Jodel-Restaurieren: Mehr Sprint als Marathon
Teresa und Chris arbeiten fleißig an ihrer Jodel D-113 namens Baguette. Das Flugzeugprojekt fordert nicht nur präzise Holzarbeiten und technische Upgrades, sondern auch eine optimierte Zeitplanung.
Es ist schon kurz nach 22 Uhr, doch in unserer Werkstatt herrscht noch reges Treiben: Zwischen Werkzeugkisten und stapelweise altem Schleifpapier sieht man bereits große Fortschritte an unserem ersten gemeinsamen Flugzeugprojekt – eine Jodel D-113 mit dem Spitznamen »Baguette«, die wir aus Schweden geholt haben.
Wir haben festgestellt, dass unsere Restaurierung eher einem Sprint als einem endlosen Marathon gleicht: Alles muss schnell gehen, wir wollen ja zur AERO 2025 fertig sein. Wir müssen den Zeitplan optimieren. Anstatt über Weihnachtsmärkte zu schlendern, verlegten Chris und ich in den vergangenen Wochen unser weihnachtliches Ambiente in die Werkstatt. Mit einem Becher Punsch und Christmas-Rock-Musik ließ es sich gemütlich am Flieger arbeiten. Selbstverständlich lagen unterm Baum auch passende Geschenke: neue Werkzeuge und Flugzeugteile.
Termin für die Bespannung verschoben
Ursprünglich war für Anfang Dezember ein Termin bei Siegfried Lanitz geplant, um dort unseren Gewinn aus dem Oratex-Wettbewerb einzulösen. Doch die ungeplanten Holzarbeiten warfen uns zurück, sodass wir den Termin für die Bespannung auf März verschieben mussten.Aber es gibt auch gute Neuigkeiten: Ich habe meinen Anhängerführerschein bestanden und kann mit dem großen Trailer die Jodel selbst nach Leipzig fahren.
Im letzten Artikel hatten wir berichtet, dass unser »Baguette« etwas aus der Form geraten ist: die Endleiste der Tragfläche war stark gebogen. Wenn man ohnehin die Bespannung erneuert, lohnt es sich, solche Schönheitsfehler direkt mit zu beheben, anstatt sich die nächsten 30 Jahre darüber zu ärgern. Das krumme Teil musste also raus. Schon wieder unkalkulierte Zusatzarbeiten, die keinen frühen Feierabend erlaubten. Also zunächst durchatmen, dann genau ausmessen und die Leiste aussägen.
Was ist eine Schäftung? Eine Schäftung ist eine handwerkliche Verbindungstechnik, die vor allem bei der Reparatur von Holzteilen genutzt wird. Zwei Holzstücke werden so miteinander verbunden, dass sie eine stabile und belastbare Einheit bilden.
Chris hat mir gezeigt, wie man genügend Überlappungsbereich schafft, um später einen stabilen Übergang zu gewährleisten. Der richtige Winkel ist für diese Schäftung entscheidend: Die Verbindung soll möglichst lang und flach sein, damit die Klebefläche vergrößert und die Stabilität erhöht wird. Ein gängiges Verhältnis für Schäftungen von Vollholz liegt bei 1 : 10 (Dicke zu Länge). Die Kontaktflächen werden gründlich vom Staub befreit und mit Leim versehen. Die Klemmzwingen erledigen den Rest der Arbeit, und am nächsten Tag ist das optische Debakel bereits Geschichte.
Holz- und Schleifarbeiten dauern noch Wochen
Die Holz- und insbesondere die Schleifarbeiten werden die nächsten Wochen noch andauern. Wir haben bereits den kompletten alten, grauen Lack aus dem Innenraum geschliffen – und in einer Jodel ist »Innenraum« ein sehr großzügiger Begriff. Kleinere Turnübungen standen also immer wieder auf dem Tagesprogramm, und wir sahen aus, als hätten wir uns im Sägemehl gewälzt. Aber wenigstens ist jetzt wieder alles picobello für die neue Lackierung im Cockpit.
