Pilot werden: Welche Fluglizenzen gibt es?

Wer sich mit dem Thema Fliegen lernen beschäftigt, kommt rasch zur Erkenntnis. Es gibt keine schnelle und einfache Antwort auf die Fragen »Wie werde ich Pilot«? oder »Welche Fluglizenz passt zu mir«? Es gibt aber drei Berechtigungen, die wichtig sind, wenn es um das Fliegen kleiner Flugzeuge geht. Die wollen wir hier näher betrachten.

Für die national zugelassenen Luftsportgeräte, die – wenn sie wie »normale« Flugzeuge aerodynamisch gesteuert werden – Ultraleichtflugzeuge genannt werden, gibt es auch nationale Berechtigungen. Wer Pilot werden möchte, sollte sich auch merken: Für Flugzeuge mit EASA-Zertifizierung dagegen ist die Pilotenlizenz eine europäische, auch wenn deutsche Behörden sie ausstellen.

Die Lizenzvergabe für ULs erfolgt in Deutschland durch die Verbände Deutscher Ultraleichtflugverband (DULV) und Deutscher Aero Club (DAeC). In Deutschland verwalten die Luftfahrtbehörden der Bundesländer die Scheine LAPL und PPL (mehr dazu gleich). Das Luftfahrt-Bundesamt ist erst mit einer Instrumentenflugberechtigung für private Lizenzen zuständig.

Pilot werden: UL, LAPL, PPL – Fluglizenzen in der Übersicht

Wir wollen die Frage beantworten »Welche Fluglizenzen gibt es?« Dabei erklären wir unter anderem, wie die Theorie und Praxis bei der jeweiligen Pilotenlizenz abläuft, ob ein Funksprechzeugnis benötigt wird und wie teuer der Flugschein ist. Außerdem bennen wir kurz und knapp die Vor- und Nachteile der Fluglizenzen.

Luftsportgeräteführer (UL-Berechtigung)

Wer den Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer erwirbt, ist berechtigt, deutsch zugelassene Ultraleichtflugzeuge zu fliegen. Dabei wird unterschieden zwischen aerodynamisch gesteuerten ULs (Dreiachser) und gewichtsgesteuerten ULs. Auch Tragschrauber haben eine eigene Berechtigung. Das Mindestalter für die Ausbildung liegt bei 16 Jahren, für Abschlussprüfung und Scheinerhalt 17 Jahre.

  • Theorie und Praxis: Für das Fliegen von Dreiachs-ULs können Schüler die Theorieausbildung im Selbststudium oder in einem Theorielehrgang absolvieren. Hinzu kommen mindestens 30 Flugstunden, von denen die Prüflinge dann fünf allein fliegen müssen. Zwei Überlandflüge mit Lehrer müssen mindestens 200 Kilometer Strecke mit Zwischenlandung umfassen, drei Soloflüge über Land mindestens 50 Kilometer. Zum Schluss stehen eine Theorie- und Praxisprüfung an. Die Ausbildung für Tragschrauber verläuft ähnlich.
  • ULs haben einen Rettungsschirm mit Rakete. Deswegen ist eine pyrotechnische Einweisung Pflicht.
  • Funksprechzeugnis: UL-Piloten brauchen es nur, wenn sie in Luftraum D oder C fliegen wollen.
  • Mitnahme von Passagieren: Eine Passagierberechtigung ist Voraussetzung. Die gibt es nach mindestens fünf Überlandflügen. Davon müssen zwei mit Zwischenlandung und über 200 Kilometer in Begleitung eines Fluglehrers sein. Dazu kommt eine praktische Prüfung.
  • Gültigkeit: Die UL-Lizenz hat kein Ablaufdatum. Aber: Wer die Rechte der Lizenz ausüben möchte, muss innerhalb von 24 Monaten zuvor 12 Stunden auf ULs, Reisemotorseglern oder einmotorigen Landflugzeugen mit Kolbenmotor geflogen sein. Darunter müssen sechs Stunden als Pilot in Command und 12 Starts und Landungen gewesen sein. Außerdem ist ein mindestens einstündiger Übungsflug mit Fluglehrer auf UL notwendig. Alternative: Innerhalb von drei Monaten vor Ablauf kann man mit einem Prüfer eine Befähigungsüberprüfung im Flug absolvieren. Ein aktuelles Tauglichkeitszeugnis (LAPL-Medical) ist jedoch immer notwendig.

Vor- und Nachteile der UL-Lizenz

  • Vorteile: Die Kosten für die UL-Lizenz und das Fliegen sind überschaubar. Die Lizenz kostet etwa 7500 Euro. Die Charterpreise liegen bei rund 105 Euro pro Flugstunde inklusive Treibstoff. Landegebühren sind meist niedriger als bei Motorflugzeugen.
  • Nachteile: ULs haben höchstens zwei Sitze. Die Zuladung ist teils so beschränkt, dass zwei schwerere Personen nicht fliegen können. Bei Flügen ins Ausland sind in vielen Ländern besondere, teils kostenpflichtige Genehmigungen erforderlich, da ULs national in Deutschland zugelassen sind.

