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Besuch aus Russland
Vor wenigen Jahren noch undenkbar, jetzt Realität: Mit ihren Kleinflugzeugen reisten russische Piloten nach Deutschland. Ziel war Kempten. Damit revanchierten sie sich für einen Besuch von Piloten aus der EU, die vor drei Jahren nach Russland geflogen waren.
Es waren ganz besondere Gäste, die am 22. Juni in Kempten-Durach eintrafen: acht russische Piloten mit drei Rokos und einer A-22. Der Besuch galt ihren Freunden im Allgäu. „Es war das erst Mal“, so Hans Reininger von der örtlichen Luftsportgruppe, „dass russische Piloten die Genehmigung erhielten, mit kleinen Maschinen in den Westen zu fliegen.“
Die Reise war ein Gegenbesuch zum Friedens- und Freundschaftsflug von 20 Sportflugzeugen aus der EU nach Russland im Jahre 2016. Reiniger hatte die Gruppenreise, die unter anderem nach Sankt Petersburg führte, damals initiiert (siehe fliegermagazin #9.2016). „Es entwickelte sich sofort eine echte Freundschaft“, berichtet der Allgäuer. „Unsere russischen Freunde besuchten uns noch im selben Jahr in Kempten, allerdings per Linie. Mit dem eigenen Flugzeug zu kommen erschien seinerzeit undenkbar. Von Jahr zu Jahr wurden die Hürden für Sportflieger dann niedriger, und heuer war das unmöglich Erscheinende geschafft.“Reininger und zwei seiner Fliegerkameraden flogen mit ihrer Jodel Capitain der russischen Gruppe bis Olsztyn im Norden von Polen entgegen und begleiteten sie nach Kempten. Dabei unterstützten sie ihre Gäste bei der Flugplanung, Spritbeschaffung sowie im Funk. Zu dem Treffen an Deutschlands höchstgelegenem Verkehrslandeplatz kamen auch Piloten aus anderen Regionen des Landes, aus Tschechien und der Slowakei. „Unsere italienischen Freunde konnten wetterbedingt nicht anfliegen“, bedauert Reiniger.
Nach vier Tagen verabschiedete sich die russische Gruppe in Durach, „vollbeladen mit Eindrücken, die unvergesslich bleiben werden“, ist sich der Initiator des Treffens sicher. Zurück ging es über Polen, Litauen und Lettland. „Nächstes Jahr treffen wir uns wieder in Russland!“, freut sich Reiniger schon jetzt, Völkerverständigung sei über alle Grenzen möglich, „man muss es nur innerlich wollen und einen langen Atem haben.“
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