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Neues ANR-Headset Bose A30 im Test
Mit dem neuen A30 präsentiert Bose einen Nachfolger für das bewährte A20 – und erhöht den Tragekomfort seines ANR-Headsets deutlich. Wir sagen, was das neue Headset kann!
Dreizehn Jahre hat sich Bose Zeit gelassen, jetzt ist es so weit: Der Nachfolger des von vielen Piloten als führendes ANR-Headset bewerteten A20 ist da! Bose Aviation Headset A30 heißt der neue Luftfahrt-Kopfhörer. Das fliegermagazin durfte es mit als Erste ausprobieren. Sehen Sie dazu auch unser Youtube-Video!
Die Geschichte ist bekannt: Das US-Unternehmen Bose ist Erfinder der Active Noise Reduction, kurz ANR und zu Deutsch aktive Lärmunterdrückung. 1989 brachte Bose das erste ANR-Luftfahrtheadset heraus, 1998 folgte das Bose X. Dann ging es in Zehner-Schritten weiter: Das A20 erschien 2010, nun folgt das A30. Zwischendurch entwickelte Bose noch In-the-ear-ANR-Headsets für Airline-Passagiere und den Alltagsgebrauch sowie das ProFlight für Airline-Piloten.
Bose A30: Wie ist der Tragekomfort?
Das A30 wirkt schlanker, eleganter und auch leichter als sein Vorgänger, wiegt aber tatsächlich nur sechs Gramm weniger. Beim ersten Aufsetzen bestätigt sich, was Matt Ruwe, Produktmanager von Bose, zuvor versprochen hatte: »Wir haben vor allem den Tragekomfort verbessert.« Um 20 Prozent ist der Anpressdruck des A30 geringer als beim A20! Das ist wirklich sofort spürbar und macht sich auf unserem zweistündigen Testflug auch an dessen Ende bemerkbar: kein Druck am Kopf, kein »Endlich runter damit«-Gefühl.
Das Anschlusskabel ist etwas flexibler und dadurch weniger störend. Der Mikrofonbügel ist kürzer – beim A20 war er etwas zu lang und reichte zumindest bei uns fast bis ans andere Ende des Munds. Ein weißer Punkt markiert die Seite des Mikros, in die man sprechen muss.
Lässt sich der Mikrofonbügel auf die andere Ohrmuschel wechseln?
Wie bei allen Headsets ist das Geheimnis zum Erfolg, das Mikro so dicht am Mund zu positionieren, dass es die Lippen bereits berührt, wenn man einen Kussmund macht. Und noch etwas: Die Ohrmuscheln sind innen mit einem großen L und R gekennzeichnet. ANR-Headsets müssen »richtig rum« aufgesetzt werden, um maximale Lärmreduktion zu erzielen. Wichtig für Fluglehrer: Der Mikrofonbügel lässt sich nun ohne Werkzeug auf die andere Ohrmuschel wechseln, es müssen einfach zwei Verriegelungen gelöst werden, dann kann man die Module umstecken. Beim A20 war dazu noch ein Schraubendreher erforderlich.
Der Komfort ist super, aber kann die ANR mithalten, wenn der Anpressdruck so viel geringer ist? Wir erproben zwei erhöhte Schwierigkeitsgrade: Zum einen lassen wir beim Rollen die Tür des Flugzeugs leicht geöffnet, zum anderen trage ich – das Foto zeigt es – eine Brille mit nicht gerade dünnem Rahmen. Das Ergebnis: Die ANR spielt wunderbar mit!
Der Unterschied beim Abnehmen der Brille ist minimal; mit den Turbulenzen von der Tür gibt es keine Probleme. Der direkte Vergleich mit dem A20 bestätigt, was Matt Ruwe uns bereits gesagt hatte: Die Geräuschunterdrückung des A30 ist etwa auf dem gleichen Niveau, sogar ein wenig besser – aber eben bei deutlich geringerem Anpressdruck! Der Außenlärm hört sich etwas anders an, das Frequenzspektrum ist unterschiedlich, denn beim A20 war die Elektronik noch analog, beim A30 ist sie nun digital. Das Motorgeräusch wird sehr gut unterdrückt, aber – wie bei allen ANR-Headsets – natürlich längst nicht so, dass man Probleme mit dem Motor nicht erkennen würde. Diese Sorge mancher ANR-Neulinge ist unberechtigt.
ANR im Bose A30: Lärm gegen Lärm
Kurz zum Prinzip von ANR: Schall – und damit auch Lärm – besteht aus Druckwellen der Luft, die auf das Ohr treffen. Das Konzept des ANR-Headsets: Mikrofone in der Ohrmuschel nehmen den Umgebungslärm auf; eine Elektronik kehrt das Signal um; Lautsprecher in der Ohrmuschel strahlen dann »Gegenlärm« ab. Wo die Lärmwelle einen Überdruck hat, liefert die ANR-Welle einen Unterdruck, und umgekehrt. Beide Wellen löschen sich gegenseitig aus, am Ohr kommt gar kein Druckunterschied an – und damit auch kein Lärm mehr.
Die Sprachverständlichkeit des Bose Aviation Headset A30 ist hervorragend, nicht nur bei uns, sondern auch bei den Lotsen am anderen Ende. Das Kontrollmodul mit zwei AA-Batterien, die bis zu 45 Stunden halten, ist ins Kabel integriert. Das A30 gibt es mit und ohne Bluetooth, beide Varianten kosten nun aber gleich viel, nämlich knapp unter 1400 Euro. Der Vorgänger A20 wird übrigens eingestellt.
Hat das Bose A30 eine Bluetooth-Funktion?
Die Bluetooth-Funktion ebenso wie ein Kabelanschluss ermöglichen es, zu telefonieren, Audio-Warnsignale von Navigations-Apps einzuspielen oder Musik zu hören. Diese »Störungen« können auf Wunsch stumm geschaltet werden, wenn Funk oder Intercom aktiv sind. Die Musikqualität ist sehr gut – wir reden von Bose … Natürlich ist das Headset wahlweise mono oder stereo zu nutzen, es gibt für links und rechts getrennte Regler.
Die ANR lässt sich in drei Stufen einstellen. Das geht mit einem Schalter am Kontrollmodul – oder pro Ohrmuschel separat per Doppel-Tipp mit dem Fingernagel auf die Muschel. Im Kolbenmotorflugzeug ist aber nur »high« wirklich sinnvoll. Bei Jets oder Turboprops könnte »medium« genügen. Das »low«-Setting speist Umgebungslärm über die Außenmikrofone aktiv ins Gehör. Das ist zum Beispiel sinnvoll, wenn ein Flugbegleiter mit dem Piloten reden will. Diesen Luxus haben wir nicht, aber: Mit »low« konnten wir das A30 beim Anlassen des Motors tragen – andere Kopfhörer nehmen wir dabei ab, um ungewöhnliche Geräusche wahrnehmen zu können. Praktisch!
Fazit Bose A30:
Mit dem A30 ist Bose die Modellpflege gut gelungen: Bei gleichbleibend hervorragender Lämreduzierung hat der Tragekomfort deutlich gewonnen. Und die zur Verwendung in der kommerziellen Luftfahrt teils erforderliche TSO-Zulassung hat das Bose Aviation Headset A30 natürlich auch.
Alles über Luftfahrt-Headsets
Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.
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