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Wild Thing Projekt: Dieser Paradiesvogel soll wieder abheben!

TSB Airservice Schönhagen restauriert das aufwendig mit Airbrush lackierte Ultraleichtflugzeug. Davor stand der Metallhochdecker 18 Jahre einsam in einer Halle.

Von Dirk M. Oberländer
Wild Thing WT01 mit Paradiesvogel Airbrush.
Wild Thing WT01 mit Paradiesvogel Airbrush.

Die Geschichte riecht förmlich nach Abenteuer. Im Jahr 2004 kauft Reinhold Albert eine Wild Thing WT01 beim damaligen Hersteller ULBI in Hassfurt. Es ist eines der ersten Exemplare des markanten Hochdeckers. Dank Metallbauweise, Spornradfahrwerk und Boxermotor von Jabiru wirkt das Flugzeug erwachsener, als das Mike-Kennzeichen vermuten lässt. Der stolze Besitzer plant nach Afrika auszuwandern. Klar, dass dafür ein robuster „Buschflieger“ genau das richtige Luftfahrzeug ist. Doch zum Unikat wird der Paradiesvogel erst durch seine auffällige Lackierung.

Über 150 Stunden filigraner Handarbeit stecken in der Airbrush-Lackierung mit der Reinhold Albert seine Wild Thing unverwechselbar macht. Auch sein damals zehnjähriger Sohn darf zur Airbrush-Pistole greifen und den Propellerspinner veredeln  – persönliche Signatur inklusive.

Bald erlangt der Paradiesvogel lokale Prominenz. Und auch die Fachpresse berichtet. Rund 185 Flugstunden hat die Wild Thing im Bordbuch stehen, als der Besitzer zwei Jahre nach Fertigstellung des ULs tatsächlich den Kontinent wechselt. Das Flugzeug soll später nachgeholt werden. Doch das geschieht nie.

Über 150 Stunden Arbeit stecken in der Lackierung (Foto: Sebastian Stölzel)

Wild Thing: der Paradiesvogel als Hallenfund

Rund 18 Jahre später entdeckt Sebastian Stölzel das UL in einer Halle, verborgen unter einer Plane. Sofort ist er Feuer und Flamme, den Paradiesvogel wieder in die Luft zu bringen. Die Voraussetzungen sind gut. Denn der glückliche Finder ist Geschäftsführer von TSB Airservice Schönhagen. Trotzdem erweist sich der Aufwand als immens.

Sebastian Stölzel bittet Geschäftspartner und Freunde um Mithilfe. Viele teilen seinen Enthusiasmus und versprechen Unterstützung. Denn es gibt viel zu tun.

Der Direktantrieb von Jabiru weicht einem Rotax mit 100 PS (Foto: Sebastian Stölzel)

Der alte Motor soll einem neuen Rotax mit 100 PS weichen. Dafür muss die Motorhalterung neu geschweißt werden. Ein Job, den Anton Heil, Ex-Mitarbeiter des ehemaligen Herstellers ULBI persönlich übernimmt. Auch beim Fahrwerk soll es Modifikationen geben. Zudem wird die Avionik modernisiert. An einem ist jedoch nicht zu rütteln: Der Paradiesvogel behält natürlich sein einmaliges Äußeres.

Selbst das Cockpit strahl Buschflieger-Atmosphäre aus (Foto: Sebastian Stölzel)

Wer Sebastian Stölzel zuhört, wird sofort von der Begeisterung für die Wild Thing mitgerissen. Das fliegermagazin wird das Projekt weiterverfolgen und über die Fortschritte berichten. Wer weiß, vielleicht erlebt das Muster ja auch ein kleines Revival. Eine Auflastung auf 600 Kilogramm MTOM ist bei dem Oldie übrigens grundsätzlich möglich.

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Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

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