DAeC-Präsident Claus Cordes über Strukturreformen des Verbands
Claus Cordes führt als Präsident des Deutschen Aero Clubs (DAeC) die größte Interessenvertretung für den Luftsport in Deutschland – und will sie erneuern.
Die Zeiten sind durchaus turbulent für den Deutschen Aero Club (DAeC). Ende 2023 gründete sich mit dem Luftsportverband Deutschland eine direkte Konkurrenz. Zuvor war eine vom Vorstand um Präsident Claus Cordes vorangetriebene Satzungsreform zuerst auf einer Hauptversammlung durchgefallen, wurde dann aber auf einer späteren Sitzung doch noch angenommen.
Im Interview spricht Präsident Claus Cordes mit dem fliegermagazin über die großen Themen für den Verband.
Strukturreform des DAeC-Dachverbands
fliegermagazin: Gerade haben Sie Ende März mit den Geschäftsführern der DAeC-Mitgliedsverbände getagt. Da ging es erneut um die Strukturreform des Dachverbands. Was ist das große Problem?
Claus Cordes: Ich habe bei dieser Tagung aus der zuständigen Arbeitsgruppe berichtet. Dort werden eine Neufassung der Beiträge sowie Kern- und Zusatzaufgaben der Bundesgeschäftsstelle diskutiert. An vielen Stellen haben wir bereits Konsens, welche Modelle wir der nächsten Hauptversammlung zur Abstimmung vorlegen. Jetzt geht es noch um die Feinabstimmung.
Streit gibt es ja wohl vor allem um die Beiträge.
Das Thema ist riesig, deshalb sind wir damit auch nach unserer ersten Satzungsänderung im Herbst noch nicht durch. Wir haben im Moment drei Beiträge beim DAeC. Das eine ist der Basisbeitrag pro Kopf, etwa drei Euro pro Jahr. Davon wird die Bundesgeschäftsstelle finanziert. Dann gibt es einen Fachbeitrag. Der bezahlt, was die Bundesgeschäftsstelle für die einzelnen Verbände erledigt. Er liegt bei 15 bis 17 Euro, je nach Sportart. Und dann haben die Sportarten noch ihren eigenen Beitrag.
Der Streit geht jetzt darum, dass einige sagen: Wir wollen alles alleine machen und kommen ohne eine Bundesgeschäftsstelle aus. Und es gibt andere – darunter mich – die sagen: Es gibt Querschnittsaufgaben, die für alle relevant sind. Es macht einfach keinen Sinn, wenn die Segelflieger sich um Luftraum kümmern, und die Motorflieger auch, die Drachflieger und die UL-Piloten ebenso, und so weiter. Dann verlieren wir genau den größten Vorteil, den wir als gemeinsame Interessenvertretung für alle Luftsportarten haben. Die Flugsicherung zum Beispiel sagt ganz konkret: Kommt hier nicht einzeln an, wir wollen nur mit einem sprechen! Einigt Euch vorher!
Unterschiedliche Sportarten benötigen Kompromisse
Das leuchtet eigentlich sofort ein. Warum konnten Sie sich noch nicht durchsetzen?
Wir müssen begreifen: Es wird keine Lösung geben, die alle restlos glücklich macht. Die Tatsache, dass wir sieben Sportarten haben, bedingt Kompromisse.
Als Außenstehender fragt man sich da natürlich: Ist es womöglich gar keine gute Idee, sieben so grundverschiedene Sportarten gemeinsam zu vertreten? Haben Modellflieger, Segeloder Motorflieger wirklich genug gemeinsame Interessen? Oder wären die besser dran, wenn sie einzeln losziehen?
Was soll denn dabei rauskommen? Dann nehmen zum Beispiel die Segel- und die Motorflieger zum selben Thema unterschiedlich Stellung. Da reibt sich die Flugsicherung die Hände.
Dann heißt es „Teile und herrsche“.
Und es gibt ja noch andere Probleme. Wir finden derzeit niemanden, der für den DAeC ehrenamtlich das Thema Umwelt- und Naturschutz betreuen will. Und dann sollen sieben Interessenvertretungen da jeweils einen eigenen Vertreter für das Thema aufstellen?
Modellflug ist ein großer Bereich im DAeC
Aber dennoch: Ich als Motorflieger frage mich schon, welche Interessen ich mit dem Modellflug teile.
