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Neuer Elektroantrieb im Segelflug: Klaus Ohlmann zeigt Hybridtechnik

Wie weit kann man mit einem Segelflugzeug fliegen, das durch Elektro-Hybrid-Technik unterstützt wird? Klaus Ohlmann zeigte auf der AERO 2024 seine Flugprojekte und die Zukunft der emissionsarmen Luftfahrt.

Von Claudius Banani
Klaus Ohlmann (links) und Karl Pickan (rechts) präsentieren vor einem Modell des innovativen Elektroantriebs, bestehend aus Batterien und einem Range Extender. Dieses Konzept verkörpert die Zukunft des emissionsarmen Segelfliegens, kombiniert traditionelle Glidertechnologie mit moderner elektrischer Effizienz.
Klaus Ohlmann (links) und Karl Pickan (rechts) präsentieren vor einem Modell des innovativen Elektroantriebs, bestehend aus Batterien und einem Range Extender. Dieses Konzept verkörpert die Zukunft des emissionsarmen Segelfliegens, kombiniert traditionelle Glidertechnologie mit moderner elektrischer Effizienz. Bild: Claudius Banani

Klaus Ohlmann, bekannt für seine zahlreichen Weltrekorde, darunter Höhen- und Langstreckenrekorde in den Anden sowie die spektakuläre Überfliegung des Mount Everest mit einem Segelflugzeug, bringt seine Leidenschaft für das Fliegen auf ein neues Niveau. Er nutzt seine Kenntnisse über atmosphärische Phänomene wie Leewellen, die auch im kommerziellen Luftverkehr bedeutend sind, um die Sicherheit und Effizienz im Flugverkehr zu verbessern. 

Auf der AERO 2024 präsentierte er ein neues Projekt: Ein Segelflugzeug mit Elektro-Hybrid-Antrieb, das eigenständige Starts ermöglicht und lange Distanzen ohne die Notwendigkeit konventioneller Startmethoden zurücklegen kann. 

Ein neuer Ansatz in der Luftfahrt von Klaus Ohlmann

Klaus Ohlmann ist bekannt für seine innovativen Ansätze im Bereich der nachhaltigen Luftfahrt. Auf der Messe präsentierte er zusammen mit Michael Gillet eine Stemme S10, die mit einem Elektromotor und einen Range Extender unterstützt werden kann. Diese Konfiguration erlaubt es dem Flugzeug, ohne externe Hilfe zu starten und seine Reichweite erheblich zu verlängern. 

Der Elektromotor ermöglicht einen emissionsfreien Flug, während der Range Extender – ein kleiner Verbrennungsmotor, der nachhaltigen Kraftstoff nutzt – bei Bedarf aktiviert wird, um die Batterien aufzuladen und zusätzliche Leistung zu liefern.

Die Kunst des Wellenflugs: Leidenschaft für das Grenzenlose

Klaus Ohlmann hat im Laufe seiner Karriere nicht nur zahlreiche Flugstunden gesammelt, sondern auch spektakuläre Höhen und Distanzen erreicht. Besonders fasziniert ihn das Phänomen des Wellenflugs, das er vor allem in Südfrankreich erlebt hat. Hier nutzt er thermische Aufwinde, die sich an den Gebirgen brechen und Wellenmuster in der Luft erzeugen, um auf beeindruckende Höhen von bis zu 5000 Metern und darüber hinaus zu steigen.

Diese Methode ermöglichte ihm bereits Flüge von Südfrankreich bis nach Griechenland und quer über die Anden, bei denen er Strecken von bis zu 3000 Kilometern zurücklegte.

Tradition trifft Innovation: Auf dem Stand von Klaus Ohlmann präsentiert Michael Gillet die Stemme S10, Baujahr 2008. Gillets Stemme verkörpert die nahtlose Verbindung von bewährter Technik und zukunftsweisenden Innovationen in der Luftfahrt. Foto: Claudius Banani

Das Besondere an Ohlmanns Ansatz ist sein Engagement für emissionsfreies Fliegen. Für seine Flugzeuge, wie die aerodynamisch optimierte Stemme, verwendet er Elektromotoren in Kombination mit einem Range Extender, der umweltfreundlichen Kraftstoff nutzt. Dieses innovative System lädt die Batterien über Solarpanele auf und ermöglicht Reichweiten von bis zu 3000 Kilometern. 

