Crowdfunding: Klage für freien Zugang zu AIP und NfL

Die Situation erscheint absurd. Sicherheitsrelevante Informationen für den Luftverkehr zum Beispiel VFR-Anflugkarten, die deutsche AIP und die Nachrichten für Luftfahrer (NfL) werden aus Steuermitteln finanziert. In anderen Ländern sind solche Informationen für Pilotinnen und Piloten frei zugänglich. Meist über die Websites der nationalen Luftfahrtbehörden und über die Eurocontrol Datenbank (EAD). Letztere nutzen auch viele Anbieter von Flugplanungs-Apps als Quelle zur Aktualisierung von Karten.

In Deutschland ist die AIP mit ihren Anflugkarten bislang nur im schwer nutzbaren png-Dateiformat verfügbar. Höher aufgelöste Daten im PDF-Format sind kostenpflichtig. Die Nachrichten für Luftfahrer (NfL) sind sogar vollständig zahlungspflichtig. Die Vermarktung erfolgt über die Deutsche Flugsicherung (DFS) und deren Tochterunternehmen Eisenschmidt. Die DFS selbst befindet sich zu 100 Prozent im Besitz des Bundes. Das Geschäftsmodell basiert also auf der Vermarktung von Daten, deren Erhebung bereits vollständig von Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern finanziert wurde.

Spendenaktion für freie Nutzung von AIP und NfL

Der Privatpilot Theo Voss hat drei Klagen zur einfachen und kostenfreien Nutzung der NfL und AIP VFR initiiert. Um das hohe Kostenrisiko tragen zu können, hat er eine Online-Spendenaktion gestartet. Und bittet aktive Pilotinnen und Piloten um Unterstützung. Bislang ist noch keins der Verfahren abgeschlossen. Das fliegermagazin fragt Theo Voss nach den Hintergründen.

Warum sind gleich drei Klagen notwendig?
„Die Aussichtsbehörde für die Deutsche Flugsicherung ist das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF). Gegen diese Behörde klage ich in zwei Verfahren. Das erste betrifft die kostenfreie Veröffentlichung der AIP. Das zweite Verfahren bezieht sich auf die Nachrichten für Luftfahrer (NfL). Die dritte Klage wendet sich gegen das Bundesministerium für Digitales und Verkehrt (BMDV), auch hier geht es um die Freigabe der NfL.“

Eine Basisversion der AIP-VFR ist inzwischen online. Ist es sinnvoll, die Klage weiter zu verfolgen?
„Bislang gibt es nur eine Lightversion in schlechter Auflösung. Der Datenexport als PDF und die Georeferenzierung sind unnötig kompliziert. Außerdem werden die Daten nach wie vor nicht in die Eurocontrol Datenbank (EAD) eingepflegt.“

Wie ist die aktuelle Situation bei den NfL?
„Dort gibt es nach wie vor eine Paywall. Es ist für mich vollkommen unverständlich, warum Privatnutzer für hoheitliche Informationen bezahlen sollen, deren Nichteinhaltung strafbewehrt ist.“

Warum sollte man die Klagen finanziell unterstützen?
„Wir haben als Piloten eine realistische Chance, alle für uns relevanten Daten einfach und kostenfrei nutzen zu können. Nur wenn wir hier als Branche und Community geschlossen auftreten und nicht nachgeben, kann dies gelingen.“

Podcasts

Die Klage um kostenlose AIP VFR und ICAO-Karten

12.12.2022

Dirk M. Oberländer, Jahrgang 1975, verbrachte seine Jugend beim Segelfliegen am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Später folgte der Abschied vom Schieben und Umstieg zum Ultraleicht-Fliegen. Die zweite große Leidenschaft, das Schreiben, brachte Dirk zu Stadtmagazinen, Tageszeitungen, Kundenmedien und in die wunderbare Welt der Werbung. Immer mit einem Faible für Technik und die Menschen dahinter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der studierte Kultur- und Medienmanager beim fliegermagazin landete. Am Boden ist Dirk bevorzugt mit Laufschuhen und Rad unterwegs – im Urlaub auch gern mal mit Zelt in Richtung Süden.