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Bertha-Benz-Preis für Forschungsarbeit zur Minderung von Hinterkantenschall

Dr.-Ing. Michaela Herr ist mit dem Bertha Benz-Preis ausgezeichnet worden. Sie erhält den Preis für ihre Forschungsergebnisse zur Vermeidung von Hinterkantenschall an Flugzeugtragflächen.

Von Redaktion
Dr.-Ing. Michaela Herr wird mit dem Bertha Benz-Preis 2014 ausgezeichnet.
Dr.-Ing. Michaela Herr wird mit dem Bertha Benz-Preis 2014 ausgezeichnet. Michaela Herr/Daimler und Benz Stiftung

"Lärm beeinträchtigt die Lebensqualität und kann je nach Intensität sogar die Gesundheit der betroffenen Menschen gefährden. Wie die anhaltenden Debatten um den Ausbau der Flughäfen in Berlin, Frankfurt und München lebhaft illustrieren, kommt der Entwicklung von wirksamen Geräuschminderungsmaßnahmen eine wichtige sowohl ökologische wie ökonomische Bedeutung zu", erklärt Dr.-Ing. Michaela Herr. In ihrer Dissertation "Hinterkantenschall – Minderungskonzepte und Skalierungsgesetze" hat die Ingenieurin und Diplom-Biologin erstmals ein fundamentales Problem der Strömungsakustik umfassend bearbeitet: Der sogenannte Hinterkantenschall entsteht, wenn Luftströmung über die Endkanten von Tragflächen abfließt.Für ihrer Forschungsergebnisse wurde Michaela Herr nun mit dem Bertha-Benz-Preis ausgezeichnet. Er wird jährlich im Rahmen der Bertha-Benz-Vorlesung verliehen. Mit dem Preis würdigt die Daimler und Benz Stiftung die herausragende Promotion einer jungen deutschen Ingenieurin. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Durch die besondere Gestaltung von Tragflächen kann die abrupte Umwandlung von kinetischer Strömungsenergie in Schall ganz erheblich reduziert werden.Michaela Herr/Daimler und Benz Stiftung
Durch die besondere Gestaltung von Tragflächen kann die abrupte Umwandlung von kinetischer Strömungsenergie in Schall ganz erheblich reduziert werden.

Und die Forschungsarbeit von Michaela Herr ist von weitreichender Bedeutung, wie die Stiftung betont: Denn auch an Windkraftanlagen, Lüftern im Auto oder im Computer entsteht Hinterkantenschall. Auch hier könnten die Kanten Rotorblättern und Lüfterflügeln künftig so modifiziert werden, dass sie deutlich weniger Geräusche erzeugen.Herr gelang es anhand umfangreicher experimenteller Studien im Aeroakustischen Windkanal Braunschweig des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR), die komplexen Entstehungsmechanismen des Hinterkantenschalls zu analysieren und zugleich allgemeingültige Kriterien für die künftige Gestaltung geräuscharmer Tragflächen zu formulieren, berichtet die Stiftung. Mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit habe sie eine weltweit einmalige Datenbasis vorgelegt. "Es gelang uns, durch Anbringung von strömungsdurchlässigen porösen Strukturen die Tragflächenabströmkanten so zu verändern, dass der Hinterkantenschall um bis zu 10 dB, also um bis zu 90 Prozent vermindert wurde. In Bezug auf die auditive Wahrnehmung des Menschen bedeutet dies immerhin noch eine empfundene Halbierung des Geräuschs!" Da in den vergangenen Jahren insbesondere die Triebwerke großer Düsenjets deutlich leiser wurden, kann nun die Verminderung der Tragflächengeräusche in den Fokus neuer Lärmminderungskonzepte rücken.Hilfreich erwies sich für ihre Forschungsarbeit, dass die Ingenieurin zugleich Diplom-Biologin ist. "In der Natur gibt es eine interessante Analogie: Nachtjagende Eulen fliegen nahezu lautlos. Sie weisen im hinteren Bereich ihrer Handschwingen strömungsdurchlässige Fransen auf. Sie nutzen dieses nun erstmals systematisch skalierte und experimentell überprüfte Prinzip sehr effektiv", erläutert Herr.(Katrin Pudenz)

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