/
Checklisten für Piloten: Mehr als nur ein Merkblatt!
Elektronisch oder digital – jeder Pilot muss Klarlisten dabei haben und nutzen. Besonders die Vorflugkontrolle ist eines der wichtigsten Hilfsmittel, um sicher zu fliegen.
Zu Beginn meiner PPL-Ausbildung merke ich, Online-Chefredakteurin und Flugschülerin Isabella Sauer, relativ schnell: Ein Flug beginnt schon lange, bevor man in das Flugzeug steigt. So sind Planung und Vorbereitung unerlässlich für einen angenehmen und vor allem sicheren Flug. Und es gibt wichtige Kernfragen, die jeder Pilot vorab beantworten sollte: Bin ich fit fürs Cockpit? Eignet sich das Wetter zum Fliegen? Habe ich alle persönlichen Dokumente dabei und sind die noch aktuell? Ganz wichtig ist aber auch die Frage, ob das Flugzeug überhaupt einsatzbereit ist. Dabei ist der Einsatz von Checklisten für Piloten ratsam – und vorgeschrieben.
Checklisten für Piloten sind im Handbuch des Flugzeugs zu finden
Wenn ich auf mein Schulflugzeug zugehe, mache ich mir bereits erste Gedanken: Steht meine Cessna 152 gerade? Sind die Reifen voll aufgepumpt? Sehe ich unterm Flugzeug irgendwelche Ölspuren? Ist der Standort des Flugzeugs zum Anlassen des Triebwerks geeignet? Beim Beantworten dieser Fragen bekomme ich einen ersten Eindruck. Dann geht es an diverse Checklisten, die meine Flugschule beidseitig auf A5 gedruckt und dann laminiert hat. Vorlage sind die Original-Checklisten im Handbuch des Flugzeugs. Die Listen wurden um sinnvolle Punkte ergänzt, aber auf keinen Fall etwas weggelassen.
Vorflugkontrolle: »Lass dir also Zeit und gehe systematisch vor«
Los geht es mit der Außencheckliste, die in der Kabine beginnt. Hier wird unter anderem die Rudersperre gelöst, die die Steuerflächen daran hindern, im Wind hin- und herzuschlagen. Es folgt die Staurohrabdeckung, danach startet im Uhrzeigersinn ein Rundgang um das Flugzeug. So müssen alle Abdeckungen und Sicherungshilfen entfernt werden. Mir wurde gesagt, dass viele, die schon länger Pilot sind, hier nachlässig werden. Dabei passiert es immer wieder, dass dadurch Unfälle verursacht werden. Piloten versuchen zu starten, obwohl Abdeckungen noch am Flugzeug befestigt sind. Mein Fluglehrer Marcel sagt deswegen immer: »Mach dir beim Rundgang klar, dass dies die letzte Gelegenheit ist, das Flugzeug zu über- prüfen. Lass dir also Zeit und gehe systematisch vor.«
Außerdem kann ich beim Rundgang eher begreifen, wie die Maschine aufgebaut ist und was, wie zusammenspielt. Schließlich könnte mich der Prüfer später fragen, warum ich etwas gerade tue. Die Antwort »weil mein Fluglehrer das auch immer gemacht hat« wäre sicherlich kein Pluspunkt.
Ablenkung und Zeitdruck sind Gift für eine gute Kontrolle
Ein guter Grundsatz sollte auch sein: Geh nie davon aus, dass das Flugzeug nach dem letzten Flug noch flugklar war. Ablenkung und Zeitdruck sind Gift für eine sorgfältige Kontrolle. Gerade dann sollte auch ein erfahrener Pilot zu Checklisten greifen. Also, ich fühle mich immer gut, wenn ich vor meinem Flug das Beste für die Sicherheit getan habe.
Ich mache weiter und prüfe unter anderem die Ruder am Heck auf Bewegungsfreiheit und sicheren Anschluss. Gleiches gilt für die Querruder. Nun geht es zu den Hauptradreifen. Leider ist der korrekte Druck nicht ohne Messgerät zu erkennen – ein krasser Luftmangel aber schon. Liegen die Rutschmarken überein? Sind die Bremsbeläge noch gut? Die Bremsleitungen dicht? Es folgen Ölstandprüfung und Treibstoffproben-Entnahme, danach wird der Propeller auf Kerben und sichere Befestigung geprüft. »Steinschlag führt oft zu Einkerbungen, die eine Unwucht hervor- rufen können oder gar die Basis für eine Rissbildung bieten«, erklärt mir mein Fluglehrer.
Checklisten für Piloten: Auf Papier oder auf dem Tablet?
