug, was ich nicht gut gemacht habe, damit ich es beim nächsten Mal gezielt abstellen kann. Kommen bestimmte Fehler öfter vor oder waren kritisch, hebe ich sie rot hervor. Vor jeden Flug lese ich mir meine Debriefing-Items durch, da ist von falschen Funksprüchen bis zum Vorhalten beim Steigflug alles dabei. Fazit: Schlechte Tage fühlen sich für Dein Ego nicht gut an, aber darauf kommt es nicht an. Diese Tage helfen Dir, Dich zu verbessern und demütig gegenüber der Sache zu bleiben. Nach der Ausbildung musst du eben dein eigener (kritischer) Fluglehrer sein, denn das Lernen hört nach der Lizenz nicht auf.« Mir haben die Worte so gut gefallen, dass ich sie an dieser Stelle unbedingt weitergeben möchte.
Theorie- und BZF-Prüfung
Im Sommer konnte ich dann endlich wieder regelmäßig fliegen gehen! Dabei habe ich mich lange mit den Solo-Ziellandungen aus 2000 Fuß über dem Platz beschäftigt. Irgendwie lagen die mir nicht … Vielleicht schränkte mich aber auch der Gedanke ein, dass ich immer noch kein Sprechfunkzeugnis und keine bestandene Theorieprüfung hatte. Im August gab ich dann Vollgas und legte die ersten sieben von neun Theoriefächer ab. Im Oktober folgte das BZF, wobei ich ja leider zwei Mal zur Bundesnetzagentur nach Bremen fahren musste. Auch bei diesen beiden Themen bekam ich viele Rückmeldungen.
Zur Erinnerung: Bei der BZF Prüfung hatte ich mich falsch angemeldet. Anstatt für eine Teilprüfung für die Vollprüfung. So musste ich die 100 Fragen vor Ort beantworten, ohne es vorher zu wissen, und bin beim ersten Mal durchgefallen.
Aufmunternde Worte von Carolin aus München
Auf Instagram schrieb Fluglehrer Micha unter einem Videoclip von mir: »Ich möchte Dir mal sagen, wie beeindruckend ich es finde, dass Du Dich hier so offen und authentisch zeigst. Es gehört viel Mut dazu,
Emotionen vor der Kamera zu zeigen.« Und patty_sven schrieb: »Du schaffst das. Ich hab in meiner PPL-Ausbildung so viele Rückschläge erlebt und Pausen einlegen müssen, dass ich das Ganze zwei Mal hinschmeißen wollte. Wenn ich das geschafft habe, schaffst Du das erst recht. Go for it, girl!« Und tatsächlich habe ich dann im zweiten Versuch abgeliefert und bestanden!
Aufmunternde Worte hatte ich auch von Carolin aus München per Mail erhalten: »Ich finde es supermutig und wirklich toll, wie Du auch über das Problem mit BZF-und Theorieprüfung geschrieben hast und zeigst, wie schnell man in eine Falle tappen kann mit den ganzen Formularen und Prüfungen. Ich lese deine Artikel wirklich gerne, und so einen kleinen Rückschlag offen zuzugeben, finde ich absolut ermutigend.« Mittlerweile habe ich die komplette PPL-Theorie in der Tasche und freue mich darüber, dass ich mich 2025 ausschließlich aufs Fliegen konzentrieren kann! Und wer weiß, vielleicht sehe und höre ich den einen oder die andere von Ihnen schon bald in der Luft!
Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.
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