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Jodel-Restaurierung: Ein Flieger steht jetzt in der Garage

Autorin Teresa und ihr Freund Chris restaurieren eine Jodel D113-3 von 1981, die sie in Schweden gefunden haben. Die alte Bespannung ist runter, aber nun gibt es böse Überraschungen.

Von Redaktion
Rollentausch: Die Einzelteile der Jodel liegen nun in der Garage. Die Autos müssen diesen Winter leider draußen bleiben.
Rollentausch: Die Einzelteile der Jodel liegen nun in der Garage. Die Autos müssen diesen Winter leider draußen bleiben. Bild: Teresa Staudinger

Der Duft von Holzstaub und Lösungsmittel liegt jedes Mal in der Luft, wenn wir unsere Jodel D113-3 in der Werkstatt besuchen. Im Nachhinein betrachtet, war das erste Wochenende der Restaurierung wohl der Moment, in dem wir dachten: »Das geht ja fix!« Kaum hatten wir den Rumpf von den Tragflächen getrennt und die Bespannung entfernt, sahen wir einen echten Fortschritt. Aber wie das so ist, merken wir jetzt, dass der Teufel im Detail steckt. Die wirklich zeitraubenden Arbeiten kommen erst noch.

Da unser Zeitplan mehr als straff bemessen ist – wir wollen bis zur AERO 2025 mit der Restaurierung des französischen Flugzeugs fertig sein – haben wir uns entschieden, dass »Baguette« bei mir in der Autogarage einziehen darf. Glücklicherweise ist die groß genug. Mit einem giftgrünen Oldtimer-Pickup aus den USA brachten wir den Rumpf sicher nach Hause. Die skeptischen Blicke der anderen Autofahrer waren unbezahlbar! Eine Woche später lieferte dann ein Freund mit seinem Anhänger die Tragflächen, denn ich darf leider erst nach bestandener Führerscheinprüfung einen Anhänger dieser Größe fahren.

Wann sieht man schon mal einen grünen Pickup mit einem Flugzeugrumpf auf der Autobahn? Foto: Privat

Mein Fahrlehrer, der selbst am Flugplatz Schärding-Suben (LOLS) fliegt, schüttelte den Kopf, als ich ihm erzählte, dass ich den Anhängerführerschein nur mache, um meine Jodel nach Leipzig zu bringen. Dort findet bald bei Lanitz der Workshop für die Oratex-Bespannung statt.

Demontage des Rumpfs steht an

Zu Hause in der »neuen« Werkstatt startete sofort die weitere Demontage des Rumpfs. Wie ging es dann weiter? Wir hatten dieses Jahr bereits das Glück, knapp 35 Stunden mit der Maschine fliegen zu können. In dieser Zeit haben wir uns eine Liste an Dingen zurechtgelegt, die wir an der Jodel ändern möchten. Einer der Punkte: das Panel. Chris ist größer als ich und das Panel ist all die Jahre immer weiter nach hinten gerückt. Das ist natürlich ein Problem. Deswegen haben wir beschlossen, es wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen.

Um die Einbautiefe verringern zu können, brauchen wir ein komplettes Avionik-Upgrade. Ein Autopilot wäre der Traum, aber er sprengt leider das Budget. So haben wir das alte Panel ausgebaut und die Neuerungen in einer 3D-Design-Software visualisiert.

Alte Klebereste am Holz mit Lösungsmittel entfernen

Momentan konstruiert Chris abends nach der Arbeit Teile, die wir für die Jodel benötigen. Ich wiederum stehe dann in der Garage und entferne die alten Klebereste am Holz mit einem speziellen Lösungsmittel von Oratex. Der Geruch – ein Fall für Atemschutzmasken! Die Klebereste müssen weg, damit der neue Oratex-Kleber zuverlässig haften kann. Hier ist also Geduld gefragt, denn Spachtel für Spachtel müssen die alten Rückstände gelöst werden. Das ist eine zeitintensive Arbeit, aber jede glatte Holzfläche bedeutet einen Schritt Richtung neuer Bespannung, denn die wird bei der Jodel vollflächig verklebt.

Nun müssen die alten Aufleimer breiteren Leisten weichen. Jeden Tag nach der Arbeit werkelt Teresa in der Garage. Foto: Privat

Gibt es weitere Überraschungen bei der Jodel?

Da wir dank des Oratex-Gewebes auf Nähte verzichten können, müssen wir die alten Aufleimer – dünne Holzleisten – breiter gestalten. Die neuen wer- den zurechtgeschnitten und mit einem Epoxidharz-Kleber befestigt. »Ruder sind doch das wenigste«, dachten wir – falsch gedacht! Die Höhenruderflosse allein braucht 16 Aufleimer.

Aber »Baguette« wäre kein echtes Projekt ohne weitere Überraschungen. Während der Arbeiten stellten wir plötzlich fest, dass das Holz am Bauch mit Öl durchtränkt war und es sich schon richtig aufgeweicht anfühlte. Also schnitt Chris ein Loch hinein und ich habe den Rest mit dem Schleifer abgetragen. Oh, mon dieu! Und als wäre das nicht genug gewesen, kam noch etwas zu Tage: Die Endleiste der Tragfläche machte einen Bogen. Komisch, dachten wir. Ein schwedischer Jodel-Liebhaber stellte uns seine Pläne zur Verfügung und dann folgte die Bestätigung: »Oh je, ›Baguette‹ ist tatsächlich krumm.«

Dort haben Teresa und Chris genug Platz für die Arbeit. Foto: Privat

Wie wir »Baguette« wieder gerade bekommen haben und welche Instrumente in unser neues Panel einziehen, erfahren Sie im nächsten Artikel.

BUDGET BIRDS

Teresa Staudinger und ihr Freund Chris Lange restaurieren und bauen mehrere Flugzeuge. Neben der Jodel auch eine Pitts S1S und eine CriCri. Auf ihrem Instagram-Account Budget Birds gibt es davon regelmäßig Videos zu sehen.

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