Ein weiterer Arbeitsschritt auf unserer To-do-Liste: die Flügelenden. Die Jodel hatte an dieser Stelle Griffe. Damit sollte das Rangieren per Hand am Boden erleichtert werden, es sah aber nicht gut aus. Chris schloss daher diese Öffnungen und integrierte stabile Gewindebuchsen, die es ermöglichen, bei Bedarf Verzurr-Ösen einzuschrauben. So lässt sich die Maschine am Boden sicher verzurren, während ein minimaler aerodynamischer Vorteil geschaffen wurde.
Bisher keine Beleuchtung an der Jodel verbaut
Wir haben bisher keine Beleuchtung an »Baguette« verbaut – in meinen Augen ein Risikofaktor. Lambert Aerodevices hat uns ein Set Strobe-Lights zur Verfügung gestellt, die uns mit ihrer Verarbeitungsqualität und Helligkeit überzeugen. Allerdings war bei unserer Jodel keine Befestigungsmöglichkeit am Randbogen vorhanden. Die Lösung: Wir passten eigene Trägerplatten an die Form der Leuchten an. Danach trugen wir an den Flügelspitzen vorsichtig etwas Holz ab, um die Platten sauber und bündig einzupassen. Nach dem exakten Ausrichten wurde alles verleimt.
Aber nicht nur Holzteile wurden bearbeitet. Die ersten Fahrwerksteile, Beschläge und das Pitot-Rohr sind bereits abgebeizt, sandgestrahlt und frisch lackiert. Dafür verwandelten Chris und unser Freund Marvin an einem Wochenende die Werkstatt des Flugplatzes Dingolfing (EDPD) in eine improvisierte Lackierkabine. Was für ein Anblick!
Wie soll das Design aussehen?
Als Online-Chefredakteurin Isabella Sauer bei ihrem Besuch in Landshut fragte, was eigentlich das Schwierigste an der ganzen Aktion sei, konnte Chris sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen und verkündete: »Das Design!« Und was soll ich sagen? Er behielt damit lange recht. Es ist eben gar nicht so leicht, wenn der eigene Flieger am Ende auch gefallen soll. Ich gab mir einen Ruck und zwang mich, einen Abend konsequent vor dem Laptop durchzuhalten. Ich hoffe nun endlich das perfekte Styling für unseren Flieger gefunden zu haben.
Um den Platz- und Gewichtsanforderungen unserer Jodel gerecht zu werden, haben wir uns intensiv mit verschiedenen Avioniklösungen auseinandergesetzt. Schnell wurde klar, dass das modulare Konzept von Air Avionics genau in unsere Pläne passt. Auf kleinstem Raum bündeln die Systeme moderne Funktionen, ohne das Panel unnötig zu überladen. So übernimmt das kompakte AIR Control Display ACD-57 nicht nur die Steuerung von Funkgerät und Transponder, sondern fungiert auch als voll zertifizierter Höhenmesser. Zusammen mit einem digitalen Rundinstrument Garmin G5 reduzieren wir die Anzahl der Instrumente im Cockpit – ein echter Gewinn für den Bedienkomfort und der Beginn eines schlanken Designs.
Beim Thema Kollisionswarnung überlassen wir ebenfalls nichts mehr dem Zufall: Mit dem Air Traffic System AT-1 behalten wir ADS-B- und FLARM-Signale jederzeit im Blick, was angesichts früherer Schreckmomente für ein deutlich beruhigenderes Fluggefühl sorgt.
Alte Tankanzeige gegen eine digitale Variante getauscht
Auch an das Engine Monitoring haben wir gedacht. Das MGL Blaze 2 liefert uns präzise Messwerte, indem es unserem schlichten Continental O-200-A unter anderem mit zwei CHT- und zwei EGT-Sensoren auf den Zahn fühlt. Zudem tauschen wir die altmodische Tankanzeige gegen eine moderne, digitale Variante – der Korken des alten Schwimmers im Tank hat bereits seine besten Zeiten hinter sich.
Mit jedem Schritt hauchen wir unserer Jodel mehr Charme und Sicherheit ein. Beim nächsten Mal zeigen wir Ihnen, mit welchen Ideen wir weiter an der Persönlichkeit unseres Flugzeugs feilen. Und so viel sei verraten: Es warten spannende Bilder auf Sie!
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