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Anthony Fokker: Gedenken an einen berühmten Flugzeugbauer

Sie sieht schon schlicht und harmlos aus, die Fokker E III, die im Auto & Technik Museum Sinsheim von der Decke hängt.1975 wurde sie von einem Pfälzer Flugzeugliebhaber und Bastler liebevoll und maßstabsgetreu nachgebaut. Trotz vieler Bemühungen bekam er keine Flugerlaubnis, so dass das Flugzeug dem Museum übergeben wurde. Es gibt aber noch ein Original dieses Flugzeugtyps, das im Champlin Fighter Museum in denUSA steht.

Von Redaktion
Fokker EIII
Fokker EIII Auto & Technikmuseum Sinsheim

Beide Flugzeuge erinnern an den großen niederländischen Flugzeugkonstrukteur AnthonyFokker. Geboren wurde er am 6.04.1890 auf der damals holländischen Insel Javain Indonesien als Sohn eines Plantagen Besitzers 1910 kam er nach Deutschlandund besuchte eine Fliegerschule in Zahlbach bei Mainz. In einer Luftschiffhalle in Baden-Baden baute er mit geliehenem Geld sein erstesFlugzeug, „Spinne“ genannt, und flog es auch im Alter von 20 Jahren. Am 7. Juni1911 erwarb er in Mainz den Pilotenschein Nr. 88. Die flugtechnischenKenntnisse hat er sich tatsächlich erbastelt. Seine zweite „Spinne“ baute erdann bei Goedecker in Mainz. 1912 lässt er sich in Berlin-Joachimsthal als selbständiger Konstrukteur nieder. Erbaut und bildet interessierte Zivilisten und Soldaten zu Piloten aus. Fokkernimmt, um Geld zu verdienen, Kontakte zu italienischen, britischen undrussischen Stellen auf, doch zerschlagen sich alle Projekte.1913 macht das deutsche Heer eine Ausschreibung. Gesucht wird ein Flugzeug das auchauf dem Landweg leicht zu befördern ist.Fokker gewinnt die Ausschreibung überlegen und erhält einen Auftrag über zehnFlugzeuge. Er verlegt seinen Betrieb von Joachimsthal nach Schwerin inMecklenburg. Da bricht am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg aus. Fokkerentscheidet sich für Deutschland zu arbeiten. Er selbst schreibt späterdarüber: "Alliierte Sprecher sagten mir, dass ich auf ihrer Seite hätte arbeiten sollen. DieseKritiker negieren die Tatsache, dass mein eigenes Vaterland französischeFlugzeuge den meinigen vorzog; England und Italien hatten sich kaum umBemühungen gekümmert, mit ihnen ins Geschäft zu kommen; Russland war zukorrupt, um dort Fuß fassen zu können; Deutschland allein hieß mich willkommen,wenn auch nicht mit offenen Armen, aber doch herzlich genug." Sein erster Großauftrag war die Fertigung von 24 Einsitzern für die Nachrichteninspektion, hauptsächlich für Beobachtungszwecke. In seinem Schweriner Betrieb widmet er sich mit aller Kraft der Entwicklung des Flugzeugeszu einem Kampfinstrument. Erste und sicher größte Aufgabe, die Fokker löst, istdie Erfindung des durch den Propellerkreis feuernden synchronisiertenMaschinengewehrs, das die späteren Erfolge eines Richthofen, Boelcke oder Udeterst möglich macht. Der Gegner spricht bald von der „Fokker Plage“.Es ist nicht möglich alle von Fokker gebauten Typen aufzuzählen. Insgesamt werdenim Krieg 7.600 Fokker-Flugzeuge gebaut, davon 4.300 im Schweriner Werk, dasständig vergrößert werden muss, und in dem bei Kriegsende 1.800 Mannbeschäftigt sind.Das Kriegsende trifft ihn hart. Sein Unternehmen ist der größte Rüstungsbetrieb fürLuftstreitkräfte. In den Revolutionswirren setzt er sich nach Holland ab undkann nur mit großen Schwierigkeiten seine Flugzeugwerke nach Holland verlegen.Am 21. Juli 1919 gründet Fokker die niederländische „Vliegtuigenfabriek“. DerGeschäftsmann Fokker sieht seine große Chance im Bau von Flugzeugen für denZivilverkehr, hattedoch der Kriegdas Flugzeug technisch für die Verkehrsluftfahrt reif gemacht. Aufmilitärischem Gebiet arbeitet er ab 1923 noch einmal für Deutschland. ImVersailler Vertrag wurde Deutschland der Bau von Flugzeugen mit Motorenverboten. Die Reichswehr bestellt ein Jagdflugzeug bei ihm. Fokker entwirft dieD XIII, von der 50 Stück gebaut werden. Aufgrund der Bestimmungen desVersailler Vertrages darf das Flugzeug, das vier Weltrekorde erringt, inDeutschland nicht fliegen, es wurde nur in demin der Sowjetunion liegenden Erprobungszentrum Lipezkeingesetzt.Das waren aber noch nicht die letzten Beziehungen zwischen Fokker und der deutschenMilitärfliegerei. Als die Wehrmacht im Mai 1940 die Niederlande besetzte,wurden auch die Amsterdamer Fokker-Werke in das deutsche Rüstungsprogrammeinbezogen. Fokker selbst lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, denn er warbereits am 23. Dezember 1939 in New York – erst 49jährig – gestorben.An ihn erinnert nicht nur das Flugzeug im Sinsheimer Museum, sondern auch moderneFlugzeuge die seinen Namen tragen. Er gehört zu den wichtigsten Konstrukteurender Zivil- und Militärfliegerei.

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