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GAFOR: Wie lese ich die Wettervorhersage für den Sichtflug?

Viele Piloten werfen für die Flugwettervorbereitung einen Blick auf den GAFOR. Doch wie liest man
den überhaupt – und reicht die Vorhersage aus?

Von Isabella Sauer
Farbenspiel: Die Abbildung zeigt die GAFOR-Einstufungen der 84 Gebiete. Die Angabe der Sichtflugmöglichkeiten erfolgt in fünf Kategorien, die jeweils eine eigene Farbe haben: CHARLIE (Blau= clear – frei) OSKAR (GRÜN= open – offen) DELTA (GELB= difficult –schwierig) MIKE (ORANGE= marginal – kritisch) X-RAY (ROT= closed – geschlossen).
Farbenspiel: Die Abbildung zeigt die GAFOR-Einstufungen der 84 Gebiete. Die Angabe der Sichtflugmöglichkeiten erfolgt in fünf Kategorien, die jeweils eine eigene Farbe haben: CHARLIE (Blau= clear – frei) OSKAR (GRÜN= open – offen) DELTA (GELB= difficult –schwierig) MIKE (ORANGE= marginal – kritisch) X-RAY (ROT= closed – geschlossen). Bild: Screenshot/flugwetter.de

Wer fliegen möchte, muss sich jedes Mal aufs Neue das Wetter anschauen und entsprechend seinen Flug vorbereiten. Um das zu tun, gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. Einige davon, wie die telefonische Beratung beim Deutschen Wetterdienst (DWD), habe ich in meinem Artikel zur Flugwetterberatung beleuchtet. Nur kurz angesprochen habe ich hingegen den GAFOR. Die Abkürzung steht für General Aviation Forecast. Besonders für mich als Flugschülerin ist es ein erstes, nützliches System, um die aktuelle Lage an meinem Flugplatz einschätzen zu können. Doch reicht der GAFOR zur Vorbereitung aus? Und wie funktioniert die Vorhersage überhaupt?

GAFOR: Welche Vorhersagen werden gemacht?

Bei meinem Besuch des Deutschen Wetterdienstes am Flughafen Hamburg habe ich gelernt, dass der GAFOR Vorhersagen über die Befliegbarkeit bestimmter Gebiete nach Sichtflugregeln macht. Sie werden für die Bereiche Nord, Mitte, Süd, Ost und West ausgegeben. Und diese Bereiche sind wiederum in einzelne Gebiete mit ähnlichem Wetter unterteilt und mit Zahlen codiert – insgesamt 84 Stück.

Welche Angaben lassen sich aus dem GAFOR ablesen? Es gibt Informationen über die allgemeine Wetterlage, signifikante Wettererscheinungen, Höhenwinde in 1500, 2000, 3000, 5000 und 10 000 Fuß MSL, Turbulenzen und Nullgradgrenzen. Am wichtigsten sind die Einstufungen der Sichtflugbedingungen nach Sichtweite und Wolkenuntergrenze. Eine neue GAFOR-Vorhersage gibt es alle drei Stunden, beginnend mit 5.00 UTC (in der Sommerzeit ab 2.00 UTC). Sie gelten jeweils für die darauffolgenden sechs Stunden, unterteilt in drei je zweistündige Perioden.

Wie lese ich den GAFOR?

Um die Grafik (oben) lesen zu können, sollten Sie wissen, dass die Sichtflugmöglichkeiten für jedes Gebiet mit den Bezeichnungen CHARLIE (clear – frei), OSKAR (open – offen) DELTA (difficult – schwierig), MIKE (marginal – kritisch) und X-RAY (closed – geschlossen) angegeben werden. Die Einstufung erfolgt der Vorhersage erfolgt gemäß der horizontale Bodensichtweite in Kilometern und der Hauptwolkenuntergrenze (Bedeckungsgrad über 4/8) über der Bezugshöhe in Fuß. Die jeweils schlechtere Bedingung entscheidet über die Einstufung.

DELTA und MIKE haben noch eine Ziffer angefügt. Aus der lässt sich erkennen, ob die jeweilige Einstufung aufgrund der Sichtweite, der Wolkenuntergrenze oder beidem zustandekommt. Ein Beispiel: D4 bedeutet Wolkenuntergrenzen zwischen 1000 und 2000 Fuß und Sichtweiten zwischen fünf und acht Kilometern. Viele Piloten vergessen: Der GAFOR ist keine Wettermeldung, sondern eine Vorhersage! Die Realität kann also anders aussehen.

Wo finde ich die GAFOR-Meldungen?

Bleibt die Frage, wo man die GAFOR-Meldungen findet. Unter www.flugwetter.de stellt der DWD meteorologische Informationen für das Selbstbriefing zur Verfügung. Kostenlos ist nur ein Teil der Flugwetter-Meldungen, dazu zählt aber die GAFOR-Vorhersage. Wer möchte, kann auch die Flugwetter-App nutzen. Viele Navigations-Apps zeigen den GAFOR in der Moving Map an.

Reicht der GAFOR für eine Flugvorbereitung aus?

Ob der GAFOR allein für eine Flugvorbereitung ausreicht? Eher nicht! Für das Platzrundentraining an einem Flugplatz mag es genügen, aber für einen kurzen Streckenflug je nach Wetterlage schon nicht mehr. Da sollten Wetterkarten, Niederschlagsradar, Windverhältnisse und Temperaturen sowie der Flugwetterbericht hinzugezogen werden.

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Über den Autor
Isabella Sauer

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.

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