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Im Ultraleicht über den Atlantik – geht das wirklich?
Es klingt gewagt. Zwei Piloten überqueren von Italien startend im UL den Atlantik. Ihr Ziel ist das AirVenture in Oshkosh (Wisconsin).

Ein Ultraleichtflugzeug, zwei Piloten, ein riesiger Ozean: Was zunächst wie ein verrückter Traum klingt, haben Alberto Porto und Andrea Venturini im Juni 2024 Wirklichkeit werden lassen. Unter dem schlichten Titel Atlantic Flight präsentierten sie auf der AERO 2025 Friedrichshafen ihren atemberaubenden Flug von Italien bis in die USA. Ihr Fluggerät: eine Risen SV 916iS Turbo SuperVeloce, gebaut von der Porto Aviation Group (PAG).
Gestartet in Voghera-Rivanazzano, Italien, führte der erste Abschnitt ihres Abenteuers nach Stornoway in Schottland – und das mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von beeindruckenden 190 Knoten. Doch die eigentliche Herausforderung begann erst dort: eine Atlantiküberquerung in einem Zug, ganz ohne Tankstopp. Elfeinhalb Stunden dauerte der Flug von Schottland nach Goose Bay in Kanada , der komplett nach Sichtflugregeln in nur 5.500 Fuß Höhe erfolgte.
Die Risen SuperVeloce ist sehr effizient
„Hätten wir höher fliegen dürfen, hätten wir den Rückenwind optimal nutzen können und viele Stunden Zeit gespart“, sagt Andrea Venturini während seines Vortrags. Die begrenzte Flughöhe sei die größte Herausforderung gewesen. Dennoch meisterte das Duo den Überflug souverän. Die Risen SuperVeloce bewies dabei ihre außergewöhnlichen Leistungswerte: eine Gleitzahl von 23 und ein um 70 Prozent geringerer Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu typischen Kleinflugzeugen.
Die außergewöhnliche Effizienz des Ultraleichtflugzeugs machte den Erfolg erst möglich. „Die Risen SV ist nicht nur schnell, sondern auch sicher. Mit dem Gleitwinkel von 23 könnten wir im Notfall aus 1.000 Metern Höhe noch 23 Kilometer weit fliegen“, erläutert Alberto Porto. Zur Sicherheit befanden sich ein viersitziges Rettungsboot, Proviant für eine Woche und 200 Liter Treibstoff an Bord.
Crosscountry als wahre Herausforderung
Kurioserweise wurde der anschließende Flug von Goose Bay nach Oshkosh von den Piloten als beinahe riskanter eingestuft als die Ozeanüberquerung selbst. „Über Kanada gibt es weite Strecken nur Wald und Wasser. Hier wäre eine Notlandung genauso schwierig wie mitten im Atlantik“, berichtet Venturini. Eine weitere überraschende Erkenntnis: „Beim Anflug auf Grönland hatten wir plötzlich wieder Handyempfang – mitten über dem Ozean!“
Die beiden Piloten hoffen, dass ihre erfolgreiche Überquerung des Atlantiks auch eine Botschaft an die Behörden sendet: „Es gibt viele Piloten, die solche Flüge unternehmen möchten. Dazu brauchen wir bessere Regelungen im Luftraum, um höher fliegen und solche Strecken sicherer meistern zu können“, betont Porto.
War der Atlantic Flight also nur der Anfang? Die beiden Abenteurer sind sich sicher: Ultraleichte Flugzeuge wie die Risen könnten künftig noch viel öfter spektakuläre Langstrecken bewältigen.
Claudius Banani ist Jahrgang 1969, hat seit 20 Jahren eine PPL- und seit zwei Jahren eine UL-Lizenz. Der studierte Betriebswirt ist in der IT-Branche sowie als freier Journalist tätig und ist im Süden Deutschlands zuhause. Besonders interessieren ihn Themen rund um Nachhaltigkeit.
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