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Neugründung: Luftsportverband Deutschland im fliegermagazin-Interview

Ein neuer Verband vertritt 140 000 Mitglieder, er entstand aus der Interessengemeinschaft Deutscher Luftsportverbände (IGDL). Wir haben dem Vorstand ein paar Fragen gestellt!

Von Dirk M. Oberländer
LUVD-Präsident Hans Schwägerl (li.) und Vizepräsident Dirk Aue (re.)

Bereist vom Start weg vertritt der im November 2023 gegründete Luftsportverband Deutschland (LUVD) nach eigenen Angaben rund 140 000 Pilotinnen und Piloten aus allen Sparten des Flugsports von Ballonsport über Modellfliegen bis zum Motorfliegen.

Die hohe Mitgliederzahl erklärt sich aus der Gründungsgeschichte. Denn es gab eine Vorgängerorganisation, die Interessengemeinschaft Deutscher Luftsportverbände (IGDL). Durch eine Satzungsänderung wurde daraus der neue LUVD. Geleitet wird die Organisation von einem dreiköpfigen Präsidium. Wir haben den Präsidenten Hans Schwägerl und seinen Vize Dirk Aue, der für die Finanzen zuständig ist, zum Interview getroffen.

Braucht es eine Alternative zum DAeC?

Wie ist der LUVD organisiert und was unterscheidet ihn beispielsweise vom DAeC?

Hans Schwägerl: Im LUVD sind seit 2009 eigenständige Luftsportverbände integriert. Im LUVD bleiben die Verbände autonom und vertreten ihre Interessen selbstständig. Einer unserer Mitgliedsverbände gehört auch dem DAeC an – da spricht auch nichts dagegen.

Warum musste dazu ein neuer Verband her?

Hans Schwägerl: Wir wollen den Luftsport jetzt aktiv in der Öffentlichkeit vertreten. Die IGDL war ein eher lockerer Zusammenschluss, der dem gegenseitigen Austausch diente. Natürlich gab es auch Kooperationen untereinander. Mit dem LUVD haben wir jetzt einen Verband mit schlankem Aufbau gebildet. Damit dieser nur zentrale Aufgaben übernehmen kann – zum Beispiel die Lobbyarbeit für den gesamten Luftsport in Deutschland und in Europa. Die Facharbeit verbleit dabei nach wie vor bei den Mitgliedsverbänden.

Dirk Aue: Durch unsere Struktur erklärt sich schon vieles. Es gibt nur drei Organebenen. Die Mitgliederversammlung (Organ 1) mit je drei Delegierten pro Luftsportgruppe (Organ 2) sowie das Präsidium (Organ 3) mit dem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten. Alle Mitgliederverbände sind der fachlich für sie passenden Luftsportgruppe zugeordnet. Wir haben bewusst keine Gewichtung nach Mitgliederzahlen in den einzelnen Verbänden, da der Sport im Vordergrund steht. Alle Luftsportarten der Bundesluftsportverbände Modellflug, Segelflug, Gleitschirm- und Drachenflug, Fallschirmsport, Ultraleichtflug, Motorflug und Ballonsport sowie die Landesluftsportverbände sind gleichberechtigt mit je drei Delegierten aus der jeweiligen Luftsportgruppe in der Mitgliederversammlung vertreten. In den Luftsportgruppen werden die gemeinsamen Sportthemen behandelt – das sind ja auch die zentralen Aufgaben für einen Sportverband. Wir denken, wir haben hier ein faires, gleichberechtigtes und zudem kosteneffektives Modell für alle Bundesluftsportverbände und die Landesluftsportverbände geschaffen.

Was unterscheidet den LUVD vom Mitbewerber DAeC?

Hans Schwägerl: Der DAeC hat ja aufgrund seiner internen Strukturprobleme auch Mitglieder verloren ­– zum Beispiel die Verbände der Hängegleiter und Fallschirmspringer. Bei uns gibt es keine Übergewichtung einzelner Luftsportarten oder einzelner Mitgliedsverbände. Bei uns steht der Sport vorne und nicht die regionale Gliederung nach Bundesländern. Bei Aufgaben wie gut nutzbare Luftraumstrukturen für den Luftsport im unteren Luftraum – und bei anderen Themen – entscheiden die Mitglieder selber, welche Gruppe mit der besten Expertise das Thema bearbeitet und bei Bedarf in die Öffentlichkeit trägt. So brauchen bei Abstimmungen mit Behörden nicht immer Vertreter aller Luftsportarten anwesend zu sein. Beim LUVD steht die selbstorganisierte und transparente Kooperation im Vordergrund

Viel Autonomie für Mitgliedsverbände

Plant der LUVD Aufgaben der Mitgliedsverbände, wie die Lizenzierung oder Zulassung, auf die Bundesebene zu heben?

Dirk Aue: Nein, die Aufgaben müssen sogar bei den jeweiligen Verbänden verbleiben, die auch die Beauftragung dafür vom Bundesministerium erhalten haben. Der LUVD ist bewusst so aufgebaut, dass diese Facharbeit nicht auf eine höhere Ebene verlagert wird. So eine völlig unnütze Verlagerung mit Vermischung der Interessen gibt es woanders ja bereits. Als Dachverband koordiniert der LUVD lediglich zwischen seinen Mitgliedsverbänden und den Luftsportgruppen. Damit diese sich gegenseitig unterstützen und Probleme effektiv lösen. Quervernetzungen sind natürlich immer möglich. Wir wollen als Präsidium keine fachfremden Personen ohne Beziehung zu den Fachverbänden von oben in Kommissionen entsenden. Das würde nicht funktionieren.

Sie werben aktiv um neue Mitgliedsverbände. An wen adressiert der LUVD?

Hans Schwägerl: Dies können genauso Landesluftsportverbände sein, wie weitere eigenständige Verbände – zum Beispiel im Bereich Modellflug. Der LUVD ist offen für alle Arten von Luftsportverbänden und wir freuen uns auf neue Partner. Wir führen derzeit bereits Gespräche zur Erweiterung. Der LUVD wird sich in den nächsten Wochen auch intensiv bei den politischen Akteuren für den Luftsport national und in Europa vorstellen

Wie verhält sich der LUVD im Wettbewerb mit anderen Verbänden. Speziell, wenn es um Anhörungen in politischen Gremien geht?

Hans Schwägerl: Wir werden auch wie bisher schon miteinander sprechen. Dann muss man im Einzelfall sehen, wie man mögliche Konflikte löst. Wir wollen mit allen anderen Verbänden ein gutes Miteinander

Dirk Aue: Durch unsere Vorgängerorganisation IGDL agieren wir ja bereits auf der politischen Bühne und in Ministerien. Dort sind wir als Gesprächspartner akzeptiert. Als LUVD haben wir jetzt ein starkes Dach und können mit der großen Mitgliederzahl argumentieren. Wir wollen Dinge für den Luftsport erreichen und hinter uns stehen bereits jetzt über 140.000 Piloten.

Welche Verbände gehören zum LUVD?

Dem Luftsportverband Deutschland gehören derzeit sechs Verbände mit deren Mitgliedern an: Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband (DHV), Deutscher Segelflugverband (DSV), Deutscher Modellflieger Verband (DMFV), Deutscher Fallschirmsport Verband (DFV), Deutscher Ultraleichtflugverband (DULV) und Deutscher Freiballonsport-Verband (DFSV).

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Über den Autor
Dirk M. Oberländer

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.

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