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Stemme feiert 40-jähriges Jubiläum
Der Flugzeugbauer Stemme feiert sein 40-jähriges Bestehen und die EASA-Zertifizierung des Wartungsbetriebs.
Die Motorsegler von Stemme lassen sich leicht erkennen. Denn hier sitzt der Verstellpropeller vorne in der Nase. Durch einen cleveren Faltmechanismus verschwindet die Auftriebshilfe im Segelflugbetrieb vollständig in der Zelle. Benannt sind die Flugzeuge nach wie vor nach dem Gründer Dr. Reiner Stemme. Der Physiker entwickelte 1984 die erste Version seines Side-by-Side-Motorseglers. Damals lag der Firmensitz im Berliner Stadtteil Wedding im Gebäude der ehemaligen AEG-Werke.
Doch es gab ein kleines Problem. Durch die deutsche Teilung und den Vier-Mächte-Status Berlins durften dort keine Motorflugzeuge gebaut werden. Also fertigte der findige Physiker seine Stemme S10 ohne Antrieb. Die fertigen Zellen wurden an den Flughafen Braunschweig transportiert. Dort erfolgte die Motormontage. Der liegt im Rumpf hinter der Besatzung, eine Antriebswelle läuft in der Mitte des Cockpits nach vorn. Als Motor kam damals der Limbach L 2400 zum Einsatz. Offiziell fertigte Stemme in West-Berlin also Segelflugzeuge.
Motorsegler aus Mecklenburg-Vorpommern
Nach der Wende verlagerte sich die Produktion der in Faserverbund-Technik gebauten Flugzeuge ab 1993 an den Flugplatz Strausberg bei Berlin. Später fusionierte die Stemme AG mit dem Ultraleicht-Hersteller Remos, der am Flugplatz Pasewalk bei Berlin sitzt. Hier entstand in diesem Jahr auch das neuen Firmengebäude. In Pasewalk erfolgt seither die vollständige Produktion der Flugzeuge. Am Standort Strausberg hat der Hersteller seine Maintenance-Dienstleistungen konzentriert. Der Gründer Dr. Rainer Stemme ist seit 2013 nicht mehr am Unternehmen beteiligt, entwickelt aber weiterhin Flugzeuge und unbemannte Drohnen für die Allgemeine Luftfahrt.
Stemme ist weltweit erfolgreich
Inzwischen wurden über 400 Luftfahrzeuge von Stemme in alle Welt verkauft. Eine große Fangemeinde haben die Flugzeuge in den USA. Das aktuelle Modell Stemme S12 ist in verschiedenen Flügellängen mit einer Spannweite von bis zu 25 Metern erhältlich. Dabei sorgt der Rotax 914 Turbomotor mit 115 PS Startleistung für eine (motorisierte) Reisegeschwindigkeit von 140 Knoten. Im Segelflug liegt das Gleitverhältnis bei 1:53. Auch im Cockpit herrscht Hightech. Auf Wunsch gibt es das Fluggerät mit Garmin G3X Glascockpit samt Autopiloten in Kombination mit dem Segelflug-Navigationsrechner LX8000. Letzterer umfasst auch ein FLARM-System zur Kollisionswarnung.
Auch im Markt der unbemannten Drohnen ist Stemme aktiv. Hier liefern die Pasewalker für den französischen Rüstungskonzern Safran den Patroller. Das unbemannte UAV-System kann bis 15 Stunden in der Luft bleiben und unter anderem Überwachungsaufgaben übernehmen.
Das wohl beste Geschenk zum 40. Geburtstag machte die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA). Denn Stemme erhielt für den Wartungsbetrieb die Zertifizierung nach Part 145. Zusätzlich strebt das Unternehmen nun auch die entsprechende Zertifizierung der US-Luftfahrtbehörde FAA an. Wir gratulieren herzlich!
Flugzeug-Reportage: Stemme S10 & S6
Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.
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