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Chance für UL-Hersteller: Neue MOSAIC-Regeln in den USA

In den USA sind die Abstimmungen für eine neue, vereinfachte Zulassungsvorschrift für Flugzeuge namens MOSAIC auf der Ziel- geraden. Sie könnte auch von der EASA übernommen werden.

Von Redaktion
Große Gewinner: Von MOSAIC profitieren vor allem UL- und LSA-Hersteller – besonders die mit Plänen für Viersitzer.
Große Gewinner: Von MOSAIC profitieren vor allem UL- und LSA-Hersteller – besonders die mit Plänen für Viersitzer. Bild: MARINO BORIC

Zuerst müssen wir uns zwei Akronymen widmen. Das Kürzel MOSAIC steht für »Modernization of Special Airworthiness Certificates«. Die neue Zulassungsvorschrift soll in den USA die dort seit 2006 bestehende LSA-Klasse ersetzen. Wobei LSA für Light Sport Aircraft steht und die vereinfachte Zulassung einmotoriger Flugzeuge mit maximal 600 Kilogramm MTOM und weiteren Einschränkungen regelt. MOSAIC befindet sich im Gesetzgebungsverfahren auf der Zielgraden – und wird Flugzeugherstellern erheblich mehr Möglichkeiten bei weiterhin deutlich vereinfachter Zulassung bieten

Doch warum ist das für Europa interessant? Erstens eröffnet die Neuregelung hiesigen UL-Herstellern und Anbietern leichter Flugzeuge einen einfacheren Zugang zum US-Markt. Und zweitens könnte sich bei MOSAIC die Kooperation zwischen der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) und der europäischen EASA verstärken. Die Entwicklung einer MOSAIC-Klasse wäre auch in Europa wünschenswert. Der Autor dieses Artikels ist nicht nur Journalist, sondern als Mitglied der Light Aircraft Manufacturers Association (LAMA) direkt in die Entwicklungen rund im MOSAIC involviert.

Neue Zulassungsvorschriften sollen LSA-Klasse ablösen

Die amerikanische FAA arbeitet seit über sechs Jahren an neuen Zulassungsvorschriften, die die LSA-Klasse ablösen sollen. Das derzeit noch geltende LSA-Regelwerk wurde maßgeblich durch den jahrelangen Einsatz von Dan Johnson, Ex-Präsident der LAMA, ins Leben gerufen. Die US-amerikanischen LSA-Regeln sind anders als die europäischen, auch wenn beide ebenso wie die deutschen UL-Bauvorschriften eine MTOM-Grenze von 600 Kilogramm vorsehen.

In den USA ist zudem eine Geschwindigkeitsgrenze vorgegeben. Es sind nur Kolbenmotoren erlaubt, einziehbare Fahrwerke sowie Verstellpropeller dagegen verboten. Entgegen damaliger Befürchtungen schnellten die Unfallzahlen nach Einführung der LSAs nicht hoch, sondern sanken sogar. Es gibt inzwischen über 100 zugelassene LSA-Muster. In den letzten Jahren ließ der Boom nach.

Pragmatisch gelöst: MOSAIC-Muster dürfen mit dem Sport Pilot Certificate bewegt werden, sofern maximal zwei Personen an Bord sind. Ab drei Personen wird die PPL benötigt. Foto:
MARINO BORIC

Vor Corona schon 80 Prozent des Regelwerks beschlossen

Die LAMA und weitere Verbände sehen Teile des bestehenden Regelwerks als Hindernis für die Weiterentwicklung der leichten Luftfahrt und fordern seit 2017 Änderungen. Basierend auf den positiven Erfahrungen mit LSA kam die FAA dieser Aufforderung nach. Dabei folgt sie dem Grundsatz »einfach zu fliegen, zu betreiben und zu warten.« Um das Regelwerk unkompliziert zu halten, orientiert sich MOSAIC nicht an den FAA-Vorschriften für zertifizierte Flugzeuge. Wie bisher sollen die Vorschriften der American Society for Testing and Materials (ASTM) gelten.

Die Gespräche zwischen Verbänden und FAA verliefen sehr gut. Bereits vor der Corona-Pandemie waren rund 80 Prozent des Regelwerks besprochen. Schließlich überraschte die FAA alle Beteiligten im Juli 2023 mit einem Gesetzesvorschlag (Notice of Proposed Rulemaking). Der Entwurf war umfassend und den Bedürfnissen der leichten Luftfahrt überaus zugewandt. Dan Johnson, der damalige LAMA-Präsident, sprach sogar von einem »Weihnachtsgeschenk im Juli«.

Der 350-seitige Entwurf traf auf viel Zustimmung. Dennoch verzögerte sich der weitere Prozess. Denn bis Januar 2024 hatten Interessenverbände Zeit, den MOSAIC-Entwurf zu kommentieren, um so Änderungen zu erreichen. Über 2500 Anträge gingen ein. Die FAA plant derzeit, Ende 2025 das finale Regelwerk vorzustellen und danach in Kraft zu setzen.

Was steht bisher in MOSAIC?

Meiner Ansicht nach kann MOSAIC in zwei Hauptteile unterteilt werden: Technik und Mensch. Der erste Teil beschreibt Bauvorschriften für Flugzeuge. Der zweite Teil betrifft die Lizenzierung von Piloten und technischem Personal sowie die Festlegung von Betriebsgrenzen. Die Tabelle unten zeigt die wichtigsten Änderungen von der LSA- zur MOSAIC-Klasse.

Mutmaßlich unverändert werden wohl die folgenden Bestimmungen bleiben: Die MTOM ist nicht mehr limitiert. Allerdings gelten Grenzen zum Beispiel für die Überziehgeschwindigkeit. Experten erwarten daher eine konstruktionsbedingte MTOM von bis zu 1500 Kilogramm.

Kein kommerzieller Transport von Passagier und Fracht

Die Überziehgeschwindigkeit ohne Klappen darf höchstens 100 km/h betragen. Bei der Höchstgeschwindigkeit gilt die Grenze für Luftfahrzeuge im Luftraum bis 10 000 Fuß – also 250 Knoten oder 463 km/h. Einziehfahrwerk und Verstellpropeller sind erlaubt. Auch Anzahl und Art des Antriebs sind nicht limitiert. So sind Elektro- und Jetmotoren möglich. Bis zu vier Plätze dürfen Luftfahrzeuge haben.

Piloten mit US-amerikanischem Sport Pilot Certificate dürfen weiterhin nur mit zwei Insassen fliegen, PPL-Inhaber können alle Plätze besetzen.

Der kommerzielle Transport von Passagieren und Fracht ist untersagt. Allerdings können Hersteller ihre Luftfahrzeuge für festgelegte kommerzielle Operationen zulassen. Dabei gilt die Regel: »Flüge von Ort A nach A sind ok, aber nicht von A nach B.« Piloten benötigen für solche Rundflüge allerdings eine Berufspilotenlizenz.

MOSAIC wird Herstellern und Piloten neue Freiheiten geben – hoffentlich dann auch in Europa!

Text: Marino Boric

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