Manufactura Lotnicza fertigt UL-Trag- und UL-Hubschrauber
Der polnische Hersteller Manufactura Lotnicza fährt zweigleisig. Er bietet ultraleichte Trag- und Hubschrauber an. Wo liegen die Unterschiede?

Obwohl sie sich optisch ähneln, gibt es zwischen Hubschrauber und Tragschrauber ein paar wesentliche technische Unterschiede. Während die Rotoren von Hubschraubern durch den Motor angetrieben werden, haben die von Tragschraubern nur in der Startphase eine Verbindung zum Motor. Danach wird der Rotor vom Fahrtwind in Rotation gehalten.
Um immer ausreichend Wind „auf der Nase“ zu haben, brauchen Tragschrauber einen zusätzlichen Schubpropeller. Tragschrauber können auch nicht in der Luft stehen bleiben und senkrecht starten und landen. Für beide Typen braucht man unterschiedliche Fluglizenzen.
So entstanden die UL-Tragschrauber von Manufactura Lotnicza
Vor acht Jahren begann der Luftfahrt-Ingenieur Krzysztof Wronowski in Sobienie Szlacheckie bei Warschau mit der Fertigung von Ultraleicht-Tragschraubern. Das erste Muster war der selbst entwickelte Argon Classic. Doch der Firmengründer hatte noch einen weiteren Bauplan „in der Schublade“. Der größere Argon GTL bietet mit längerer und breiterer Kabine deutlich mehr Platz – im Innern ist er rund einen Kubikmeter größer als die Classic-Version. Da die Mechanik beider Drehflügler großenteils identisch ist, lag es nahe, beide Versionen parallel zu produzieren.
Es stellte sich schnell heraus, dass die privaten Hobbyflieger den GTL bevorzugen, während Flugschulen für eine kostengünstige Ausbildung eher zum günstigeren Classic greifen. Die Flugeigenschaften beider Muster sind nahezu identisch. Nun ist es bekanntermaßen so, dass die deutsche Musterzulassung ein weltweit anerkanntes Qualitätssiegel ist und den internationalen Verkauf fördert. Deshalb entschied sich Krzysztof Wronowski, diesen steinigen Weg zu gehen. Mit Erfolg, denn seit Jahresbeginn 2025 hat der GTL die deutsche Musterzulassung und das Auslandsgeschäft des Herstellers boomt.
Was noch fehlte? Ein UL-Hubschrauber!
Weil Firmenchef Krzysztof Wronowski ein Flieger mit Leib und Seele ist und Drehflügler seine Passion sind, durften ein Hubschrauber im Programm natürlich nicht fehlen. So kaufte der Ingenieur vor sechs Jahren einen gebrauchten zweisitzigen Heli vom Typ Aerokopter AK1-3 aus der Ukraine. Doch die Bausatz-Konstruktion überzeugte den Konstrukteur nicht vollständig. In zweijähriger Arbeit modifizierte Krzysztof Wronowski den Hubschrauber. Es entstand das neue Muster Argon AH 2.2.
Derzeit laufen Erprobungsflüge mit unterschiedlichen Motoren von Rotax und ULPower im Leistungsbereich um 160 PS. Auch die deutsche Musterzulassung ist bereits in vollem Gange. Inzwischen ist auch die Serienproduktion bereits angelaufen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das jüngste Muster wird im polnischen Werk gefertigt und flugfertig ausgeliefert. Aus einem Bausatz stammt nur der Prototyp. Im Ausland fliegen bereits die ersten Argon AH 2.2. Die deutschen Kunden müssen sich noch ein wenig gedulden.
Toni Ganzmann hat europäische und amerikanische Fluglizenzen für Hubschrauber, Motorflugzeuge und Luftsportgeräte und ist als SPL- und PPL-Fluglehrer (FI) und PPL-Flugprüfer (FE) tätig. Professionelle Flugerfahrung erwarb er bei den Heeresfliegern der deutschen Bundeswehr und beim Offshore-Service in den USA. Für das fliegermagazin ist er als freier Autor tätig.
- Tragschrauber
- Hubschrauber
- Manufactura Lotnicza
- UL-Tragschrauber
- UL-Hubschrauber