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Erstflug der Gulfstream G700
Mit dem Erstflug der G700 hat Gulfstream am 14. Februar die Flugerprobung des neuen Businessjet-Flaggschiffs gestartet
Gulfstreams neues Spitzenmodell, der Businessjet G700, blieb bei seinem Erstflug 2:32 Stunden in der Luft. Die grundlegenden Flugeigenschaften und Systeme wurden geprüft. Die ersten Auslieferungen sind bereits 2022 geplant; das Flugzeug wurde erst im vergangenen Oktober auf der NBAA-Messe vorgestellt. Fünf Prototypen sind bereits fertiggestellt. Das Erstflug-Modell trägt die Registrierung N700GA und flog mit einem Mix aus Jet A1 und nachhaltigem Flugkraftstoff.
Die G700 ist der größte Businessjet, den Gulfstream, eine Tochter von General Dynamics, je gebaut hat. Er hat eine Kabine mit Platz für bis zu 19 Passagieren. Der Innenraum kann in bis zu fünf Bereiche aufgeteilt werden. Die G700 hat eine Reichweite von 7500 Nautischen Meilen bei einer Speed von 0,925 Mach. Die MTOM liegt bei 48,8 Tonnen, die Zuladung bei vollen Tanks beträgt 1043 Kilogramm. Weitere Schlüsseldaten sind eine Spannweite von 31,39 Meter und eine Länge von 33,48 Meter. Nicht zu vergessen der Preis: 75 Millionen US-Dollar.
Gulfstreams Präsident Marc Burns schwelgt in Superlativen: „Es ist das größte Flugzeug, das wir jemals gebaut haben, dazu das leiseste. Es hat die größte Kabine und die breiteste in der ganzen Branche. Und das mit der besten Connectivity.“ Für den Bau der G700 hat sich Gulfstream das Beste seiner Modelle vereint: Das bisherige Flaggschiff G650ER wurde um mehr als drei Meter gestreckt, die Steuerung aus den modernsten Flugzeugen übernommen, die der Hersteller derzeit im Programm hat: Das Symmetry Flightdeck bietet wie schon in den Modellen G500 und G600 Sidesticks mit simulierten Steuerkräften für die Piloten, dazu berührungsempfindliche Bildschirme. Die Ähnlichkeiten in Bedienung und Flugverhalten sind so groß, dass alle drei Flugzeuge mit derselben Musterberechtigung geflogen werden können – ein Vorteil vor allem für Betreiber größerer Flotten.
Rolls-Royce liefert die Triebwerke für die G700. Die neuentwickelten Pearl-700-Motoren haben eine drei bis fünf Prozent bessere Kraftstoffeffizienz und acht Prozent mehr Startschub als die BR725-Triebwerke, die bisher im aktuellen Gulfstream-Top-Modell G650 verwendet werden. Sie liefern einen Schub von je 81,2 kN. „Das Pearl 700 vereint das technologisch fortschrittlichste Kerntriebwerk der Geschäftsluftfahrt mit einem brandneues Niederdrucksystem, ummantelt von einer neuen, schlankeren Verkleidung“, erklärt Colm Colden, Programmchef bei Rolls-Royce für das Pearl-700-Projekt. Erstmals verwendet Rolls-Royce dabei einen aus einem Stück gefertigten Blisk-Fan. Die neuen Technologien machen das Triebwerk stärker und leichter: „Wir haben ein ein um zwölf Prozent besseres Schub-Gewichts-Verhältnis erreicht“, bestätigt Dirk Geisinger, CEO von Rolls-Royce Deutschland.
Qatar Executive ist Erstbetreiber
Um die Kabine so leise wie möglich zu machen, griff Gulfstream auf Technologien aus anderen Sparten des Mutterkonzerns General Dynamics zurück. Know-how der U-Boot-Entwicklungsabteilung ließ sich auf die Geschäftsluftfahrt anwenden: Während in der Schiffahrt kein Lärm nach außen dringen soll, kann dasselbe Verfahren im Jet den Schall aus der Kabine fernhalten. Erstkunde des neuen Gulfstream-Musters ist Qatar Executive. Die Business-Aviation-Sparte der Golf-Airline hat bereits zehn Maschinen bestellt. Wieviele Maschinen Flexjet als Erstbetreiber in den USA geordert hat, verrät das Unternehmen nicht. Mit der G700 löst Gulfstream den Flugzeugbauer Bombardier als Hersteller des größten Business Jets ab. Die Kanadier hatten Gulfstream mit ihrer Global 7500 erst im vergangenen Jahr überholt. Die hat nach wie vor die größere Reichweite – Gulfstream bietet dagegen die geräumigere Kabine. Bombardier reagierte auf die Neuvorstellung mit spitzer Zunge: In einer Anzeige bewerben die Kanadier ihre im Gegensatz zur G700 komplett neu konstruierte Global 7500 mit dem Slogan: „mehr als nur gestreckt“.
1970 in München geboren, stieg Christof Brenner mit einem Volontariat beim Münchner Merkur in den Journalismus ein. Danach arbeitet er unter anderem bei der Bild. 1996 erwarb er seine PPL in Landshut; IFR, MEL und CPL folgten später in den USA. Brenner besitzt eine Piper Arrow II PA-28R-200, die zur Zeit in Florida stationiert ist.
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