Modellflug ist ein heikles Thema. Tatsächlich sagen die Modellflieger durchaus zu Recht, dass sie vieles, was der DAeC tut, nicht brauchen. Und weil das so ist, zahlen sie auch geringere Beiträge. Gleichzeitig haben sie aber derzeit 25 Prozent der Stimmen im DAeC. Da sagen auch Landesverbands-Präsidenten, die sehr viel Geld zahlen: Da stimmt etwas nicht, das kommt so nicht in Frage. Und genau darüber reden wir jetzt.
Was konkret wollen Sie ändern?
Eine Lösung könnte die Einrichtung einer assoziierten Mitgliedschaft sein. Da ist man dann politisch vertreten und hat gewisse andere Annehmlichkeiten, aber man hat kein Stimmrecht. Dafür ist es sehr günstig, es kostet nur drei Euro pro Jahr und Person. Das wäre für viele eine gute und günstige Lösung.
Geht es so vielen DAeC-Mitgliedern vor allem ums Geld?
Naja, alle unsere Sportarten sind teuer. Auch Modellflieger geben fünfstellige Beträge für ihre Modelle aus. Und viele Mitglieder haben kein Problem, ihrem Präsidenten für zwölf Euro ein Bier auszugeben, um ihm dabei zu erklären, dass sie sich zwölf Euro Jahresbeitrag nicht leisten können. Das ist eigenwillig.
Reformen im DAeC
Was soll sich sonst noch ändern?
Wir haben ein Jahr lang sehr gründlich zugehört, und uns dann viel Arbeit gemacht, all die Ideen und Wünsche in einen Vorschlag einzuarbeiten. Eine erste Satzungsänderung ist im Herbst erst abgelehnt worden, hat dann aber mit kleinen Änderungen auf der ordentlichen Hauptversammlung Zustimmung gefunden. Wir müssen uns aber noch weiter reformieren.
Wie kriegt man das bei so viel Widerspruch hin?
Das schaffen wir. In diesem Sommer werden wir uns einigen. Die große Frage ist doch: Was machen wir hier eigentlich? Sind es 50 Cents mehr oder weniger Beitrag pro Jahr wert, dass man die wichtigste Vertretung des Luftsports an die Wand fährt?
Die Gründung des Luftsportverbands Deutschland
Wie bewerten Sie vor dem Hintergrund dieser Diskussionen die Gründung des Luftsportverbands Deutschland?
Das Kürzel LUVD ist natürlich tolles Marketing. Jetzt muss man sehen, wer dahinter steckt. Der größte Block im LUVD ist der Deutsche Modellflugsportverband, der sich schon vor 50 Jahren vom DAeC entfernt hat. Dann kommt der Deutsche Hängegleiterverband dazu, der vor einigen Jahren den DAeC verlassen hat. Nun tritt der LUVD recht stark auf, er möchte uns die Rolle als nationaler Vertreter des Luftsports gegenüber der FAI abnehmen. Und das betrachte ich dann als Kampfansage. Aber das wird sich in der Realität schon alles regeln.
Fliegen zählt als Sport
Immer wieder hört man, dass Landesverbände drohen, aus dem DAeC auszutreten. Kann das passieren?
Naja, die segelfliegenden Mitglieder sollten sich darüber klar sein, dass sie dann nicht mehr an der dezentralen Deutschen Meisterschaft im Streckensegelflug teilnehmen könnten. Die veranstaltet der DAeC. Und alle anderen Sportler könnten nicht an nationalen und internationalen Wettbewerben teilnehmen.
Beim DAeC ist ja der Begriff „Sport“ ganz wichtig. Warum eigentlich? Ich fliegt doch nur nach Wangerooge.
Angelsport? Schachsport? In der Schule habe ich gelernt, Sport heißt mehr Zerstreuung als körperliche Ertüchtigung. Für mich bedeutet es vor allem, sich Leistungsziele zu setzen, ohne dass man das tun muss. Darin sehe ich die große Bedeutung des Sports.
Bei all den Auseinandersetzungen – macht Ihnen der Job als DAeC-Präsident Spaß?
Ja, an vielen Tagen unbedingt. Aber manchmal leider auch nicht. Es gibt viele „ausgeprägte Persönlichkeiten“ im Verband. Ich mach viel mit, aber eben auch nicht alles.
Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.
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