NEWS

/

Van’s Aircraft angeschlagen: Gläubigerschutz beantragt

Der US-amerikanische Kitplane-Produzent beantrage Anfang Dezember Gläubigerschutz gemäß Chapter 11. Was bedeutet das für Eigner und Neukunden?

Von Dirk M. Oberländer
Van’s Aircraft befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. Bild: Ed Hicks

Bisher war die Firmenhistorie von Van’s Aircraft eine Erfolgsgeschichte. Über 11000 Selbstbau-Kits der Typen RV-1 bis RV-14 wurden seit der Gründung 1973 fertiggestellt. Über mangelnde Bestellungen kann sich der größte Hersteller von Selbstbau-Flugzeugen bis heute nicht beklagen. Während der ersten Coronapandemie 2020 stieg der Auftragseingang um 250 Prozent. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Oregon reagierte mit starkem Wachstum.

Doch das Controlling schien mit dem schnellen Zuwachs bei Personal und Zulieferern überfordert. Qualitätsprobleme unter anderem bei der Grundierung von Blechen und dem Laserschneiden von Bauteilen führten zum kostenträchtigen Austausch bereits gelieferter Komponenten, der bis ins Jahr 2024 anhalten wird. Dazu wurden Kostensteigerungen bei Material und Personal zu spät eingepreist. Sodass Selbstbaukits mit Verlust verkauft wurden.

Rettung unter den Schutzschirm

Am 4. Dezember 2023 hat Van’s Aircraft nun Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Die Regelung schützt Unternehmen während der Sanierung vor Pfändungsmaßnahmen der Gläubiger und erleichtert die Beschaffung frischen Kapitals, indem neue Investoren ein höherrangiges Sicherungsrecht erhalten. In einer Erklärung begründet das Unternehmen seine Entscheidung: „Der Antrag nach Kapitel 11 soll es Van’s ermöglichen, die Geschäftstätigkeit für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter in den kommenden Jahren zu gewährleisten. Wir verstehen, dass die Situation für alle Beteiligten belastend ist. Ohne diese Maßnahme sehen wir uns nicht in der Lage, weiter im Markt zu bleiben und unsere Kunden zu beliefern.“ Firmengründer Dick VanGrunsven erklärt die Probleme in einem emotionalen Video:

Firmengründer Dick VanGrunsven informiert Kunden und Partner

Was passiert mit Anzahlungen?

Inzwischen hat Van’s Aircraft seine Verkaufspreise angepasst. Um bis zu 32 Prozent stiegen die Preise für Bausätze und Teile. Problematisch ist der Gläubigerschutz nach Kapitel 11 besonders für Kunden, die bereits Anzahlungen auf Selbstbaukits oder Teile geleistet haben. Diese müssen nun entscheiden, ob sie die neuen Preise akzeptieren. Oder ihre Bestellung stornieren und so den Verlust ihrer Anzahlung in der Insolvenzmasse riskieren. Rund 1500 Kunden sind betroffen. Informationen zu offenen Bestellungen und dem Stand der Restrukturierung veröffentlicht Van’s online.

Neubestellungen sind dagegen risikoärmer. Denn die 35-prozentige Anzahlung auf einen Bausatz wird ab sofort auf einem separaten Konto verwaltet, bis der Bausatz tatsächlich gefertigt wird. Noch unklar ist, wie mit Anzahlungen für Bauteile von Drittanbietern verfahren wird – zum Beispiel für Avionik oder Motoren. Um die Probleme zu lösen, hat sich Van’s Aircraft mit Hamstreet & Associates einen externen Spezialisten zur Begleitung von Insolvenzverfahren ins Boot geholt. Bleibt zu hoffen, dass es neben den Auslieferungszahlen auch mit der Bilanz wieder nach oben geht.

LESEN SIE AUCH
RV-14A Kitplane von Van’s Aircraft.
News

Millionendefizit: Van’s Aircraft unter finanziellem Druck

Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

Schlagwörter
  • Van's Aircraft
  • Kitplane
  • RV-12