Frisch in den Frühling – Flugzeugaufbereitung mit Aero Polishing
Ein Flugzeug auf Hochglanz zu bringen, kostet nicht nur viel Zeit, es erfordert auch Fachwissen. Das fliegermagazin zeigt auf, wie eine Flugzeugaufbereitung abläuft und was sie kostet.
Die ersten Sonnenstrahlen kommen so langsam wieder zum Vorschein, mäßiger Wind, angenehme Temperaturen: Endlich ist wieder perfektes Flugwetter angesagt! Doch mancher Privatpilot denkt sich beim Aussteigen und mit Blick auf das Flugzeug: »Ach herrje, das sieht ja schrecklich aus!« Diese dreckigen Scheiben, aber noch viel schlimmer der Blick unter die Maschine, nahe des Auspuffs – lieber schnell wegsehen, denn wer hat schon Lust auf Putzen? Dabei ist eine regelmäßige Reinigung, Politur und am besten noch eine Versiegelung wichtig und trägt schließlich auch zum Werterhalt des Flugzeugs bei. Das Beste: Man muss das gar nicht selbst machen! Dafür gibt es Dienstleister, die auf Flugzeuge spezialisiert sind. Zum Beispiel Björn Tretow mit seiner Firma Aero Polishing.
Der Privatpilot und Fluglehrer hat vor einem Jahr seine Firma Aero Polishing gegründet. Mit großem Einsatz und viel Herzblut bereitet der 40-Jährige seither Flugzeuge auf. Seit Januar hat er sogar einen festen Standort: am Flugplatz Hungriger Wolf (EDHF) in Itzehoe.
Flugzeugaufbereitung mit Aero Polishing am Flugplatz Itzehoe
Wir treffen Björn Tretow im Hangar seines Unternehmens, in dem sich eine Cessna 172 des Itzehoer Luftsportvereins auf eine komplette Aufbereitung freut. Die hat der Vereinsflieger bitter nötig: stark beanspruchter Lack, sichtbare Verschmutzungen, Öl- und Fliegenrückstände und einfach fehlender Glanz. Das soll schon bald ganz anders aussehen. Als erstes steht die Reinigung des Hochdeckers auf der To-Do-Liste.
Hierfür sprüht Björn Tretow, der seit 25 Jahren selbst fliegt, einen luftfahrtzugelassenen, alkalischen Reiniger auf alle Oberflächen. Er fängt beim Leitwerk an und arbeitet sich dann weiter am Rumpf bis zum Prop. Es bilden sich kleine Schaumblasen auf dem Lack. „Wenn alle Flächen eingesprüht sind, muss ich kurz warten. Alles muss ein paar Minuten einweichen. So lässt sich der Dreck besser von der Oberfläche lösen“, erklärt er. Und siehe da, wenige Minuten später lassen sich die Fliegenreste mit dem Mikrofasertuch entfernen – ein wenig Kraft bedarf es aber trotzdem.
Was für Kunden hat Aero Polishing?
Besonders schmutzig wird es, als der Bereich unterm Rumpf ansteht. Das Aufsprühen des Reinigers ist noch einfach, aber für das Entfernen des Drecks muss dann doch eine weiche Bürste her. Björn Tretow schnappt sich ein Rollbrett, setzt eine Schutzbrille auf und rollt unter das Flugzeug. Es dauert seine Zeit, bis alles runter ist, immer wieder fließt eine braune Suppe auf den Boden – oder auch auf Tretows Arbeitskleidung. Auch für die Muckis hat der Unternehmer etwas getan.
Zu Tretows häufigsten Kunden zählen private Halter, die ihrem Flugzeug etwas Gutes tun wollen, und die nicht selbst die Zeit, das Wissen oder das Equipment für eine Aufbereitung haben. Aber auch Luftsportvereine kommen zu Aero Polishing. Da Björn Tretow letztere gern unterstützen möchte, hat er sogar ein eigenes Angebot mit Sonderrabatt entworfen. Zu den Kunden zählen auch Werften und gewerbliche Vercharterer.
Was kostet eine Flugzeugaufbereitung?
