E-Klasse, Zweimots, Turboprops & Jets: Highlights der AERO 2024
Mit Modellpflege vor allem in Sachen Avionik verbessern viele Anbieter ihre Flugzeuge. Mehr als im Hauptmarkt USA beschäftigt europäische Piloten die Sorge um zukunftssichere Antriebe.
Während sich die Branche in den USA mehr oder weniger auf 2030 als dem Jahr der Entscheidung geeinigt hat, ist die Frage in Europa drängender: Wie lange wird es noch bleihaltiges Avgas geben – und kommen Alternativen rechtzeitig in den Markt, vor allem für die riesige Flotte, der aktuelle bleifreie Kraftstoffe nicht genügt?
Auch der Umweltdebatte um CO2-Neutralität wird sich die Allgemeine Luftfahrt in Europa wohl sehr viel früher stellen müssen als in den USA. So ist es auch Aufgabe der Messebesucher, den Herstellern, die teils nur einmal im Jahr zur AERO über den großen Teich pendeln, klarzumachen, wie groß der Druck ist. Schließlich sind alle großen Flugzeugbauer auf der AERO 2024 in Friedrichshafen vertreten.
Das fliegermagazin gibt einen Überblick, was die Hersteller im Bereich E-Klasse, Zweimots, Turboprops und Jets der Öffentlichkeit präsentieren – eine Übersicht:
Aquila Aviation
Erstmals zeigt Aquila Aviation aus Schönhagen die A211i mit dem Rotax 912 iSc. Aquila geht davon aus, dass der Einspritzmotor nicht nur effizienter als die Vergaservariante ist, sondern auch langlebiger im anspruchsvollen Schulbetrieb.
Die ausgestellte A211i ist mit G3X-Touch-Avionik von Garmin samt GFC500-Autopilot ausgestattet, Diese Kombination ist auch für die übrigen Modelle von Aquila zugelassen. A4-405
Cirrus Aircraft
Auf der AERO 2024 wird sich direkt vergleichen lassen, wie sehr die Touchscreen-Avionik in der neuen Generation 7 der SR-Kolbeneinmots nun der des Vision Jets ähnelt: Beide Muster werden ausgestellt. Cirrus hatte die G7 Anfang des Jahres vorgestellt und präsentiert sie nun erstmals auf einer Messe in Europa.
Im Panel findet sich nun die Avionik Garmin Perspective Touch+, deren zwei große Displays über die beiden Touchscreen-Controller über der Mittelkonsole gesteuert werden. Diese Kombination hatte sich im Pilot Report des fliegermagazins (Ausgabe #3.2024) sehr gut bewährt. Die Oberkante des Panels ist durch die neue Avionik etwa fünf Zentimeter niedriger. Auch sonst bietet die Kabine ein verbessertes Raumgefühl mit mehr Platz und etlichen nützlichen Details. Besonders wichtig für viele Piloten: die viel stabileren Getränkehalter. A3-400
Daher
Erstmals zeigt der französische Hersteller Daher die aktuelle Kodiak 100 Series III in Europa. Die Franzosen hatten den US-amerikanischen Hersteller des buschtauglichen Hochdeckers 2019 gekauft, seitdem gehört die Kodiak zum Turboprop-Angebot von Daher. Die Series III ist mit einer G1000NXi-Avionik von Garmin samt Wetterradar ausgestattet. Sie hat ab Werk alle Vorrichtungen und Dichtungen, die auch den Betrieb auf Schwimmern ermöglichen.
Ein Fünf-Blatt-Propeller verringert den Lärm erheblich. Inzwischen wurde die Familie um die größere Kodiak 900 erweitert, die nicht ausgestellt wird. Zu sehen ist natürlich auch die schnelle Turboprop-Reiseeinmot TBM 960, also das aktuelle Topmodell. A3-305
Diamond Aircraft
Sie hat sich wohl zum Standard bei der Ausbildung auf mehrmotorigen Flugzeugen entwickelt: Die DA42-VI feiert ihren 20. Geburtstag. Auch wegen ihrer Dieselmotoren ist sie in Sachen Effizienz kaum zu übertreffen. Diamond bringt auch das Topmodell DA62 sowie die einmotorige DA50 RG mit nach Friedrichshafen. Viel Interesse dürfte die elektrische Variante der DA40 finden, die ebenfalls am Stand gezeigt wird.