Light Aircraft Pilot Licence (LAPL)

Die Leichtflugzeug-Lizenz der europäischen Luftfahrtbehörde EASA gilt für Flüge mit einmotorigen Kolbenmotor-Flugzeugen mit einer maximalen Abflugmasse von 2000 Kilogramm und vier Personen an Bord nur in den EASA-Ländern. Zusätzliche Berechtigungen sind für VFR-Nacht-, Schlepp-, Berg- oder Kunstflug nötig. IFR-Flüge sind jedoch nicht möglich. Das Mindestalter liegt bei Ausbildungsbeginn bei 16 Jahren, für Abschlussprüfung und Scheinerhalt jedoch bei 17.

  • Theorie und Praxis: Ob der Theorieunterricht in Form von Präsenzunterricht oder über einen Fernlehrgang stattfindet, ist meistens von der Flugschule und von eigenen Präferenzen abhängig. Es sind etwa 100 Theoriestunden vorgesehen, davon zehn in Präsenz – je nach Flugschule. Für die praktische Ausbildung sind mindestens 30 Flugstunden vorgeschrieben, davon wenigstens 15 Stunden mit Fluglehrer sowie mindestens sechs Alleinflugstunden. In denen müssen drei Stunden Überlandflug enthalten sein, die erst nach bestandener Theorieprüfung durchgeführt werden dürfen. Außerdem wichtig: Zuverlässigkeitsüberprüfung, Auszug aus dem Verkehrszentralregister (nicht älter als drei Monate) und ein LAPL-Medical.
  • Funksprechzeugnis: Ein Sprechfunkzeugnis für Deutsch (BZF II) oder Englisch (BZF I) ist Pflicht. Außerdem ist ein ICAO-Sprachnachweis in der Sprache, in der gefunkt wird – oder in Englisch nötig.
  • Gültigkeit: Die LAPL gilt lebenslang, allerdings nur in Verbindung mit einem LAPL-Medical. Fliegen darf nur, wer innerhalb der vergangenen 24 Monate mindestens 12 Flugstunden geflogen ist, darunter ein einstündiger Schulungsflug mit Lehrer.

Vor- und Nachteile LAPL

  • Vorteil: Das Tauglichkeitszeugnis ist weniger anspruchsvoll und das Untersuchungsintervall ist reduziert. Im Vergleich zur UL-Lizenz ist es erlaubt in mehrsitzigen Flugzeugen mit bis zu drei Passagieren zu fliegen. Die praktische Ausbildung ist kürzer als die der PPL und somit potenziell günstiger. Die LAPL-Lizenz kostet zwischen 8000 und 11 000 Euro.
  • Nachteil: Die LAPL gilt nur im EASA-Raum und ist nicht ICAO-konform. Das Fliegen mit EASA-Flugzeugen außerhalb der EASA-Ländern ist also nicht erlaubt, etwa in Großbritannien. Die Lizenz kann nicht in Drittländern validiert werden.

Private Pilot License (PPL)

Die übliche Ausbildung beinhaltet die Klassenberechtigung für einmotorige Kolbenmotor-Flugzeuge. Weitere Berechtigungen etwa für Turboprops oder Musterberechtigungen auch für Jets können erworben werden. Ebenso ist der Erwerb einer IFR-Berechtigung möglich. Mit der PPL-Ausbildung können Schüler schon im Alter von 16 Jahren beginnen. Die Ausstellung der Privatpilotenlizenz erfolgt jedoch frühestens mit 17 Jahren.

  • Theorie- und Praxis: Die Ausbildung erfolgt an einer Flugschule. Die Theorie kann per Fernlehrgang oder vor Ort vermittelt werden. Bei der Praxis sind mindestens 45 Stunden Flugausbildung gefordert, davon zehn solo unter Aufsicht eines Lehrers. Fünf Stunden sind über Land zu fliegen. Ein Flug muss jedoch mehr als 150 Nautische Meilen Strecke haben.
  • Funksprechzeugnis: Das BZF II gilt nur in Deutschland und nur für Sprechfunk in Deutsch. Das englischsprachige BZF I ist für Auslandsflüge Pflicht.
  • Mitnahme von Passagieren: sofort nach Lizenzerhalt möglich, auch mit mehr als drei Passagieren.
  • Gültigkeit: Gültig nur in Verbindung mit einem Medical Klasse 2. Die PPL gilt lebenslang, die Klassenberechtigung für Kolben-Einmots zwei Jahre. Zur Verlängerung müssen innerhalb der 12 Monate vor Ablauf mindestens 12 Flugstunden absolviert werden, darunter ein einstündiger Schulungsflug mit Lehrer. UL-Stunden sind voll anrechenbar.

Vor- und Nachteile PPL

  • Vorteile: Die PPL gilt für einmotorige Flugzeuge weltweit. Man kann auf dieser Basis die Berufspilotenlizenz oder das Instrument Rating erwerben.
  • Nachteile: Bei der Praxisausbildung sind mindestens 45 Flugstunden Pflicht, das steigert die Kosten. Die PPL liegt preislich bei 13 000 bis 16 000 Euro.

Alles rund um das Thema PPL-Lizenz finden Sie künftig unter www.fliegermagazin.de/pilotwerden/ppl. Hier wird Online-Chefredakteurin Isabella Sauer über ihre Flugausbildung berichten.

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