Doch was kostet eine professionelle Flugzeugaufbereitung? Eine viersitzige Echo-Klasse liegt knapp über 2000 Euro brutto. »Dann habe ich die Maschine komplett gereinigt, mehrfach aufpoliert und eine Keramikversiegelung aufgebracht.« Die hält mindestens drei Jahre (siehe Randnotiz Seite 25). »Eine zweisitze Cessna 150 oder ein UL sind günstiger, da es weniger Fläche zu bearbeiten gibt. Aber ich kümmere mich auch um alle anderen Luftfahrzeugklassen«, ergänzt er. Der Preis hängt nicht nur vom Flugzeug und dessen Zustand ab, sondern auch auf die anfallen- den Arbeitsstunden und gegebenenfalls auf die Anfahrt: Tretow ist mit seinem Angebot auch mobil im Einsatz.
Wie läuft das Polieren eines Flugzeugs ab?
Nach der gründlichen Reinigung greift Björn Tretow zu einer Poliermaschine, auf der allerdings eine Lackreinigungsscheibe befestigt ist. »Das ist eine gummierte Scheibe, die aus der Tiefe des Lacks noch einmal Schmutzpartikel herausholt. So haben wir gleich fürs Polieren eine super vorgereinigte Lackoberfläche«, erklärt er. Das sei wichtig, denn der Dreck müsse komplett weg sein, da sich sonst jeder Schmutzpartikel mit der Poliermaschine auf der Oberfläche mitdrehen würde. Und dann könnten kleine Kratzer im Lack entstehen.
Jetzt wird ein Gleitmittel auf die Seitenruder gesprüht und die Maschine ohne Druck über die Flächen gefahren. Es brummt, es spritzt ein wenig und so nimmt auch die Lackreinigung ihre Zeit in Anspruch. Danach ist Nachwischen mit einem Ledertuch angesagt. »Jetzt sieht es schon fast poliert aus, dabei ist es das noch gar nicht«, sagt Tretow und macht weiter.
Flugzeugaufbereitung: Was für Polituren gibt es?
Nach einiger Zeit steht die erste Politur an. Hierfür schnappt er sich eine Rotations-Poliermaschine, die mit geringer Drehzahl und hohem Drehmoment arbeitet. Sie ist speziell für weiche Luftfahrteinschicht- lacke geeignet. Die flüssige Politur kommt auf das in diesem Schritt eher harte Pad. Es sorgt für viel Abtrag durch die Politur. Das ist erwünscht, wenn der Lack bereits wirklich stumpf ist. In weiteren Schritten folgt ei- ne Politur mit einer Exzenter-Poliermaschine. »Damit sind Orbitalbewegungen anstatt Kreise möglich«, sagt der Experte und zeigt zuletzt auf eine Akku-betriebene Flex-Poliermaschine. Die wird überwiegend für schwer zugängliche Flächen benutzt, aber auch für alle Arbeiten, die unter dem Flugzeug stattfinden. »Ob man 800 Gramm oder 2,8 Kilogramm hält, das ist schon ein Unterschied«, weiß er aus Erfahrung.
Der letzte Schritt ist der, mit dem die meisten Laien überfordert sind: die Keramikversiegelung. Erst wird der Lack nochmal entfettet und von jedem Staubkorn befreit. Die Keramikversiegelung würde sie ansonsten einschließen. „Dann gibt es matte Stellen“, erklärt Tretow.
Aus einem Fläschchen träufelt er nur wenige Tropfen der Versiegelung vorsichtig auf einen kleinen Schwamm, der mit einem Spezialtuch umwickelt ist. Dann wird die Flüssigkeit gleichmäßig auf der Fläche verteilt, wirkt kurz ein und fertig ist die Versiegelung. „Wenn auf dem Lack Regenbogenfarben zu sehen sind, wirkt die Versiegelung. Dann hat sie sich mit dem Lack verbunden und man kann den Überschuss mit einem Poliertuch abtragen“, freut sich der Privatpilot und Unternehmer, der jetzt mit dem Leitwerk fertig ist, aber noch mindestens weitere 20 Stunden für den Rest der Maschine vor sich hat.
Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.
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