Mit weiteren Überraschungen auf der Messe ist beim Hersteller aus Wiener Neustadt zu rechnen. Gezeigt werden auch die Diesel-Flugmotoren des Tochterunternehmens Austro Engine, die in den Zweimots sowie in der beliebten DA40 eingesetzt werden. In der DA50 RG hingegen ist ja bekanntlich der CD-300 von Continental Aerospace Technologies am Werk. A4-316
Flight Design
Gleich zweifach ist der Hersteller aus Thüringen von den großen Krisen der Welt betroffen: Corona sorgte für erhebliche Verzögerungen bei der Entwicklung neuer Muster; die Fertigung der Flugzeuge findet oder fand größtenteils in der vom russischen Angriffskrieg betroffenen Ukraine statt. So hat die zweisitzige F2 deutlich länger gebraucht, ab nun soll es auf der AERO 2024 endlich soweit sein: Das erste Exemplar mit Zulassung nach CS-23, also in der E-Klasse, nicht als UL, wird auf der AERO in Friedrichshafen ausgeliefert.
Die Maschine mit Rotax-Antrieb verspricht, ein interessanter Neuzugang bei den Zweisitzern zu werden. Gleichzeitig reagiert Flight Design bereits auf die erwarteten Neuerungen bei der Zulassung leichter Flugzeuge in den USA unter dem Kürzel MOSAIC. Eine F2-LSA MOSAIC mit 750 Kilogramm MTOM wird vorgestellt. Die Produktion sowohl der F2 als auch der geplanten, viersitzigen F4 soll künftig an einem europäischen Standort erfolgen, der 2025 eröffnet wird. B2-201
Gulfstream Aerospace
Wie schon im vergangenen Jahr zeigt der Besuch eines Gulfstreams-Businessjets als größtem Flugzeug auf der AERO 2024, dass die Messe auch eine erhebliche Bedeutung in der gehobenen Geschäftsreiseluftfahrt hat. Der Herstellers aus Savannah im US-Bundesstaat Georgia zeigt eine G500. Der Zweistrahler mit einer Reichweite von etwa 9300 Kilometern kann zwar mit bis zu 19 Sitzen ausgestattet werden – doch üblich sind geräumigere Luxus-Interieurs für die Kundschaft, die ein bequemes und schnelles Reisemittel sucht.
Weitere Businessjets auf der AERO: Die Bundeswehr bringt eine Bombardier Global 600 mit. Rheinland Air Service zeigt in Halle A3 den aktuellen HondaJet Elite II. Pilatus bringt neben der Turboprop PC-12 auch den Jet PC-24 mit. Dessen Zuladung wurde um 272 Kilogramm erhöht, ebenso ist die Reichweite nun größer. SD-02
Piper Aircraft
Diese Europa-Premiere wird sicherlich eines der Messe-Highlights: Piper Aircraft bringt ein Exemplar der gerade erst vorgestellten M700 Fury an den Bodensee. Das neue Spitzenmodell der Turbopropreihe PA-46 leistet nun – der Name lässt es vermuten – 700 Wellen-PS und damit 100 mehr als die M600. Das ergibt eine Reisegeschwindigkeit von 301 Knoten. Auch die übrigen Flugleistungen haben sich durchweg verbessert.
Die Garmin-Touchscreen-Avionik G3000 wird ergänzt um das Autoland-System des Herstellers, das bei Piper HALO heißt. Damit können Passagiere bei Ausfall des Piloten per Knopfdruck dafür sorgen, dass die Maschine automatisch auf einem geeigneten Flugplatz landet. Was es mit dem verwunderlich unfreundlichen Namen »Zorn« für das Flugzeug auf sich hat, können Messebesucher direkt am Stand erfragen. A3-402
Tecnam Aircraft
Im vergangenen Jahr feierte die italienische Familie Pasquale, die hinter Tecnam steht, 75 Jahre in der Luftfahrt – war aber nicht auf der AERO vertreten. Die Italiener kommen traditionell nur alle zwei Jahre. Mit einem komplett neuen Messestand kehrt Tecnam nun zurück. Im Mittelpunkt steht unter anderem die ultraleichte P92 Echo MkII, neu herausgegeben in Komposit-Bauweise.
Der vor zwei Jahren präsentierte Schul-Tiefdecker P-Mentor ist sehr erfolgreich in den Markt gestartet und wird ebenfalls zu sehen sein. Im europäischen Markt ist auch die viersitzige P2010 in der Luxusausstattung Gran Lusso mit ihrem CD-170-Dieseltriebwerk äußerst beliebt. Auch das Flaggschiff P2012 Traveller mit elf Sitzen wird zu sehen sein. A4-319
Thomas Borchert begann 1983 in Uetersen mit dem Segelfliegen. Es folgte eine Motorsegler-Lizenz und schließlich die PPL in den USA, die dann in Deutschland umgeschrieben wurde. 2006 kam die Instrumentenflugberechtigung hinzu. Der 1962 geborene Diplom-Physiker kam Anfang 2009 vom stern zum fliegermagazin. Er fliegt derzeit vor allem Chartermaschinen vom Typ Cirrus SR22T, am liebsten auf längeren Reisen und gerne auch in den USA.
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