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Pilot Report: DeHavilland DHC-2 Beaver auf Wipline-Floats

Eine Beaver zählt in Europa zu den Exoten – vor allem, wenn sie mit Schwimmern ausgerüstet ist. Ivan Aeberli besitzt nicht nur so ein außer- gewöhnliches Exemplar, er fliegt damit sogar in seiner eidgenössischen Heimat. Und das, obwohl Wasserfliegen in der Schweiz offiziell verboten ist

Von Redaktion

Ein „Biber“ mit Radfahrwerk ist schon ein imposantes Flugzeug. Der robuste Hochdecker mit Sternmotor vermittelt etwas vom Geist aus den frühen Jahren der Fliegerei. Doch deutlich getoppt wird dieser Eindruck noch durch eine Beaver mit mächtigen Wipline-Amphibienschwimmern – dieses Flugzeug mag es, wenn man zu ihm „aufschaut“. Ivan Aeberli aus der Schweiz nennt eine so umgebaute DHC-2 sein Eigen. Landet er mit ihr auf einem Flugtag, dann sind ihm die staunenden Blicke der Besucher sicher – wie etwa im vergangenen Sommer in Hilzingen am Bodensee. Und vielleicht liegt das auch ein bisschen daran, dass ein beeindruckender Kletterakt notwendig ist, um beim Aussteigen von dem mehrere Meter über dem Boden liegenden Cockpit wieder auf die Erde zu gelangen. Spricht man den sympathischen Schweizer auf die Maschine an, strahlt er über das ganze Gesicht und beginnt von den Leistungen seines Hochdeckers zu schwärmen.

Kein Wunder also, dass er den Oldie nicht als lebloses Stück Technik betrachtet, sondern offen zugibt: „Die Beaver gehört bei uns zur Familie!“ Aber zurück zu den Ursprüngen des Flugzeugs nach Kanada. Mit Blick auf das „Ontario Department of Land and Forests“ – das vorhat, seine Stinson SR-9 auszumustern – nimmt DeHavilland Canada 1945 an der Ausschreibung für ein neues Buschflugzeug teil. Die britischstämmige Firma hebt sich von den anderen Mitbewerbern ab: Statt sich nur an den Vorgaben des Forest-Departments zu orientieren, informiert sich das Unternehmen zusätzlich durch eine Fragebogenaktion bei möglichen Betreibern, welche Anforderungen diese an ein neues Buschflugzeug stellen würden. Heraus kam ein robustes, „leichtes“ Transportflugzeug, die DHC-2 Beaver. Geometrie und Profil der Tragflächen ermöglichen kurze Start- und Landestrecken, das breite Fahrwerk verleiht dem Taildragger zudem eine hohe Stabilität am Boden.

Buschflugzeug- Klassiker, von Australien bis Kanada

Testpilot Russ Bannock bringt den Prototyp mit der Kennung CF-FHBX am 16. August 1947 vom Flugplatz Downsview, Ontario, zum ersten Mal in die Luft. Zu dieser Zeit ahnt noch keiner der Anwesenden, dass hier ein Klassiker der Luftfahrt entsteht: Mit insgesamt 1692 Exemplaren wird die Maschine zum meistgebauten Flugzeug, das jemals in Kanada vom Band lief. Nach der endgültigen Zulassung der Beaver im März 1948 startet der Hersteller die Produktion von mehr als 100 Maschinen für private Kunden. Diese können zwischen Ski-, Schwimmer-, Amphibien- oder Radfahrwerk wählen und erhalten stets ein universell einsetzbares Arbeitsflugzeug. Aber erst die erfolgreiche Teilnahme an einer Ausschreibung der US-Army, die 1950 auf der Suche nach einem leichten Kurier- und Versorgungsflugzeug ist, lässt die Stückzahl regelrecht explodieren.

Unter der Typenbezeichnung YL-20 wird die Beaver von der Army ausgiebig getestet und später mit der militärischen Bezeichnung L-20A und L-20B – 1962 in U-6A und U-6B umbenannt – in Dienst gestellt. Über die Hälfte aller gebauten Beaver, nämlich 980 Exemplare, gehen an die US-Streitkräfte. Exportiert wird die Maschine in über 62 Staaten, wo sie entweder militärische oder zivile Abnehmer findet. Wie die Zelle gilt auch der 450 PS leistende Neunzylinder vom Typ Pratt & Whitney R985 als nahezu unzerstörbar und bekräftigt den legendären Ruf des Flugzeugs. Die Beaver – obwohl mittlerweile eigentlich ein schützenswerter Oldtimer – ist selbst heute, 36 Jahre nach Produktionsende, noch als Transporter, Sprühflieger und sogar Ambulanzflugzeug in entlegenen Gebieten im Einsatz. Selbst zum Darsteller in Hollywood-Streifen bringt es die Maschine.