Grenzen zwischen Segel- und Motorflugzeugen verschwimmen

Die Aero 2024 präsentierte eine beeindruckende Palette an elektrisch angetriebenen Flugzeugen, die in ihrer Bauweise stark an Segelflugzeuge erinnern. Dies ist kein Zufall, denn die Prinzipien der Aerodynamik und Energieeffizienz, die traditionell im Segelflug angewendet werden, finden zunehmend Eingang in die Konstruktion von Motorflugzeugen. Das Ziel ist klar: maximale Effizienz und Reichweite mit minimalem Energieverbrauch. Dies führt dazu, dass die Grenzen zwischen Segel- und Motorflugzeugen immer mehr verschwimmen.

Auf der Messe wurde deutlich, wie die Luftfahrtindustrie diese Hybridisierung vorantreibt, insbesondere im Bereich der Ultraleichtflugzeuge. Diese Flugzeuge werden immer leichter und robuster, wobei sie gute Leistungen bei extrem niedrigem Gewicht bieten. Auch in der kommerziellen Luftfahrt zeigt sich der Einfluss des Segelflugs: Moderne Verkehrsflugzeuge wie der Dreamliner verfügen über Technologien wie Winglets und Carbonflügel, die ursprünglich aus dem Segelflug stammen, um den Kraftstoffverbrauch zu senken und die Effizienz zu steigern.

Klaus Ohlmann teilte Gedanken zu Erneuerbaren Energien

Klaus Ohlmann teilte seine Gedanken zu Erneuerbaren Energien und betonte die Notwendigkeit, aktiv zu handeln, ohne dabei in Pessimismus zu verfallen. Er zieht Parallelen zum erfolgreichen Umgang mit der Ozonschicht, wo die schädlichen Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) durch weniger schädliche Alternativen ersetzt wurden. Ohlmann ist überzeugt, dass ähnliche Maßnahmen auch in anderen Bereichen der Umweltverschmutzung erfolgreich sein können.

Insbesondere sieht er eine große Zukunft für den Elektroantrieb, der eine wesentlich höhere Effizienz als traditionelle Verbrennungsmotoren aufweist – ein Elektromotor mit Batterie erreicht einen Wirkungsgrad von etwa 95 Prozent. Sein Motto „Lebe deinen Traum“ spiegelt seinen Ansatz wider, nicht nur zu träumen, sondern auch konkrete Schritte zur Umsetzung dieser Träume zu unternehmen, insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Technologien.

Range Extender soll zum Einsatz kommen

Der technische Leiter Karl Pickan bot Einblicke in die nächsten Schritte ihres ambitionierten Projekts. Das Konzept sieht vor, dass zunächst ein Elektromotor den Propeller antreibt, unterstützt durch eine leistungsfähige Batterie. In der nächsten Phase des Projekts wird ein Range Extender hinzugefügt, um die Batterie während des Flugs nachzuladen und zusätzliche Leistung zu bieten. Dies soll es ermöglichen, wesentlich größere Distanzen zu überbrücken.

Pickan betont die Einfachheit und Überschaubarkeit des Projekts, bei dem bewusst auf eine geringe Anzahl von Komponenten Wert gelegt wird. Derzeit testet das Team einen Prototypen, der die Zuverlässigkeit und geringen Wartungsanforderungen des Elektroantriebs unter Beweis stellen soll.

Tradition trifft Innovation: Die Stemme von Michael Gillet

Auf dem Stand von Klaus Ohlmann zog eine besondere Attraktion die Blicke auf sich: die Stemme S10 von Michael Gillet. Dieses Exemplar, Baujahr 2008, ist in seinem Originalzustand mit einem Verbrennungsmotor zu sehen. In ihren ersten Einsatzjahren diente die Stemme als Messplattform für die topografische Erfassung von Singapur. Die Präsentation dieser Maschine verdeutlichte, wie einfach eine Umrüstung von einem herkömmlichen Verbrennungsmotor auf ein modernes Elektro-Hybrid-System möglich ist.

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Über den Autor
Claudius Banani

Claudius Banani ist Jahrgang 1969, hat seit 20 Jahren eine PPL- und seit zwei Jahren eine UL-Lizenz. Der studierte Betriebswirt ist in der IT-Branche sowie als freier Journalist tätig und ist im Süden Deutschlands zuhause. Besonders interessieren ihn Themen rund um Nachhaltigkeit.

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