Gyron auf der AERO 2025 – Schiebetür und Tundra-Reifen
Ein Tragschrauber mit Schiebetüren? Das hat es ja noch nie gegeben. Mit großen Tundra-Reifen und zwei Koffern im Gepäckraum? Das soll nach den strengen deutschen Bauschriften zulassungsfähig sein?

Als Insider fällt es einem sofort auf: die Schiebetüren beidseitig, der Kettenantrieb der Vorrotation, der Elektromotor als Antrieb dafür, die großvolumigen Tundra-Reifen. Das alles und noch viel mehr soll 380 Kilogramm Leergewicht nicht übersteigen? Schwer zu glauben. Erwin Trotz, der technische Vater des ultraleichten Tragschraubers von Gyron, erklärt auf der AERO 2025, wie das funktioniert.
„Ich bin Maschinenbauingenieur“, sagt er, „da hat man einen komplexeren Zugang zur Technik“. Er meint damit, dass es ihm leicht fällt, technisch einfache Lösungswege zu finden. Die unüblichen Schiebetüren zum Beispiel. Sie sind aus Stabilitätsgründen doppelwandig, leicht gewölbt und laufen in einfachen, aber zuverlässigen Schienen. Mit wenigen Handgriffen lassen sie sich ganz einfach aushängen, oder man kann sie während des Fluges auch einfach aufschieben.
Die Vorrotation, normalerweise über einen Spannriemen mechanisch aktivierbar, erfolgt hier auf Knopfdruck über einen Elektromotor. Ein gesonderter 48-Volt-Akku, der von der Lichtmaschine mit geladen wird, kann sogar drei bis vier Startversuche speisen. Angetrieben wird der „Gyron“ derzeit von einem 180 PS starken Sechszylinder aus dem Hause UL-Power.
Was verspricht der Gyron?
Das Einsteigen fällt nicht besonders schwer und der Innenraum wirkt groß. Auch die Pedale sind großzügig bemessen, sie können auf einem Schlitten ohne jeglichen Kraftaufwand verschoben werden. Die Sicht nach vorne ist lediglich durch eine Längstrebe geteilt, wirkt aber durch die restliche Verglasung dennoch ähnlich einem Hubschrauber. Auch Kopffreiheit ist ausreichend vorhanden. Das muss auch so sein, denn da liegt noch ein Overheadpanel mit Schaltern und Knöpfen.
Erwähnt werden müssen auch die beiden Montagepunkte zum Beispiel für Koffer mit bis zu 42 Kilogramm Traglast. „Für Piloten, die es gerne offen mögen,“ meint der Konstrukteur, „gibt es auch eine Targa-Version ohne Dach und Türen“. „Diese Version wird dann natürlich weniger als die 348 Kilogramm der geschlossenen wiegen“.
Der Gyron hat bereits die deutsche Vorläufige Verkehrszulassung (VVZ), aber die Schweizer Luftfahrtbehörde tut sich schwer, Testflüge, wie sie in Deutschland üblich und erforderlich sind, zuzulassen. Eine Lösung wird sich aber schnell finde und man darf auf den endgültigen „Gyron“ gespannt sein, denn er realisiert eine neue Generation von Tragschraubern.
Toni Ganzmann hat europäische und amerikanische Fluglizenzen für Hubschrauber, Motorflugzeuge und Luftsportgeräte und ist als SPL- und PPL-Fluglehrer (FI) und PPL-Flugprüfer (FE) tätig. Professionelle Flugerfahrung erwarb er bei den Heeresfliegern der deutschen Bundeswehr und beim Offshore-Service in den USA. Für das fliegermagazin ist er als freier Autor tätig.
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