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Ganz besonders: P-38 Lightning im Zwei-Drittel-Maßstab
Der silberglänzende Nachbau einer P-38 Lightning im Zwei-Drittel-Maßstab zog beim diesjährigen AirVenture alle Blicke auf sich. Dahinter steckt eine rührende Geschichte.
Das war nicht nur eines der meistbewunderten Flugzeuge beim diesjährigen EAA Airventure in Oshkosh 2024, sondern auch eine der rührendsten Geschichten. Auf der Boeing Plaza stand der strahlend silberglänzende Nachbau einer Lockheed P-38 Lightning. Die Maschine passte perfekt nach Oshkosh, schließlich ist das AirVenture eigentlich ein Treffen der Experimental-Flugzeuge. Und das ist diese Maschine: ein Selbstbau.
Stolz erzählt uns William Presler die Geschichte des Flugzeugs. Ihm kommen fast die Tränen, als er von seinem Onkel Jimmy und dessen Frau Mitzi erzählt. Als Kind des Zweiten Weltkriegs ist Jim O’Hara fasziniert vom legendären Gabelschwanzteufel, der P-38 Lightning mit ihrem Doppelrumpf. Kaum im Ruhestand – er war Professor für Luftfahrttechnik – beginnt er Mitte der neunziger Jahre, eine P-38 nachzubauen. Für seine sehr zierliche Frau Mitzi soll hinter dem Piloten Platz auf einem zweiten Sitz sein. Schnell stellt sich heraus: Das passt, wenn die Maschine in Zwei-Drittel-Größe des Originals nachgebaut wird. Also rechnet Jimmy alles um: die Flügelgeometrie, das Flächenprofil, jedes Detail.
P-38 Lightning im Mini-Format in Oshkosh zu sehen
Die Motoren der zweimotorigen Piper Seneca passen genau: zwei Continental TSIO-360, die gegenläufig nach innen drehen. Mitzi und Jimmy fliegen die Maschine etwa 100 Stunden, sie hinten drin auf dem wirklich winzigen Notsitz. 2009 erhalten sie in einem Brief die Zusage des damaligen EAA-Präsidenten Tom Poberezny, dass die P-38 selbstverständlich auf die Boeing Plaza gestellt wird, wenn sie nach Oshkosh kommt. Doch diesem Traum kann sich Jimmy nicht mehr erfüllen. Ebensowenig wie den Umbau der Motoren, so dass die Props nach außen drehen – wie beim Original.
Als Jimmy 2022 mit 94 Jahren stirbt, erbt sein Neffe William Presler das Projekt, das damals schon einige Jahre im Hangar stand. Er ist Inhaber von Volar Avionics & Restaurations in Lebanon, Tennessee (www.flyvolar.com). Die Motoren werden umgebaut, das Cockpit aufs Feinste mit Leder und Garmin-Rundinstrumenten ausgestattet. Und dann erfüllt William Jimmys Traum und fliegt zum AirVenture.
Er zeigt Tom Poberenzys Brief und wird sofort auf die Boeing Plaza geschoben. Dort haben wir ihn zum Interview getroffen. Das Video sehen Sie unter https://youtu.be/84i0CI1xKPA.
Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.
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