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Flugplatz Wyk auf Föhr: Wohnmobilplatz statt Graspiste?
Eigentlich sollte die Stadtvertretung der Stadt Wyk die Verkleinerung des Platzes und einen PPR-Betrieb beschließen. Doch Piloten und Anwohner protestieren.
Manchmal bahnen sich auch in der Lokalpolitik Krimis an. Handlungsorte sind dann unscheinbare Tagungsräume, in denen Gremien wie Bauausschuss und Stadtvertretung tagen. Doch der Reihe nach.
Der Flugplatz Wyk auf Föhr liegt am Südstrand der Insel. Der Platz verfügt über zwei gekreuzte Graspisten mit Ausrichtung 02/20 beziehungsweise 09/27. Auf dem Gelände befinden sich außerdem ein Hubschrauberlandeplatz, zwei Hangars sowie ein Gebäude mit Turm und Flugplatzgastronomie. Das Gelände grenzt an einen Golfplatz und eine Wohnsiedlung. Auf dem Verkehrslandeplatz erfolgt der Flugbetrieb überwiegend zu festen Zeiten und mit Betriebsleiter am Funk. Inhaber des Platzes ist die Wyker Flugplatz-Betreibergesellschaft mbH. Die Gesellschaft gehört zu 50,4 Prozent der Stadt sowie zu 49,6 Prozent der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH (W.D.R.). Der Flugbetrieb ist defizitär, der Zustand der Gebäude renovierungsbedürftig.
Betreiber haben andere Pläne für die Piste 09/27
Die Betreibergesellschaft möchte den Flugplatz zukünftig anders nutzen. Sie plant die Piste 09/27 zu schließen. Dort ist der Bau von Wohnmobilplätzen für bis zu 100 Fahrzeuge, Tiny Houses und einer Solaranlage vorgesehen. Für den Flugbetrieb bleibt nur die Piste 02/20. Der Verkehrslandeplatz soll zum Sonderlandplatz mit reinem PPR-Betrieb zurückgestuft werden. Wobei auch ortsansässige Piloten der „Voranfrage“ unterliegen.
Im Zuge der Umgestaltung ist der Abriss bestehender Gebäude geplant– darunter der Tower und die beiden Hangars. Interessenten sollen die Möglichkeit zur Pacht von Flächen und Errichtung eines neuen Hangars erhalten. Wobei sich die Flugplatzgesellschaft nicht an den Kosten beteiligt.
Flugplatz Wyk auf Föhr soll mehr Geld in die Kassen spülen
Aus den Unterlagen für den Bauausschuss geht hervor, dass sich die Betreiber jährlich bis zu 25.000 zusätzliche Übernachtungen von Touristen auf der Insel erhoffen. Die beteiligte Fährgesellschaft profitiert natürlich auch vom Transport der Wohnmobile zwischen Insel und Festland. Zur Camping-Saison 2027 möchte die Gesellschaft den Wohnmobilplatz eröffnen.
Vorangetrieben wird das ehrgeizige Projekt vor allem von Bürgermeister Uli Hess (CDU). Der im Inselradio über die Pläne berichtete.
Piloten und Anwohner sehen die Pläne teils kritisch
Lange scheint das Projekt eher unter dem Radar der Öffentlichkeit vorbereitet worden zu sein. Piloten und Einwohner Föhrs hatten die Pläne dem Vernehmen nach eher durch Zufall in Beschlussvorlagen für den Bauausschuss und die Stadtvertretung gesehen.
In einer öffentlichen Sitzung des Bau- und Planungsausschusses der Stadt Wyk auf Föhr am 18. September 2024 brachten Bürgerinnen und Bürger ihre Kritik an der Neugestaltung des Flugplatzes ein. Kernpunkte waren:
- Die Schließung der Ost-/Westlandbahn sei wegen der vorherrschenden Windrichtung (West/Ost) gefährlich
- Der zusätzliche Fahrzeugverkehr würde die Insel stark belasten und die bereits knappen Fährkapazitäten für die Insulaner weiter einschränken
- Die Flughafengesellschaft habe Hilfe bei der Instandhaltung des Flugplatzes durch den Flugsportverein nicht angenommen
- Das Projekt sei wenig nachhaltig und komme nur der Fährgesellschaft zu Gute
Der Bauausschuss traf aufgrund der Einsprüche keine Beschlüsse. Bürgermeister Uli Hess schlug vor, die Beschlussvorlage zu überarbeiten und schon am Folgetag der Stadtvertretung der Stadt Wyk zur Abstimmung vorzulegen.
Wie geht es mit dem Flugplatz Wyk auf Föhr weiter?
Die Insel Wyk scheint eine überdurchschnittlich engagierte Verwaltung zu haben. Denn bereits am Tag darauf (19. September 2024), gab es eine neue nur marginal geänderte Beschlussvorlage zum Flugplatz. Diese wurde den 17 Mitgliedern des Gremiums während der laufenden Sitzung von Bürgermeister Uli Hess ausgehändigt.
Die Stadtvertretung der Stadt Wyk wollte die Pläne offensichtlich nicht durchwinken. Sie beschloss einstimmig den Einsatz eines Arbeitskreises mit fünf Mitgliedern. Dieser soll eine ergebnisoffene Diskussion führen und alle beteiligten Seiten anhören.
Probleme sind teils hausgemacht
Den schlechten Zustand der Gebäude und Infrastruktur bestätigen in Gesprächen auch die ortansässigen Pilotinnen und Piloten. So gibt es seit Jahren keine Tankstelle mehr am Platz. Auch die Hangars, in denen derzeit rund 12 Flugzeuge stehen, benötigen Investitionen. Doch der desolate Zustand sei kein Zufall. So habe die Flugplatzgesellschaft Hilfe aus der Pilotenschaft beim Erhalt der Infrastruktur konsequent abgelehnt. Auch der Vorschlag, in einem Arbeitskreis gemeinsam ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zu entwickeln, fiel auf keinen fruchtbaren Boden.
Für die Piloten ist ein Flugbetrieb mit 24-stündiger Voranmeldung angesichts der sich schnell ändernden Wetterlagen nicht akzeptabel. Ein reiner PPR-Betrieb würde auch fremde Piloten abschrecken und so die Zahl der Landungen noch weiter reduzieren. Sodass früher oder später die gesamte Existenz des Flugplatzes gefährdet sei.
Flugplatzgelände liegt in attraktiver Lage in Strandnähe
Zudem steht ein Verdacht im Raum. Das Flugplatzgelände liegt in unmittelbarer Strandnähe. Ohne den Flugbetrieb ließen sich die attraktiven Grundstücke teuer vermarkten. Fest steht: Die Zukunft des Platzes bleibt spannend.
Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.
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