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Firefly entwickelt Bio-Kerosin aus Klärschlamm
Das Britische Unternehmen Firefly entwickelt Bio-Kerosin aus menschlichen Fäkalien. Wie soll das funktionieren?
Die EU-Pläne zum Klimaschutz sind ambitioniert. Bis 2050 soll Europa klimaneutral wirtschaften. Und Bereits 2030 soll die CO2-Emission gegenüber dem Referenzjahr 1990 um mindestens 55 Prozent sinken. Das ist ohne Änderungen im Verkehrssektor praktisch nicht machbar. Deshalb forschen weltweit Institutionen und Unternehmen an nachhaltigen Flugkraftstoffen, englisch Sustainable Aviation Fuel (SAF). Die EU beschloss letztes Jahr Quoten für die Beimischung von SAF zu konventionellen Kraftstoffen. Die Quote startet mit zwei Prozent ab 2025. Und steigt auf mindestens 70 Prozent im Jahr 2050.
Jetzt hat die britische Firma Firefly ein Bio-Kerosin entwickelt. Dieses ist nahezu identisch mit Jet-A1-Kerosin. Das bestätigen Fachleute vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) und von der Washington State University. Der Cloud: Der umweltfreundliche Treibstoff besteht aus menschlichen Fäkalien. Denn Firefly nutzt Klärschlamm als Ausgangsmaterial.
So wird Kot zu Kerosin
Das Unternehmen setzt auf das bekannte Verfahren der hydrothermalen Verflüssigung. Dabei wird Biomasse unter hohem Druck von maximal 250 Bar und bei Temperaturen von bis zu 400 Grad Celsius zu Bio-Rohöl verflüssigt. Firefly hat den Prozess nach eigenen Angaben optimiert. Sodass die Eigenschaften von Jet-A1-Kerosin nachgebildet werden. An der Entwicklung ist die Universität Cranfield beteiligt. Damit hat das Produkt laut Geschäftsführer James Hygate einen großen Vorteil: Das Bio-Kerosin erfordert keine Änderungen an der Triebwerkstechnik. Das erleichtert die schrittweise Einführung.
Ist der Treibstoff wirklich grün?
Kritik gibt es an der Verbrennung des Bio-Kerosins. Für den CO2-Zyklus ist das laut Hersteller aber zu vernachlässigen. Denn Pflanzen binden das freigesetzt CO2 erneut und dienen Tieren beziehungsweise Menschen als Nahrung. Am Ende entstehen wieder Fäkalien. Der Recyclingprozess bildet so einen geschlossenen Kreislauf. Gegenüber konventionell produziertem Jet-A1-Kersion sinken die CO2-Emissonen um 92 Prozent. Eine externe Studie bestätigte die Berechnungen des Unternehmens. Allerdings werden riesige Mengen an Fäkalien benötig.
Im Falle von Großbritannien würde die Menge der jährlich anfallenden Fäkalien nur fünf Prozent des britischen Kerosinbedarfs decken. Doch das Verfahren eignet sich auch für andere organische Abfälle – wie Fette aus der Gastronomie.
Was passiert in Deutschland?
Auch in Deutschland forschen Unis und Unternehmen zum Thema Biokraftstoffe. Das Fraunhofer Institut beteiligte sich an einer Modellanlage zum Thermo-Katalytischen-Reforming. Darin werden Bio-Öle erzeug. Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und das das Institut für Verbrennungstechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) bauen seit 2023 in Frankfurt-Hoechst an einem Reaktor zur Erzeugung synthetischer Kraftstoffen aus Bioabfällen und Klärschlamm. Damit testen sie neues Verfahren des deutschen Unternehmens Caphenia in der Praxis. Eins scheint klar: Synthetisch produziertem Bio-Kerosin gehört die Zukunft.
Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.
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