Als Harrison Ford 1998 in der Komödie „Sechs Tage, sieben Nächte“ laut Drehbuch mit einem Flugzeug in der Karibik notlanden muss, wird dafür eine Beaver gewählt. Der Schauspieler, zu dieser Zeit bereits erfahrener Privatpilot und Besitzer einer Aviat Husky, ist bei den Dreharbeiten von dem Buschflugzeug so begeistert, dass er sich unmittelbar nach der Fertigstellung des Films eine Beaver kauft. Aber auch viele Buschpiloten kennen weltweit kein anderes Flugzeug, das aerodynamisch so ausbalanciert, robust und zuverlässig ist. Selbst bei hohem Seegang sei die Landung mit dieser Maschine einfacher und sicherer als mit anderen einmotorigen Wasserflugzeugen. All diese positiven Eigenschaften führen dazu, dass der Hochdecker seinen Konstrukteuren eine Auszeichnung als eine der zehn besten kanadischen Ingenieursleistungen des 20. Jahrhunderts einbringt.

Die 1958 gebaute Mk-I-Version von Ivan Aeberli diente einst bei der US-Army in Vietnam als Transport- und Verbindungsflugzeug. 1990 wurde sie von Kenmore Air Harbor in Seattle, USA, total zerlegt, restauriert und auf null Stunden gebracht. Ursprünglich stand die N930AJ auf „Straight floats“, also reinen Schwimmern ohne zusätzlich ausklappbare Räder. Mittlerweile fliegt der Schweizer die Maschine von Zürich aus in den Sommermonaten auf Wipline-Amphibienschwimmern, um wahlweise sowohl auf Wasser als auch auf festem Untergrund landen zu können. In der Wintersaison wird auf ein normales Radfahrwerk umgerüstet – laut Aeberli erfordert das etwa einen Arbeitstag. Dadurch fliegt der Biber auch deutlich günstiger: Rund 80 Liter Avgas gönnt sich der Pratt & Whitney dann im Reiseflug, mit Floats sind es über 100 Liter. Wieso aber kauft man als Eidgenosse ein Seaplane – bei offiziellem Wasserflugverbot in der Schweiz?

Wasserflug in der Schweiz ? Manchmal ja!

Keine Regel ohne Ausnahme: Ab und zu darf dank des Einsatzes der Schweizer Seaplane-Vereinigung selbst im eigenen Land oder im benachbarten Österreich mit Sonderbewilligung gewassert werden. Wie etwa beim 3. Schweizer Seaplane-Treffen am Brienzer See bei Interlaken vom 1. bis 3. Juli diesen Jahres oder kurz darauf beim „Splash-in“ für Wasserflugzeuge am Wolfgangsee in Österreich. Ansonsten betreibt Aeberli den Sechssitzer eben auf festem Untergrund – oder genießt bei Ausflügen nach Italien, Korsika und in skandinavische Länder die dortige Wasserflug-Freiheit.

Warum Aeberli ausgerechnet auf die Beaver kam? Schuld war das fliegermagazin! In der Märzausgabe des Jahres 1996 berichtete Walter Schild in der Reportage „Der fliegende Biber“ über sein Seaplane-Rating auf einer Beaver in Seattle. Nach dieser Lektüre wusste der Schweizer: So ein Flugzeug muss her. Einige Zeit später klappte es dann mit dem Kauf der N930AJ – und in diesem Moment hat die Familie Aeberli Zuwachs um ein „trinkfreudiges“ Mitglied bekommen.

Text: Jürgen Schelling/Ralf Lestate, fliegermagazin 2/2005

Technische Daten
DeHavilland Canada Beaver Mk I
  • 14,63 m
  • 9,22 m
  • 4,50 m
  • 1846 kg
  • 2435 kg
  • Pratt & Whitney R985, 450 PS
  • Hartzell-Dreiblatt
  • 100 l/h
  • 5485 m
  • 780 NM
  • Weitere Informationen zum Flugzeug unter www.xtramobil.ch/beaver oder www.seaplanes.ch
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