Die Checkliste ist lang, aber bereits nach wenigen Flugstunden wird es zur Routine. Vermutlich entwickelt jeder Pilot nach und nach seine ganz eigene Reihenfolge. Mir gefällt das Prinzip mit der Checkliste in der Hand ganz gut. Ist auf dem Papier oder auf dem Tablet besser? Das weiß ich noch nicht! Als Flugschülerin bin ich ja (noch) kaum digital unterwegs …
Nun setze ich mich endlich ins Cockpit, wo Luftfahrt-Headset, Kniebrett, Karten und Sonnenbrille schon bereitliegen. Dann stelle ich wie beim Autofahren den Sitz ein, lege den Sicherheitsgurt an und greife mir die
nächsten Checklisten. Gestartet wird schließlich nur dann, wenn alle Punkte überprüft und für einwandfrei befunden wurden. Keiner sollte sich in ein Flugzeug setzen und ohne sorgfältige Kontrollen losfliegen, schrieb schon Winfried Kassera in seinem Buch Motorflug Kompakt. Hier heißt
es weiter: »Auch wenn man schon hunderte von Flügen auf demselben Muster hinter sich hat und glaubt, jeden Handgriff und jeden Checkpunkt auswendig zu kennen, schwindet schon nach einer längeren Flugpause diese Sicherheit.« Das menschliche Gedächtnis sei nun mal ein wenig zuverlässiges System.
Tipp: Klarlisten der Flugschule abfotografieren
Kommen wir zur »Cockpit Checkliste«. In meinem Kopf hake ich die Punkte ab: Sichtprüfung außen durchgeführt, Steuerung ist freigängig und sinnrich- tig, Flugdokumente sind an Bord, Kabinentüren verriegelt, Sicherungen ein, Tankwahlschalter beide. Das geht schnell! Jetzt die »Starting Engine List«: Avionics Master aus, Mixture reich, Vergaservorwärmung aus, Beacon an, Master switch an, … und nicht zuletzt der laute Ausruf »Propeller frei!« oder »Clear Prop!«.
Nach dem Anlassen gibt es ebenfalls eine Checkliste für Piloten, bei der die Avionik eingeschaltet und die Funk- sowie Nav-Geräte eingestellt werden. Hinzu kommen Höhenmesser, Kurskreisel und der Transponder auf Standby. Puh, das hört sich viel an, geht in Wahrheit aber doch ganz schnell! Ein Tipp: Ich habe mir die Checklisten abfotografiert und Fotos von den Instrumenten gemacht. So gehe ich zu Hause die Listen und die dazugehörigen Handgriffe im Kopf durch.
Emergency Briefing wird vor dem Start durchgeführt
Nun bewegen wir uns endlich vorwärts und rollen los. Ich greife zur »Taxi Checklist«, bei der unter anderem die Bremsen überprüft werden, dann geht es am Rollhalt direkt weiter zur Triebwerkprüfung (»Run Up List«). Jetzt wird es spannend: Die Bremsen sind gesetzt, der Gashebel ist auf 1700 RPM eingestellt, die Motorinstrumente im grünen Bereich, Magnetos und Drehzahlabfall geprüft … Passt alles! Die letzte Klarliste folgt vor dem Start, direkt vor der Piste: »Before Take Off List«. Trimmung und Klappen sind für den Start eingestellt, Abflugbriefing erledigt, das Emergency Briefing übernimmt zunächst noch mein Fluglehrer. Er spricht es laut vor und sagt im Anschluss, dass ich es beim nächsten Mal versuchen soll. Und dann geht es endlich los und ich kann die vielen Checklisten für wenige Minuten hinter mir lassen!
Vom Startvorgang bis zum Abstellen des Flugzeugs stehen noch weitere Listen auf dem Programm. Die »After Take Off List« setze ich bereits selbst um. Die Checklisten für den Reiseflug, Sinkflug, Anflug und Endanflug gehen mein Fluglehrer Marcel und ich gemeinsam im Gespräch durch. Ausgedruckte Listen nutze ich hier aktuell nicht. Erst nach dem Abrollen von der Piste halte ich wieder Papier in meinen Händen: Landescheinwerfer und Staurohrheizung aus, Transponder auf Standby, Vergaservorwärmung aus und die Landeklappen sind eingefahren.
»Mit Checklisten fühle ich mich sicher in der Luft«
Was noch fehlt? Die »Parking List«: Parkbremsen gesetzt, Avionikschalter aus, Gemisch voll arm, Zündung und Hauptschalter aus … und auch ich bin quasi »aus« und geschafft! Nach dieser ausgiebigen Vorflugkontrolle, all den Checklisten und dem Fliegen selbst bin ich aktuell immer sehr müde. Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt über mehrere Stunden so hochkon- zentriert war. Eine Erkenntnis habe ich aber immer wieder nach der Flugstunde: Fliegen macht riesig viel Spaß, und durch das Nutzen von Checklisten bleiben die wichtigen Informationen besser hängen. Ich fühle mich sicher in der Luft!
Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit März 2023 ist sie PPL-Flugschülerin und freut sich schon darauf, sich in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.
- PPL
- PPL-Pilot
- Checkliste
- Checklisten
- Vorflugkontrolle
- Isabella lernt fliegen