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Roald Amundsen startet vor 87 Jahren mit dem Wal zur ersten Flugexpedition Richtung Nordpol
Am 21. Mai 1925 startete der Polarforscher Roald Amundsen mit zwei Dornier-Flugbooten von Spitzbergen in Richtung Nordpol. Die Flugexpedition zu dem bis dahin unerreichten Pol sollte an den Erfolg Amundsens, der bereits 14 Jahre zuvor als erster Mensch den Südpol erreichte, anschließen. Doch die Mission endete mit einer Odyssee im ewigen Eis. Das Dornier Museum Friedrichshafen erhält im Juli einen Nachbau in Originalgröße des Amundsen Flugbootes Wal N 25.

Im arktischen Sommer 1925 brechen 6 Männer auf, um die bis dahin unerforschte Arktis zu ergründen. Ziel ist, soweit wie möglich Richtung Nordpol zu gelangen. Mit zwei Flugbooten des Typs Dornier Wal (Do J) bricht der norwegische Polarfischer Roald Amundsen gegen 17 Uhr mit seiner Crew bei strahlendem Sonnenschein von Kings Bay, Spitzbergen, Norwegen auf. Voller Erwartung fliegen die beiden Flugboote mit der Kennung N24 und N25 in die arktische Nacht. Nach rund 8 Stunden Flug, wird der Expedition ein jähes Ende bereitet. Aufgrund eines Motorschadens im N25 müssen die Forscher im ewigen Eis Not landen und sollen diese Eiswüste in den nächsten Wochen nicht mehr verlassen. Roald Engelbregt Gravning Amundsen ist einer der bedeutendsten Entdecker und Abenteuer in der Polar- und Meeresforschung. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Wettlauf mit seinem Mitstreiter Robert Falcon Scott bei der er 1911 als Sieger hervorging und als erster Mensch den Südpol erreichte. 1924 setzte Roald Amundsen zur zweiten Poleroberung an. Mit der Unterstützung Norwegens und einer großzügigen finanziellen Spende durch den Amerikaner James W. Ellsworth sollte die Arktisexpedition möglichst weit in Richtung Pol führen. Zwei Dornier Flugboote des Typs Wal, bekannt für ihre Zuverlässigkeit und robuste Bauweise wurden eigens für das Vorhaben gekauft und per Schiff nach Spitzbergen gebracht, wo sie zusammengebaut bei extremen Minusgraden wurden.

Am 21. Mai starteten die beiden Flugboote zur Expedition ins ewige Eis. Beide hatten jeweils drei Männer an Bord, neben dem Expeditionsleiter Roald Amundsen auch Millionärssohn Lincoln Ellsworth und den deutschen Dornier-Ingenieur Karl Feucht. Der Start verlief trotz einem Übergewicht von jeweils 500 kg reibungslos. Nach rund 8 Stunden Flugzeit durch dichten Nebel setzte bei der Maschine N25 der Motor aus und zwang die Crew zur Notlandung. Am Breitengrad 88 ging die Besatzung im Packeis nieder und entdeckte erst zwei Tage später, dass auch das zweite Flugboot N24 gelandet war und sich lediglich 1km entfernt von den Gestrandeten befand. Doch im Gegensatz zur N25 wurde die N24 bei ihrer Landung irreparabel beschädigt und ein Start im Packeis aussichtslos. In Anbetracht der kritischen Lage, gefangen im Eis mit einem beschädigten Flugboot, ordnete Amundsen eine drastische Reduktion der Lebensmittelrationen an. Von den ursprünglich geplanten 1000g am Tag blieben den Männern knapp 300g, bestehend aus Pemmikan – eine haltbare Mischung aus Dörrfleisch und Fett, Schokolade und Keksen. Um möglichst viele Instrumente für wissenschaftliche Forschungsarbeiten zu transportieren, waren Eiswerkzeuge in Spitzbergen geblieben. Die im Eis eingeschlossenen Männer schliefen zu sechs eingeengt in der N25 und verbrachten Tag und Nacht damit, mit den wenigen Mitteln, u.a. zwei Holzschaufeln, 2 Dolchmessern und einer Pfadfinderaxt, eine Startbahn zu bauen. Wind und Wetter machten die mühsame Arbeit, die an den Kräften zehrte immer wieder zunichte.

Am 14. Juni, schätzte Roald Amundsen, hatten sie rund 500 Tonnen Eis und Schnee weggeräumt. Doch die Bemühungen waren endlich erfolgreich. Überflüssige Materialien wurden im Eis zurückgelassen, um Gewicht zu sparen und die sechs Männer mit einem Flugboot zurück zu bringen. Verzweifelt und an der ausreichenden Länge der Startbahn zweifelnd, peitscht Pilot Hjalmar Riiser-Larsen die Motoren zu voller Leistung. Der Start aus dem ewigen Eis gelingt. Bei ihrer Rückkehr werden die zu diesem Zeitpunkt bereits verschollen geglaubten Expeditionsteilenehmer als Helden gefeiert. Am 25. Juli präsentiert das Dornier Museum Friedrichshafen einen originalgetreuen Nachbau des legendären Flugbootes Wal N25. Knapp zwei Jahre arbeiteten Spezialisten an der Replik, von deren Vorbildern lediglich noch ein Exemplar in Argentinien steht. Wird der Nachbau auch nicht flugfähig sein, so sollen Originalteile aus dem Cockpit und der Geschichte des Dornier Wal gezeigt werden. Das Dornier Museum Friedrichshafen eröffnete am 24. Juli 2009 und widmet sich 100 Jahren Luft- und Raumfahrtgeschichte im zeitgeschichtlichen Kontext. Geöffnet hat das unmittelbar am Flughafen gelegene Museum in den Monaten November bis April zwischen Dienstag und Sonntag von 10.00 – 17.00 Uhr. Vom Mai bis Oktober ist das Museum täglich von 10.00 – 18.00 Uhr geöffnet.
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