e-Genius: Weltrekord im elektrischen Segelflugzeug-Schlepp
Mit dem e-Genius zeigt die Universität Stuttgart auf der AERO, dass elektrischer Segelflugzeug-Schlepp längst Realität ist – und sogar Weltrekorde möglich sind.

Seit über einem Jahrzehnt sorgt das Experimentalflugzeug e-Genius der Universität Stuttgart für Aufsehen in der Luftfahrtwelt. Ursprünglich entwickelt, um elektrische Antriebstechnologien zu testen, hat es bereits zwölf Rekorde erzielt und setzt seit kurzem neue Maßstäbe im elektrisch betriebenen Segelflugzeug-Schlepp. Doch wie schafft ein Flugzeug, das eigentlich als Technologieträger dient, einen neuen Weltrekord aufzustellen?
Auf der diesjährigen AERO 2025 in Friedrichshafen präsentierte das Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart am Stand A7-323 das e-Genius-Projekt. Dominik Eisenhut und Ellen Seabrooke, wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts, erklärten, warum der e-Genius gerade jetzt wieder für Furore sorgt: „Nach umfangreichen Umbauarbeiten ist unser Flugzeug nun eines von nur zwei derzeit aktiven batterieelektrischen Schleppflugzeugen weltweit“, so Dominik Eisenhut.
e-Genius: Weltrekord im Segelflugzeugschlepp
Der e-Genius, ausgestattet mit einem leistungsstarken EMRAX 268-Elektromotor und einem modernen Wechselrichter, erzielte beeindruckende Leistungswerte. Mit einer Startleistung von über 105 kW gelang es erstmals, einen voll beladenen Arcus-Segelflieger mit einem Gewicht von 750 Kilogramm auf eine Höhe von 600 Metern zu schleppen – ein neuer Rekord für elektrisch betriebene Flugzeuge.
Ellen Seabrooke sagt: „Die anfängliche Steigrate von deutlich über 2 m/s bei diesem Gewicht ist außergewöhnlich und zeigt, wie vielseitig der e-Genius geworden ist.“
Neben seiner bemerkenswerten Leistung punktet der e-Genius mit einer speziellen Autopilot-Funktion, die autonomes Schleppen ermöglichen kann. Die intelligenten Flugsteuerungssysteme sollen in der Lage sein, automatische Verkehrsvermeidung und Aufwind-Optimierung zu nutzen, um den Piloten maximal zu entlasten und zugleich den Flugbetrieb umweltschonend zu gestalten.
Nächster Schritt: Passive Kühlung statt Wärmepumpe?
Doch das Team der Universität Stuttgart denkt bereits weiter. Ein Blick in die Zukunft verrät innovative Ansätze, um eine zentrale Herausforderung elektrischer Antriebstechnologien zu lösen: die effiziente Kühlung der Systeme. Statt energieintensiver Wärmepumpen will man passive Kühlung über gefaltete Wabenstrukturen erproben, die in die Flugzeughaut integriert sind. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Tests dazu stattfinden.
„Diese Wabenstruktur funktioniert ähnlich wie ein Origami und nutzt passiv die Strömungsluft zur Wärmeabfuhr. Dadurch sparen wir Energie, was wiederum die Reichweite erhöhen soll“, erläutert Dominik Eisenhut die Pläne.
Einblicke und Innovationen auf der AERO 2025
Die Präsentation auf der AERO war nicht nur auf den Stand beschränkt. Der e-Genius demonstrierte sein Können live in der Flugshow, wo er Blanik-Segelflugzeuge schleppte, die anschließend spektakulären Kunstflug vorführten. Dies unterstreicht erneut die Bedeutung des Projekts als praxisnaher Forschungsträger für innovative und nachhaltige Flugtechnologien.
Für alle, die sich für die Zukunft des nachhaltigen Fliegens interessieren, bot die AERO am Stand der Universität Stuttgart spannende Einblicke. Doch was wird der nächste Rekord sein, den der e-Genius brechen könnte?
Claudius Banani ist Jahrgang 1969, hat seit 20 Jahren eine PPL- und seit zwei Jahren eine UL-Lizenz. Der studierte Betriebswirt ist in der IT-Branche sowie als freier Journalist tätig und ist im Süden Deutschlands zuhause. Besonders interessieren ihn Themen rund um Nachhaltigkeit.
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